Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
006 - Der Teufelsbeschwörer

006 - Der Teufelsbeschwörer

Titel: 006 - Der Teufelsbeschwörer
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
weiße Schwaden, die nach oben auf einen zentralen Punkt zustrebten. Sie suchten die Vereinigung, zogen Schleifen in der Luft, bildeten über Logan Temple eine Art Dach, von dem er sich beschützt fühlte.
    Er blätterte in dem Buch, las alte Beschwörungsformeln mit lauter Stimme. Nicht immer verstand er den Sinn der Worte, und er hoffte, sie richtig auszusprechen.
    Die letzten Worte.
    Sie verwehten.
    Stille.
    Logan Temple blätterte um. Links war die Vorlage des Kreises, den er gezeichnet hatte. Rechts war eine Zeichnung, die Ähnlichkeit mit dem Atomium von Brüssel hatte. Temple legte zwei Finger darauf und wartete ungeduldig. War sein Ruf bis in die Dimensionen des Schreckens vorgedrungen und gehört worden?
    Die Luft war schwer, legte sich auf Temples Schultern und drückte ihn nieder. Er hatte Atembeschwerden. Das kam von den Dämpfen, die aus den kleinen Schalen hochstiegen.
    Seine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt.
    Da – ein gelbrotes Flirren in der Luft. Aus Millionen von kleinen Glutpartikelchen setzte sich eine riesige Gestalt zusammen. Schlagartig ging das. Am Rande des Kreises hockte plötzlich ein gehörntes Wesen, das aus glühender Lava zu bestehen schien. Zwischen den mächtigen Hörnern auf dem Schädel züngelten Flammenhaare.
    Temple sah Krallenhände, ein weiß blitzendes Raubtiergebiß, gelb leuchtende Augen. Aggression, Bosheit, Gemeinheit, Tücke – alles in einer Person.
    Das war der Teufel.
    Die Beschwörung hatte geklappt!
    ***
    Obwohl Logan Temple voller Ungeduld auf das Erscheinen des Höllenfürsten gewartet hatte, prallte er zurück, als die Präsenz des Bösen so abrupt sichtbar wurde. Erschrocken streckte er dem Schrecklichen abwehrend die Hand entgegen, begriff dann aber, daß er nichts zu befürchten hatte, das stand in den Schriften.
    Langsam ließ er den Arm sinken.
    Beeindruckt betrachtete er die rote Gestalt, den Teufel, mit dem er sich verbünden wollte. Ein nervöses Lächeln huschte über sein Gesicht. Überwältigt sagte er: »Du bist gekommen! Du bist wirklich gekommen!«
    »Schließlich hast du mich gerufen«, gab der Höllenfürst mit grollender Stimme zurück. Er verströmte den penetranten Geruch von Schwefel.
    Logan Temple setzte sich auf. Er wurde ruhiger. Er brauchte keine Angst zu haben. »Ich habe in der Truhe des Hexers gekramt und viel Interessantes gefunden. Ich möchte das Erbe des Hexers antreten. Bist du damit einverstanden?«
    Der Satan grinste. »Aber natürlich. Warum nicht? Je mehr Verbündete ich habe, desto lieber ist es mir.«
    »Du wirst mir die Macht der Hölle verleihen?«
    »Wenn du gelobst, sie in meinem Sinne zu verwenden.«
    »Das gelobe ich feierlich.«
    »Mit deinem Leben?«
    »Mit meinem Leben stehe ich dafür ein!« sagte Logan Temple entschlossen.
    Der Teufel ließ zwischen seinen Händen eine schwarze Schlange entstehen. Er legte das Reptil auf den Boden. Er kroch in den Kreis, erreichte Logan Temples Beine, schob sich auf diese, kroch an dem Mann hoch.
    »Öffne deinen Mund!« zischelte die Schlange. »Laß mich ein!«
    Logan Temple schloß die Augen und sperrte den Mund weit auf.
    Er spürte, wie das eklige Tier in seine Mundhöhle kroch, seinen Atemweg verstopfte und ihn zu ersticken drohte. Es hämmerte zwischen seinen Schläfen. Wilde Angst. Wie erstarrt saß er da. Das Reptil schob sich weiter vor, glitt tiefer und ging schließlich in Temples Körper auf. Er bekam wieder Luft, öffnete die Augen und stellte fest, daß der Teufel verschwunden war.
    Aber ein Teil vom Satan war geblieben und befand sich nunmehr in Logan Temple, dem Teufelsbeschwörer!
    Der Schlüssel zur Macht, er hatte sich in der Truhe des Hexers befunden. Temple hatte ihn gefunden und benützt.
    ***
    Ein Blitz zischte schräg über den Himmel, der Donner ließ nicht lange auf sich warten. Er hämmerte so laut auf mein Haus ein, daß die Gläser auf der fahrbaren Hausbar klirrten. Ich warf einen Blick zum Fenster, gegen das der Regen prasselte, als käme er aus einer Feuerwehrspritze, und schüttelte mich.
    »Ein Glück, daß wir hier drinnen sitzen und nicht raus müssen«, sagte ich. »Dort draußen probt der Himmel den Weltuntergang. Es fallen Tropfen vom Himmel, die so große sind, daß sie dich erschlagen können.«
    Roxane – langes schwarzes Haar, lange hübsche Beine, leicht schräggestellte grüne Augen –, lächelte. Sie war eine Hexe. Aus dem Jenseits zu uns gestoßen. Mr. Silvers Jugendliebe. Sie hatten einander lange nicht gesehen, dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher