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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung
Autoren: Richard Wunderer
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die Stirn. Eine Strähne ihrer blonden Haare quoll unter ihrer Pelzmütze hervor. Die Schneekristalle verfingen sich darin. Gedankenverloren strich Jane sich die Haarlocke aus der Stirn.
    »Die Hexe sagte«, murmelte sie, »sie würde jetzt das Spiel durchschauen.«
    Suko nickte. »Das waren ihre Worte«, bestätigte er. »Na und? Was schließt du daraus?«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich weiß es noch nicht. Aber…«
    Sir Powell trat zu uns. Er räusperte sich und riß die Augen weit auf, weil sich die Schneeflocken auf seinen dicken Brillengläsern niederschlugen und er kaum noch etwas sah.
    »John, hören Sie auf, Ihren Verstand zu strapazieren!« rief er. »Ich sehe es Ihnen an, diese ganze Sache spukt noch in Ihrem Kopf herum! Dieser Fall ist erledigt. Miß Lacatte ist tot. Der Arzt hat Herzschlag bestätigt. Die Schuldigen haben sich unserem Zugriff entzogen. Ihr Büro ist inzwischen auch wieder in Ordnung gebracht worden. Was wollen Sie noch mehr?«
    Ich rang mir ein schwaches Lächeln ab. »Ich möchte wissen, wieso ich ein Dummkopf bin«, antwortete ich und verließ rasch den Friedhof. Ich hatte eine Idee.
    ***
    Wir hatten uns bisher zu wenig um das Mordopfer gekümmert. Für uns war klar gewesen, daß sich die drei Hexen ein beliebiges Opfer ausgesucht hatten. Doch nun kamen die Worte der Schwarzhaarigen mit voller Deutlichkeit wieder.
    Sie hatten den alten Hubbard Vermont gekannt und ihn zu irgend etwas benutzt. Sie hatte nicht mehr gesagt, was das war. Einmal hatte Suko sie unterbrochen, das zweite Mal war es jener Dämon gewesen, der die Dienerinnen des Bösen in das Reich der Geister geholt hatte.
    Ich mußte feststellen, in welchem Zusammenhang Hubbard Vermont mit den drei Hexen gestanden hatte. Nur so konnte ich herausfinden, warum sie ihn ermordet hatten. Vielleicht gab es noch einen anderen Grund als die falsche Beschuldigung gegen Mara Lacatte.
    Ich fuhr zu der leerstehenden Villa in Kensington. Die Schlüssel für das alte Haus trug ich bei mir, als hätte ich schon geahnt, daß ich nach dem Begräbnis noch einmal herkommen würde. Auch meinen Einsatzkoffer hatte ich im Bentley, so daß ich mich nicht unbewaffnet in das Haus wagen mußte.
    Ich wußte nicht genau, was ich suchte, aber ich hatte das deutliche Gefühl, daß Sir Powell nicht recht hatte. Dieser Fall war noch nicht zu Ende. Da kam noch etwas.
    Meine Freunde zog ich nicht mit hinein. Warum sollte ich ihre Zeit verschwenden, bevor ich überhaupt wußte, worum es ging und ob wir eingreifen konnten.
    Ich erreichte den Stadtteil Kensington, als sich das Funkgerät meldete. Unsere Zentrale im Yard gab durch, daß mich ein Rechtsanwalt wegen Hubbard Vermonts Nachlaß sprechen wollte. Ich bestellte den Mann kurzerhand in die alte Villa und versprach, dort auf ihn zu warten.
    Da ich es nicht mehr weit hatte, war ich als erster an Ort und Stelle, parkte direkt vor dem Haus und betrat die Villa.
    Ich erwartete, ein ungemütliches, kaltes, unheimliches Haus vorzufinden. Statt dessen war die Zentralheizung eingeschaltet. In den Kaminen war frisches Holz aufgeschichtet und brauchte nur noch angezündet zu werden. Es war geputzt worden, so daß alles in neuem Glanz erstrahlte. Es roch nach frischer Farbe, Türen und Fenster waren gestrichen worden!
    Ich lief immer hastiger durch das Haus. Im Kaminzimmer, in dem wir den Toten gefunden hatten, blieb ich wie erstarrt stehen. Hier sah es so aus, als wäre der Bewohner des Hauses erst vor wenigen Minuten weggegangen.
    Das Kaminzimmer war kaum wiederzuerkennen. Nur der Kamin befand sich noch an derselben Stelle. Alles andere war verändert worden. Die Einrichtung war vollständig ausgetauscht. An den Wänden schimmerten golden getönte Seidentapeten. In der Mitte des Raumes lag ein kostbarer chinesischer Seidenteppich.
    Ich stand noch staunend mitten im Raum, als ein dezenter Gong anschlug. Ich konnte mich deutlich erinnern, daß dieses Haus ursprünglich eine mißtönende schrille Klingel hatte.
    Verwirrt lief ich nach unten und öffnete. Ein grauhaariger Mann stand in der einbrechenden Dämmerung vor der Villa und lüftete höflich seinen Zylinder.
    »James T. Earlbone, Rechtsanwalt«, stellte er sich vor. »Wir haben eine Verabredung. Oberinspektor Sinclair, vermute ich?«
    Ich präsentierte ihm meinen Ausweis und ließ mir sicherheitshalber seinen zeigen.
    Er war derjenige, für den er sich ausgab.
    »Es geht um dieses Haus«, eröffnete mir der Rechtsanwalt, als er die Diele betrat.
    »Ich habe
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