Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
daran.
    Innerhalb der roten Zone entstand eine Dämonengestalt, die an Scheußlichkeit nicht zu überbieten war. Durch wallenden roten Nebel hindurch sah ich Hörner, Hufe, gebleckte lange Zähne, schwarzes, zottiges Fell.
    Als die Hexen diese Schauergestalt erblickten, fielen sie auf die Knie und küßten den Boden. Eine mächtige Stimme donnerte uns entgegen.
    Ich hole meine getreuen Dienerinnen in mein Reich, damit sie mir in Zukunft dienen können, ohne von euch Menschen behindert zu werden!
    Die Dämonengestalt breitete die Arme aus, schlang sie um die drei Frauen und löste sich mit ihnen in Nichts auf. Nur das rote Leuchten blieb noch sekundenlang im Raum stehen.
    Mit schreckgeweiteten Augen richteten sich Suko und Jane auf.
    »Was war das, John?« flüsterte Jane Collins.
    Ich stemmte mich wütend hoch. »Die Dämonen haben die drei Hexen zu sich geholt, damit wir ihnen nichts nachweisen können«, sagte ich grimmig. »In Zukunft werden ihre Geister als Dämonen in dieser Welt erscheinen.«
    Schon rechnete ich damit, daß der Spuk vorbei war, als ich von überall her gleichzeitig die Stimme der schwarzhaarigen Hexe vernahm. Sie stieß ein höhnisches Lachen aus.
    John Sinclair! rief sie. Jetzt erst erkenne ich die ganze Wahrheit und durchschaue das Spiel! Wieder dieses schauerliche, spöttische Lachen, in das die anderen Hexen einfielen. Du bist der größte Dummkopf der Welt, John Sinclair!
    Danach verstummte die Stimme. Eisiges Schweigen breitete sich in meinem Büro aus.
    Meine beiden Freunde sahen mich betroffen und fragend an. Aber in mir keimte ein fürchterlicher Verdacht auf.
    ***
    Es war vier Tage später. Wir standen vor dem offenen Grab, in das Schneeflocken trieben. Jane Collins, Suko und ich. Sogar Sir Powell war gekommen. Ich glaube, er wollte damit zeigen, daß er uns keine Schuld an diesem Ausgang gab.
    Es war eine schnelle Sache. Niemand hielt eine Rede. Mara Lacatte hatte offenbar keine Verwandten und Freunde gehabt. Zumindest hatten wir niemanden gefunden.
    Ich starrte auf das Grab und dachte nach. Alles ging mir noch einmal durch den Kopf.
    Wir hatten inzwischen die drei verschwundenen Hexen identifiziert. Sie hatten in meinem Büro Fingerabdrücke hinterlassen. Sie waren einmal registriert worden, als sie sich an einem Mordanschlag gegen einen Vertreter der Weißen Magie beteiligt hatten. Sie waren damals mit geringen Strafen davongekommen. Die Haupttäter waren hinter Gitter gewandert und inzwischen im Gefängnis gestorben. Das war noch vor meiner Zeit als Geisterjäger bei Scotland Yard gewesen. Immerhin hatten uns die Fingerabdrücke weitergeholfen.
    Und auch wieder nicht. Denn ich kannte zwar die Namen der Hexen, diese hatten jedoch ein völlig isoliertes Leben geführt. Keine Kontakte, höchstens so heimlich, daß sie sich nachträglich nicht mehr rekonstruieren ließen.
    Alle vier Frauen hatten normale Berufe ausgeübt. Ihren Dienst als Sklavinnen des Bösen hatten sie nach Büroschluß angetreten.
    Ich warf eine Schaufel der hartgefrorenen Erde auf den Sarg hinunter. Es polterte dumpf. Ich ging rasch weg. Jane Collins folgte mir und hängte sich bei mir ein. »John«, sagte sie leise. »Du denkst ständig an Mara, nicht wahr?«
    Ich nickte stumm und betrachtete die verschneiten Grabsteine. Irgendwie hoffte ich hier auf einen entscheidenden Hinweis, eine verdächtige Gestalt oder etwas Ähnliches. Aber nichts geschah.
    »Warum denkst du an Mara?« bohrte Jane weiter. »Hast du… hast du dich…?«
    Sie sprach nicht weiter. Ich verstand sie aber auch so.
    Ich blieb stehen und sah Jane an. »Ich habe mich nicht in sie verliebt, wenn du das meinst«, sagte ich leise.
    Sie kniff die Augen blinzelnd zusammen. Schutz gegen die Schneeflocken, die immer dichter tanzten. Und sie lächelte schwach.
    Suko holte uns ein. Er hörte schweigend zu, als ich weitersprach.
    »Erinnert ihr euch noch an die letzten Worte der Schwarzhaarigen, als sie sich schon in der Dimension der Dämonen befand?« Ich sah meine Freunde forschend an. Sie nickten. »Ich konnte die drei Hexen nicht mehr erreichen. Sie waren vor mir sicher. Und sie haßten mich, das steht fest.«
    »Dich hassen alle, die das Böse auf Erden vertreten«, warf Suko ein.
    »Eben!« Ich warf einen Blick zu dem Grab zurück. »Und nun frage ich euch, wieso die Hexe mich nicht aus dem Jenseits beschimpft hat! Wieso hat sie mich einen Dummkopf genannt? Das ist keine Beleidigung im eigentlichen Sinn! Das ist eine Feststellung!«
    Jane runzelte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher