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006 - Der Teufelsbeschwörer

006 - Der Teufelsbeschwörer

Titel: 006 - Der Teufelsbeschwörer
Autoren: A.F.Morland
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war offen.
    ***
    Temples Herz schlug schneller. Er nahm das Scotchglas vom Deckel und stellte es neben die Eichentruhe. Eine seltsame Spannung erfaßte den Mann. Er öffnete den Deckel. Die Scharniere knarrten unheimlich. Gegenwart und Vergangenheit begegneten einander an diesem unfreundlichen Abend.
    Da lag es, eingerahmt von Holz, das Vermächtnis des Hexers.
    Alte Schriften, mit der Hand angefertigt. Utensilien, deren Verwendungszweck Logan Temple nicht kannte, eine lange, schwarz glänzende Lederpeitsche. Ein kleiner Blechbehälter mit verschieden großen Kreidestücken. Ein kunterbuntes Sammelsurium, zu dem auch ein dickes, in braunes Leder gebundenes Buch gehörte.
    Logan Temple holte alles aus der Truhe und breitete es um sich herum auf dem Boden aus.
    Er nahm die ersten Aufzeichnungen zur Hand. Das Geschriebene war in einer alten, geschwollenen Sprache abgefaßt, aber es war noch lesbar, obwohl man sich heute anders ausdrückte und viele Wörter auch anders schrieb.
    Die Zeit verging wie im Fluge. Um Logan Temple versank die Welt. Er sah keine Blitze mehr, hörte den Donner nicht und auch nicht das Rauschen des Regens, der in Sturzbächen über das Dach schoß. Mit brennenden Wangen las er, konnte nicht aufhören.
    Die Schriften zeigten ihm einen ungeheuerlichen Weg auf. Wenn er diesen beschritt, würde er ungemein mächtig werden. Eine sorglose Zukunft würde ihm sicher sein. Er konnte die Menschen seine Macht spüren lassen, konnte sich bei denen revanchieren, die ihn von oben herab behandelt hatten, die sich als Herren aufgespielt hatten und mit ihm unzufrieden gewesen waren. Die Nörgler konnte er mit der Hilfe des Teufels peinigen. Hundertfach konnte er ihnen zurückzahlen, was sie ihm angetan hatten.
    Doch die Schriften eröffneten ihm noch weitere Aspekte. Ein Bündnis mit dem Teufel würde ihm Macht über Leben und Tod verleihen. Schwarze Kräfte würden ihm zur Verfügung stehen.
    In seinem erhitzten Gehirn reifte sogleich ein Plan.
    Alles, was man brauchte, um den Teufel zu beschwören, befand sich in seiner Hand. Es gab mehrere Anleitungen, wie die Beschwörung zu erfolgen hatte. Mehrere Varianten standen zur Auswahl.
    Logan Temple brauchte sich nur für eine zu entscheiden.
    Er war aufgeregt.
    Kein Wunder, er stand auf der Schwelle zu Macht und Reichtum!
    Mit Hilfe der Aufzeichnungen traf er nervös seine Vorbereitungen. Keine Sekunde zweifelte er daran, daß die Beschwörung klappen würde. Er erinnerte sich, daß Julian West auf dem Scheiterhaufen gestorben war. Man hätte ihn dort nicht hingebracht, wenn der Höllenfürst dies nicht gewollt hätte. Der Teufel hätte den Hexer jederzeit retten können. Vermutlich hatte Asmodis seinen Diener von der Welt abgezogen, um ihn in seinem Reich einzusetzen.
    Der Platz des Hexers war vakant.
    Seit dreihundert Jahren schon.
    Es wurde Zeit, daß jemand an Julian Wests Stelle trat.
    Logan Temple wollte das sein.
    Er zeichnete mit Hilfe des Buches mit Tierfettkreiden zwei Kreise auf den Boden. Zwischen dem äußeren, größeren Kreis und dem inneren, kleineren plazierte Temple jene magischen Zeichen, die im Buch abgebildet waren. Maßstabgetreu. Er nahm sich sehr viel Zeit für diese Arbeit. Noch nie in seinem Leben hatte er so gewissenhaft gearbeitet.
    Innerhalb des kleineren Kreises zeichnete Logan Temple die scharfen, geraden Linien eines Drudenfußes. Zwischen die magischen Symbole stellte er kleine Blechschalen, die er mit einem Öl füllte, das sich in einem braunen Fläschchen befand.
    Damit waren die Vorbereitungen schon beinahe abgeschlossen.
    Logan Temple setzte sich mit dem dicken alten Buch in den Kreis.
    Seine Spannung steigerte sich. Nach menschlichem Ermessen mußte die Beschwörung klappen. In wenigen Augenblicken würde hier der Teufel erscheinen. Temples Blut pochte in den Schläfen.
    Dieser Abend sollte seinem Leben die große Wendung geben. Er würde nicht mehr einer von vielen sein, ein Teil der anonymen Masse Mensch. Er würde sich erheben, vortreten, eine Vormachtstellung einnehmen, die ihm niemand streitig machen konnte. Teufel, warum war er nicht schon viel früher auf die Idee gekommen, sich den Inhalt der Truhe anzusehen?
    Mit seinem Feuerzeug entzündete er die schillernde Flüssigkeit in den kleinen Metallschalen. Vier hellgelbe Flammen fingen an zu tanzen. Sie wiegten sich hin und her, leckten hoch, duckten sich, machten alles im Gleichklang, in ihren Bewegungen schien System zu sein.
    Dämpfe stiegen von ihnen auf. Dünne
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