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0059 - Der Dämon aus der Tiefe

0059 - Der Dämon aus der Tiefe

Titel: 0059 - Der Dämon aus der Tiefe
Autoren: A.F. Morland
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entgegen und öffnete es. Seine Züge hellten sich auf.
    »Von wem, Chef?«, fragte Nicole. Neugier war ihr einziger Fehler.
    Aber da es kaum eine Frau gibt, die nicht neugierig ist, war es kein Fehler, der unangenehm auffiel.
    »Von unserem gemeinsamen Freund Bill Fleming!«, sagte Professor Zamorra erfreut. Damit Quentin Paris sich auskannte, erklärte er: »Bill ist Historiker und Naturwissenschaftler. Er lebt in New York. Nicole und ich wohnen auf Château Montagne im französischen Loire-Tal. Trotzdem verbindet uns mit Bill eine erfreulich enge Freundschaft. Wir besuchen uns gegenseitig, sooft wir dazu Zeit haben. Und wir treffen einander zwischendurch an den unmöglichsten Ecken der Welt. Bills Beruf bringt es – genau wie der meine – mit sich, dass er viel unterwegs ist. Manchmal kreuzen sich unsere Wege ganz zufällig. So wie diesmal. Hör zu, Nicole. Bill telegrafiert: ›Befinde mich mit einigen Freunden zur Zeit auf Neuseeland – Stop – Wollen von hier eine Südsee-Expedition starten – Stop – Würde mich freuen, euch in Auckland begrüßen zu dürfen – Stop – Erwarte euch so bald wie möglich – Stop – Eine Zwischenlandung auf Neuseeland lohnt sich – Stop – Euer Bill‹. «
    Nicoles Augen sprühten vor Begeisterung. »Werden wir über Neuseeland nach Hause fliegen, Chef?«
    »Das ließe sich arrangieren«, nickte Zamorra, und er erhob sich, um den Flug nach Frankreich durch die Hotelleitung stornieren zu lassen, zu fragen, wann die nächste Maschine nach Auckland flog und zwei Plätze in dieser Maschine zu reservieren…
    ***
    Nun war es entschieden. Phil Casa hatte das unglückliche Los gezogen. Es gab kein Kneifen mehr für den Jungen. Er bibberte innerlich.
    Äußerlich gab er sich ruhig. Es fiel ihm furchtbar schwer, seine Angst vor Mick Kovacs zu verbergen, aber er dachte, dass er es schaffte. Nervös atmete er durch.
    »Betreten wir wenigstens gemeinsam das Grundstück?« fragte Casa.
    Kovacs nickte. »Okay. Auf das Grundstück begleite ich dich.«
    Sie marschierten los. Obwohl sie alle beide wussten, wie unvernünftig sie handelten, gingen sie keinen Millimeter von ihrem Vorhaben ab. Dürres Unkraut war unter ihren Schuhen. Die langen Stacheln der Disteln bohrten sich durch den Stoff ihrer Hose und stachen sie in die Beine. Ein seltsam banges Gefühl beschlich sie beide.
    Kovacs hätte niemandem zu sagen vermocht, wie froh er darüber war, dass nicht er den Anfang machen musste. Hinter Phil das Haus zu betreten war nicht mehr ganz so schlimm. Denn wenn Phil nichts passiert war, war anzunehmen, dass auch ihm nichts passieren würde.
    Furchtsam schlichen sie über das Grundstück.
    Diese unnatürliche Stille beunruhigte sie. Je näher sie dem Gebäude kamen, desto langsamer bewegten sie sich vorwärts. Unheimlich und drohend ragte das Haus des Henkers vor ihnen auf.
    All die schrecklichen Spukgeschichten, die von diesem Haus im Umlauf waren, schienen in diesem Gebäude auf eine seltsame Weise zu leben.
    Mick Kovacs blieb mit geballten Fäusten stehen. Casa drehte sich nervös um.
    »Was ist?«
    »Ich geh’ nicht mehr weiter.«
    »Also doch Angst.«
    »Blödsinn«, knurrte Kovacs. »Irgendwann musst du deinen Weg ja allein weitergehen. Ich habe dich genug begleitet.«
    Casa wollte das Ereignis künstlich hinausschieben, aber Kovacs merkte das sofort und sagte schnell: »Also dann, Phil. Jetzt kannst du unter Beweis stellen, wie tapfer du bist.«
    Casa richtete sich die Brille, obwohl sie ohnedies gut saß. Er warf einen scheuen Blick auf das Haus. Sein Gehirn verglich das Gebäude unwillkürlich mit einem riesigen Sarg: Er erschrak. Was sagten die Leute? »Wer einmal dieses Haus betritt, kommt nie mehr wieder heraus. Denn Elias Keene, der Henker von London, lebt immer noch in diesem gottverdammten Spukgebäude.«
    Phil blickte auf seine Armbanduhr. »Fünfzehn Minuten!«, sagte er.
    »Fünfzehn Minuten!«, bestätigte Kovacs.
    »Uhrenvergleich!«, verlangte Casa. Das geschah alles nur, um die Zeit zu dehnen.
    »Verflucht, was denn noch alles?«, fauchte Kovacs ärgerlich. »Entweder du gehst jetzt in dieses Haus, oder du hast verspielt!«
    Casa stieß dem Freund den Finger gegen die Brust. »Wenn du von hier fortrennst, während ich mich in diesem Haus aufhalte, ist für mich die Sache schon entschieden, kapiert?«
    Kovacs grinste mit gefletschten Zähnen. »Ich lauf schon nicht weg. Keine Sorge. Und nun hinein mit dir in die Geisterburg. Ich wünsche wohl zu gruseln.«
    Casa war
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