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006 - Der lebende Leichnam

006 - Der lebende Leichnam

Titel: 006 - Der lebende Leichnam
Autoren: Peter Randa
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unvorsichtig zu sein. Sofort dringe ich in die Gedanken des Tankwarts ein.
    Er ist misstrauisch geworden, weil Vallon Junggeselle ist und keine Geschwister hat. Er ist hier bekannt, denn er hat in dieser Gegend viele Patienten. Der Tankwart überlegt, wie er mich zurückhalten kann, während er die Polizei verständigt.
    Er nimmt die Banknote an sich und sagt:»Ich hole das Wechselgeld.«
    Ich bin überzeugt, dass er es bei sich hat, aber er denkt an das Telefon. Ein wenig überrascht beobachte ich ihn, wie er auf die Glaskabine zugeht, in der sich sein Büro befindet. Er geht an einer Wasserstoffflasche vorbei. Ich setze meine ganze Willenskraft ein, um sie hochzuheben, sie ihm an den Köpf zu werfen und dabei den Sprühmechanismus auszulösen.
    Die geistige Anstrengung ist so enorm, dass mir der Schweiß ausbricht, aber meine Bemühungen haben Erfolg. Die Flasche trifft den Tankwart am Hinterkopf und zerschmettert ihm den Schädel. Augenblicklich bricht er zusammen.
    Rasch starte ich den Motor meines Wagens. Ein Angestellter kommt aufgeregt aus dem Büro gelaufen. Bestimmt hat er noch nicht begriffen, was sich soeben in seiner unmittelbaren Nähe abgespielt hat.
    Ich fahre weg. Im Rückspiegel sehe ich, wie sich ein paar Neugierige um den verunglückten Tankwart scharen. Ich triumphiere. Zwei tödliche Unfälle an einem Tag. Zweimal Tankwarte, und beide in derselben Gegend. Man wird das Viertel für verhext halten.
    Ich bin außer mir vor Freude. Das Bewusstsein, über fast unbegrenzte Macht zu verfügen, berauscht mich.
     

     
    An der Porte d’Italie finde ich einen Parkplatz gegenüber einem Restaurant. Ich bin wahnsinnig hungrig und fühle mich erschöpft.
    Natürlich kann man solche Erfolge nicht erzielen, ohne die Nerven außerordentlich zu strapazieren. Ein gutes Essen, und ich bin wieder in Form. Ich steige aus. Vor dem Eingang des Restaurants erblicke ich einen Kiosk und Kaufe France – Soir.
     

     
    Ein gutes Lokal. Tolle Speisekarte. Ich stelle mir ein phantastisches Menu zusammen, und nachdem ich einen Aperitif bestellt habe, schlage ich die Zeitung auf. Es ist eine Sondernummer, die soeben erschienen ist.
    Auf der ersten Seite prangt mein Foto. Daneben die Schlagzeile: GEFÄHRLICHER IRRER ENTKOMMEN!
    Warum Irrer? Hastig überfliege ich den Artikel. Marlat ist mit dem Leben davongekommen. Oskar hat es nicht geschafft, ihn umzubringen, und er hat sofort die Presse alarmiert.
    Er hat die Karten auf den Tisch gelegt. Nur dass das, was er erzählt hat, so unglaublich klingt, dass der Journalist ihn nicht ganz ernst genommen hat. Er hat die Verantwortung für den Aufsehen erregenden Artikel Marlat überlassen, der als Kapazität in seinem Fach gilt. Auf diese Weise erfahre ich auch, dass er weltberühmt ist. Nobelpreis und viele andere Auszeichnungen.
    Seiner Meinung nach wurden durch die lange Einwirkung radioaktiver Strahlungen in meinem Körper biologische Prozesse ausgelöst, die mich im Lauf der Zeit in ein Ungeheuer mit den phantastischsten Fähigkeiten verwandeln. Ein Wesen wie aus einem Gruselfilm.
    Er zählt die Fähigkeiten auf, über die ich seiner Ansicht nach verfüge: Telekinese, Levitation, Telepathie. Er meint allerdings, dass dies wahrscheinlich noch nicht alles ist, und lässt sich hauptsächlich über meine todbringenden Träume aus.
    Er beschuldigt mich ganz offen des Mordes an Marie Sauvage, an Denis Talber und an Mireille. Außerdem hält er mich für Oskars Überfall auf ihn selbst verantwortlich.
    Um die Glaubhaftigkeit seiner Behauptungen zu unterstreichen, warnt er die Bevölkerung vor mir. Man könne mich jedoch leicht identifizieren, denn ich beginge am laufenden Band Gewalttaten, die von der Logik her nicht zu erklären seien. Er halte meinen Geist für so verwirrt, dass ich stets nur mit brutaler Gewalt und Grausamkeit reagierte.
    Wenn etwas meinen Zorn errege, bekäme ich mörderische Tobsuchtsanfälle. Er weist die Polizei darauf hin, wie gefährlich es sei, mich festzunehmen. Am besten sei es wohl, man würde mich, sobald man mich erwische, sofort niederknallen.
    Sehr interessant, dieser Artikel. Zu den Fähigkeiten, über die ich jetzt verfüge, sollen also noch andere kommen. Marlat rechnet mit allem.
    Natürlich teilt der Verfasser des Artikels nicht Marlats Standpunkt, man solle mich abknallen wie ein tollwütiges Tier. Das menschliche Leben ist unantastbar, ein Grundsatz, der mir sehr zugute kommt. Der Verfasser des Artikels vertritt jedoch die Meinung, dass, wenn
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