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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung
Autoren: Richard Wunderer
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einige Fragen an Sie!«
    »Und ich an Sie, falls Sie etwas über das Haus wissen«, erwiderte ich. »Gehen wir in das Kaminzimmer!«
    Mr. Earlbone ging voran, als wäre er hier zu Hause. Ich konnte es kaum erwarten, meine Fragen zu stellen.
    »Was wissen Sie?« fragte ich, kaum daß wir saßen. »Wieso wurde das Haus renoviert? Und von wem?«
    »Von mir!« Mr. Earlbone steckte sich umständlich eine Zigarre an. »Ich habe den Auftrag von meinem Klienten erhalten.«
    »Und wer ist das?« erkundigte ich mich gespannt.
    »Der neue Besitzer dieser Villa, der Universalerbe.« Der Rechtsanwalt hüstelte.
    »Ich weiß, das Testament ist noch nicht eröffnet worden. Aber wer sollte etwas dagegen haben, daß ich das Haus herrichten lasse? Ich habe Mr. Vermonts Testament aufgesetzt und in Verwahrung genommen. Es ist ganz in seinem Sinn.«
    »Wann hat er das Testament gemacht?« fragte ich hastig.
    »Vor einem Monat.« Earlbone zog genüßlich an seiner Zigarre. »Es ist allerdings etwas merkwürdig. Der Erbe wird nicht namentlich genannt, sondern sollte sich mir zu erkennen geben, und zwar eindeutig. Wer mir ein bestimmtes Losungswort nannte, sollte Universalerbe sein. Und das ist erfolgt. Telefonisch. Ich erhielt den Anruf einen Tag nach Mr. Vermonts tragischem Tod. Der Anrufer nannte das Kennwort.«
    »Und das wäre?« Ich sah überhaupt nicht mehr durch.
    Rechtsanwalt Earlbone lächelte undurchsichtig. »Das Kennwort lautete ›Oberinspektor John Sinclair‹! Seltsam, nicht wahr?«
    ***
    Ich schwieg eine volle Minute und starrte Earlbone fassungslos an. Bestimmt machte ich kein sehr geistreiches Gesicht.
    »Sagen Sie das noch einmal!« verlangte ich endlich. Meine Stimme klang heiser.
    »Das ist doch ein Witz!«
    »Kein Witz«, behauptete er. »Eine sehr jugendliche Stimme. Ich würde sagen, der Anrufer war kaum älter als zwanzig, zweiundzwanzig Jahre. Ich wollte Sie fragen, Mr. Sinclair, was Sie darüber wissen.«
    Ich seufzte enttäuscht. »Nichts«, gestand ich. »Ich hoffte, Sie wüßten Bescheid! Sie haben wirklich keine Ahnung, wer Ihr Klient und somit der Erbe ist?«
    »Nicht die geringste«, erklärte er.
    »Was wissen Sie über Mr. Vermont?« fuhr ich fort und hoffte, wenigstens über das Mordopfer mehr zu erfahren.
    »Mr. Vermont bewohnte dieses Haus erst seit einigen Jahren«, berichtete der Anwalt. »Vorher war er Totengräber.«
    »Und woher stammt das Geld?« fragte ich mißtrauisch. »Erbschaft?«
    »Geschenke«, korrigierte mich Earlbone. »So seltsam es klingen mag, aber Mr. Vermont erhielt mit seinen zweiundsiebzig Jahren laufend große Summen von drei Frauen. Ich darf ihre Namen natürlich nicht nennen. Früher waren es übrigens sogar vier Frauen, aber vor ungefähr drei oder vier Monaten hörten die Zahlungen der einen auf.«
    Ich blickte Earlbone erstaunt an. »Ich nenne Ihnen vier Namen«, sagte ich leise.
    »Sie brauchen nicht zu antworten. Emily Monks, Sarah Tranton, Linda Grove.« Das waren die Namen der drei für immer verschwundenen Hexen. »Und Mara Lacatte«, fügte ich hinzu.
    Der Anwalt brach sein Schweigen zwar nicht, aber seinem entgeisterten Gesicht entnahm ich die Antwort. Hubbard Vermont hatte diese Unsummen von den vier Hexen erhalten. Vor kurzer Zeit war Mara Lacatte ausgeschert.
    »Wieso… wieso… wissen Sie?« stammelte der Anwalt.
    Ich winkte ab. »Nicht weiter wichtig!« Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Die Hexen hatten Vermont das Geld sicher nicht geschenkt. Offenbar hatten sie es durch ihre magischen Fähigkeiten unrechtmäßig erworben. Um selbst nicht in Verdacht zu geraten, hatten sie Hubbard Vermont vorgeschoben, und der ehemalige Totengräber war damit einverstanden gewesen. Sie hatten ihm einen schönen Lebensrahmen als Gegenleistung geboten.
    Und nun trat ein Erbe auf. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß sich die Hexen in dieser Hinsicht nicht abgesichert hatten. Sie mußten doch damit gerechnet haben, daß Vermont sterben könnte. Er durfte also kein Testament machen, in dem er das Geld einem Außenstehenden vererbte.
    Ich dachte an meinen ursprünglichen Verdacht, der mir nach Maras Ermordung gekommen war. Jetzt mußte ich mir Gewißheit verschaffen.
    Ich stand entschlossen auf. »Vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen.«
    Rechtsanwalt Earlbone stemmte sich ächzend aus seinem Sessel. »Freut mich, aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Macht nichts«, wehrte ich ab. »Wenn sich der geheimnisvolle Erbe wieder meldet, verständigen Sie bitte
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