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006 - In der weißen Hölle

006 - In der weißen Hölle

Titel: 006 - In der weißen Hölle
Autoren: Michael J. Parrish
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warf.
    Das Tier hatte Mühe, auf Kurs zu bleiben, kam mehrmals den aufragenden Felsspitzen gefährlich nahe. Wieder erhellte gleißender Blitz den Himmel, grollte rollender Donner.
    Dann kam der Schnee.
    Von einem Augenblick zum anderen fanden sich Matt und Aruula inmitten eines Infernos aus flirrenden Flocken wieder, die der eisige Wind in ihre Gesichter peitschte.
    Sie zogen die Kapuzen ihrer Umhänge enger und klammerten sich fest an den Sattel, während sich die Androne in der Luft zu halten versuchte. Doch ihre Bemühungen, mit den filigranen Flügeln den entfesselten Naturgewalten zu trotzen, muteten lächerlich an. Ein gewaltiger Sturm brach los, ein richtiger Blizzard.
    Schlagartig wurde das Schneetreiben so dicht, dass Matt und Aruula die Hand nicht mehr vor Augen sehen konnten. Dazu dräuten die Wolken und sorgten dafür, dass es stockdunkel wurde. Nur die unentwegt zuckenden Blitze sorgten Sekundenbruchteile lang für blendendes Licht.
    Die Androne gab ein schrilles Pfeifen von sich, als sie von einer Bö erfasst und davon geschleudert wurde.
    Aruula stieß eine bittere Verwünschung aus, riss an den Zügen und stemmte sich in die Steigeisen, um das Insekt unter Kontrolle zu bekommen. Es war ein aussichtsloses Unterfangen. Die immer heftiger tobenden Winde und der Schnee sorgten dafür, dass die Flugameise die Orientierung verlor. Vergeblich versuchte sich das Tier in der Luft zu behaupten, verlor aber rasch an Höhe.
    »Geh runter!« rief Matt Aruula über das Brausen des Windes hinweg zu. »Wir müssen landen, ehe das Biest abstürzt!«
    Aruula schrie eine Bestätigung, riss an den Zügeln, wandte all ihr Geschick auf. Erfolglos.
    Ein kräftiger Windstoß traf Tier und Reiter.
    Die Androne rollte um ihre Längsachse; dabei gingen zwei Säcke mit Proviant verloren. Nur die Gurte verhinderten, dass die beiden Reiter in die Tiefe stürzten. Eisig kalte Luft fegte heran. Matt biss die Zähne zusammen, spürte nagenden Schmerz in seinem Gesicht.
    ***
    Binnen Augenblicken waren die Flügel der Ameise mit Eis überzogen. Die Androne stieß ein gequältes Kreischen aus - im nächsten Moment brach eines der filigranen Flügelpaare.
    »Meerdu!« schrie Aruula - und Matt verstand auch ohne Übersetzung.
    Es war, als wären die Rotoren in einem Hubschrauber ausgefallen - es ging steil bergab. Die Androne schlug hektisch mit den verbliebenen Flügeln, von ihren Überlebensinstinkten dazu getrieben. Doch es war ein sinnloses Unterfangen.
    Der Sturm, der Schnee und der Wind sorgten dafür, dass sie alle unbarmherzig in den bodenlosen dunklen Schlund gerissen wurden, der unter ihnen gähnte. Inmitten des wirbelnden Schneegestöbers wussten sie nicht mehr, wo oben und unten war, schienen gleichsam zu schweben.
    Doch Matt war klar, dass dieser Zustand nicht lange anhalten konnte. In wenigen Augenblicken würden sie auf harten Fels aufschlagen - und dann war es vorbei. Der ehemalige Air-Force Pilot tröstete sich mit dem Gedanken, dass es ihm wenigstens vergönnt war, einen Fliegertod zu sterben…
    Schemenhafte Formen, denen sie mit atemberaubendem Tempo entgegen stürzten, tauchten aus dem Gestöber auf. Matt schloss seine Arme um Aruula, in dem sinnlosen Bemühen, sie irgendwie zu schützen.
    Eine schreckliche Sekunde des Wartens. Dann der Aufprall…
    Matt wusste nicht, wie ihm geschah. Er hatte das Gefühl, als würde sein Innerstes nach außen gekehrt, so verheerend war die Wucht, mit der die Androne aufschlug.
    Die Lederriemen, die ihn bislang im Sattel gehalten hatten, rissen unter der Belastung.
    Matt konnte Aruula nicht länger halten; in hohem Bogen flog er aus dem Sattel, überschlug sich in der Luft, verlor Augenblicke lang die Besinnung.
    Als er wieder zu sich kam, waren nur ein paar Sekunden verstrichen.
    Er lag bäuchlings im hohen Schnee, war fast gänzlich darin versunken. Klamme Kälte kroch durch seinen Umhang und seinen Overall, ließ ihn frösteln.
    Matt blinzelte, wischte sich den Schnee aus dem Gesicht - und begriff, was für ein Glück er gehabt hatte.
    Er war unverletzt, hatte abgesehen von ein paar Prellungen keine Verletzungen davongetragen. Das Schneefeld hatte den Absturz aufgefangen.
    Rasch raffte sich Matt auf die Beine, begann in dem von tanzenden Schneeflocken durchsetzten Dämmerlicht nach Aruula zu suchen.
    Immer wieder rief er den Namen seiner Gefährtin, schrie gegen den beständig pfeifenden Wind an, stapfte atemlos durch den Schnee, in dem seine Stiefel bis zu den Schäften
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