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006 - In der weißen Hölle

006 - In der weißen Hölle

Titel: 006 - In der weißen Hölle
Autoren: Michael J. Parrish
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anderen Werkzeuge und Waffen.
    Aruula stieß einen warnenden Schrei aus, als sie zwei grauschwarze Taratzen erblickte - doch sie beruhigte sich sofort wieder, als sie erkannte, dass die Biester angekettet waren.
    »Taratzenfleisch!« schrie der Händler dazu in der Sprache der Südländer. »Frisches Taratzenfleisch! Wir schlachten vor Ihren Augen…«
    Matt schüttelte sich vor Abscheu - aber die Riesenratten waren bei weitem noch nicht das Schlimmste, was der Markt anzubieten hatte. Mit Unbehagen bemerkte Matt ein Podest, das in der Mitte des Marktes errichtet worden war und um das sich grobschlächtige Kerle mit geifernden Mienen drängten. Auf dem Podium standen junge Frauen, die so gut wie nichts am Leibe trugen, an Ketten gefesselt wie die Taratzen. Frischfleisch, nicht zum Verzehr geeignet. Oder etwa doch? Nach seinen bisherigen Erlebnissen mit Wulfanen und Nosfera traute Matt der hiesigen Bevölkerung mittlerweile fast alles zu…
    »Sklavinnen!« pries der Händler aus Leibeskräften seine Ware an. »Junge willige Sklavinnen aus dem Südland, gesund und sauber…«
    Matt spürte, wie der Drang in ihm erwachte, etwas gegen diese Zustände zu unternehmen - aber er wusste auch, dass er nicht eingreifen konnte. Diese Welt hatte sich ihre eigenen Gesetze geschaffen; er war hier der Fremde. Seine Generation war so stolz auf das gewesen, was sie zu Beginn des neuen Jahrtausends unter dem hehren Begriff »Zivilisation« erreicht hatte. Doch das meiste davon war im Sog der Jahrhunderte wieder verkümmert.
    »Dort hinten«, sagte Aruula und deutete auf einen Verkaufsstand, der am äußeren Rand des Marktes lag. »Dort man kann Reittiere kaufen!«
    Matt bestätigte und steuerte seine Maschine zu dem von einem hohen Zaun umgebenen Pferch, in dem sich riesige Insekten mit bizarrem Aussehen tummelten.
    Matt erkannte mehrere Frekkeuscher und abnorm große Tausendfüßler, dazu Viehzeug, das er noch nie zuvor erblickt hatte: Raupen von der Größe eines Kleinwagens und etwas, das wie eine riesige Ameise mit Flügeln aussah.
    »Und du bist sicher, dass wir hier etwas Passendes finden?«, raunte er seiner Begleiterin skeptisch zu. Fast wie bei einem Gebrauchtwagenhändler…
    »Ganz sicher. Maddrax muss mir vertrauen…«
    »Comdo«, grüßte der Händler, ein buckliger zahnloser Kerl, der eine Tunika aus speckigem Leder trug. »Ventuu compra?«
    Matt verstand inzwischen genug vom Kauderwelsch der Südländer, um zu wissen, dass sich der Mann nach ihren Wünschen erkundigte. Aruula hielt nicht lange hinter dem Berg, schilderte mit kurzen kehligen Worten, was sie und ihr Begleiter brauchten.
    Der Händler nickte und deutete auf das hässliche Ameisenvieh. Ohne auch nur die geringste Scheu zu zeigen, betrat Aruula den Pferch, ging auf das Tier zu und musterte es mit geübtem Blick.
    »Docaroo«, erklärte sie sich schließlich einverstanden und nickte, was den Händler dazu veranlasste, sich geschäftig die Hände zu reiben. Nun kam der nächste Teil des Rituals - das Aushandeln des Preises. Die Bewohner dieser Gegend kannten kein Geld. Sie tauschten - was sie nicht weniger gierig machte…
    »Kwaanta?«, fragte Aruula.
    Der Händler machte eine unbestimmte Handbewegung. »Offoor«, forderte er.
    »Er will ein Angebot«, übersetzte Aruula.
    Matt deutete auf das Motorrad, das er vor dem Pferch abgestellt hatte. »Sag ihm, dass wir das Mo… den Feuerstuhl eintauschen werden. Aber wir wollen Proviant für zwei volle Wochen dazu haben.«
    Aruula nickte und übersetzte.
    Der Händler machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Androne parr ruuta fuca!« rief er außer sich.
    »Die Androne gegen den Feuerstuhl«, übersetzte Aruula. »Mehr will er nicht geben.« Matt schüttelte den Kopf, seine Züge verhärteten sich.
    »Magare parr doo… semaa!« fuhr er den Händler an und hob demonstrativ zwei Finger.
    »Andernfalls kannst du dir die Sache aus dem Kopf schlagen, okay?«
    Der Händler blitzte Maddrax an. Unverhohlene Gier glänzte in seinen Augen; immer wieder bedachte er das Motorrad mit verstohlenen Blicken. Es war offensichtlich, dass er das Ding haben wollte.
    »Dacoroo«, knurrte er schließlich missmutig und hielt Aruula seine Hand hin, damit sie einschlug.
    Der Handel war besiegelt.
    ***
    Matt erinnerte sich an seine erste Flugstunde. Er war ein blutjunger Fähnrich gewesen damals, und er wusste noch, dass er schrecklich aufgeregt gewesen war. Sein ganzes Leben lang hatte er davon geträumt, zur Air
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