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006 - In der weißen Hölle

006 - In der weißen Hölle

Titel: 006 - In der weißen Hölle
Autoren: Michael J. Parrish
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Dickicht suchen. In wildem Slalomkurs ging es zwischen Bäumen hindurch, von denen manche so dick und mächtig waren, dass fünf Männer den Stamm nicht hätten umfassen können.
    Matt erinnerte sich an einen Ausflug, auf den ihn sein Vater mitgenommen hatte, als er noch ein Kind gewesen war. Sie hatten die Redwood- Wälder an der nordkalifornischen Küste besucht -wuchtige rotholzige Giganten, die ihre Äste geradewegs in den Himmel zu strecken schienen. Genau so sah es hier aus – mit dem Unterschied, dass dies alles andere als ein unbeschwerter Ausflug war. Und die gigantischen, fast mannshohen Pilze, die im Schatten der Bäume aus dem Waldboden schossen, hatte es damals auch nicht gegeben.
    Das Kreischen eines Raubvogels, der vom Geräusch des Motors aufgeschreckt worden war und über den Wipfeln seine Kreise zog, erinnerte Matt daran, dass er in dieser fremden feindlichen Welt stets wachsam sein musste. Er warf einen Blick nach oben und sah einen Schatten in der Form einer riesigen Fledermaus.
    »Batera!« rief Aruula aus - und Matt wurde sich einmal mehr bewusst, dass er noch viel über diese rätselhafte Zukunftswelt zu lernen hatte.
    Je weiter sie nach Nordosten kamen, desto mehr lichtete sich der Wald. Die Bäume wurden kleiner, gedrungener, verloren sich schließlich in einer hügeligen, mit Felsbrocken und Findlingen übersäten Landschaft, über der sich ein stahlblauer Himmel spannte.
    Matt schlug die Richtung ein, die Aruula ihm wies.
    Nach einer etwa zweistündigen Fahrt über flache Bergrücken und von Flussläufen durchzogene Schluchten, von deren felsigen Wänden das Knattern des Motorrads gespenstisch widerhallte, erreichten sie ein weites Tal. Auf einer Hügelkuppe, von der aus man die Senke gut überblicken konnte, brachte Matt das Bike zum Stehen.
    »Siehst du?«, fragte Aruula. »Das ist es! Gaffar!«
    Matt nickte.
    Vor ihnen, am Fuß des Hügels, lag eine ausgedehnte Ansiedlung. Die Häuser, von deren Kaminen dünne Säulen von Rauch aufstiegen, waren zum Teil auf Ruinen errichtet, zum Teil aus Holz gezimmert, zum Teil aus Relikten längst vergangener Zeiten erbaut. Sie waren gedrungen und hatten nur ein Stockwerk, gruppierten sich in mehreren Gassen um einen großen Platz, der die Mitte der Ortschaft einnahm.
    Dort wurde gerade ein Markt abgehalten. An unzähligen Ständen boten Händler ihre Waren preis, feilschten und betrogen..
    Matt nickte.
    Der Markt von Gaffar war ihr Ziel - hier würden sie vielleicht ein Fortbewegungsmittel finden, das sie über die Alpen nach Norden bringen konnte ..
    ***
    Matthew legte den Gang ein und gab Gas.
    Mit halsbrecherischem Tempo raste das Motorrad den Hang hinab und hielt auf den Ortseingang zu. Zwar gab es Wachtposten - grobschlächtige Männer in derber Lederkleidung, die Speere trugen und
    »Schilde«, die in vergangenen Zeiten die Felgen eines Autos geziert hatten -, doch war die Siedlung nicht wirklich befestigt. Ein Hinweis darauf, dass es sich um eine halbwegs sichere Gegend handelte.
    Die Wachen musterten sie von Kopf bis Fuß, als Matt und Aruula die Einfallstraße passierten, hielten sie jedoch nicht auf.
    Lediglich das Motorrad erregte - natürlich - ihre Aufmerksamkeit; fast schienen sie sich davor zu fürchten.
    Es würde es auf dem Markt einen guten Preis erzielen. Dass der Sprit fast verbraucht und die letzte Inspektion leicht überfällig war, brauchte Matt dem Käufer ja nicht gerade auf die Nase zu binden…
    Sie gelangten auf die Hauptstraße, wo reger Verkehr herrschte. Händler fuhren mit Karren umher, die mit Früchten und Gemüse beladen waren. Gespanne waren unterwegs, die von bizarren Tieren gezogen wurden; einige von domestizierten Hunde-Mutationen, andere von langhaarigen Viechern, die Matt entfernt an Rinder erinnerten.
    In wildem Zickzackkurs steuerte er seine Maschine zwischen den Gespannen hindurch. Dabei zog er sich den Unwillen einiger anderer Verkehrsteilnehmer zu; Flüche klangen auf, Fäuste wurden geschüttelt. Die meisten Menschen aber wichen erschrocken zurück angesichts der brüllenden, fremdartigen Maschine.
    Sie erreichten die Mitte der Siedlung, den großen Marktplatz. Staunend blickte sich Matt um, beeindruckt von dem bunten Treiben und der Vielfalt des Angebots.
    Schwerer würziger Geruch durchsetzte die Mittagsluft. An manchen Ständen, deren Verkäufer meist Burnus und Turban trugen, wurden exotische Gewürze verkauft. An anderen bot man verschiedene Sorten von Obst und Gemüse zum Kauf an, an wieder
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