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0059 - Der Dämon aus der Tiefe

0059 - Der Dämon aus der Tiefe

Titel: 0059 - Der Dämon aus der Tiefe
Autoren: A.F. Morland
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Kovacs.
    »Dann komm!«
    »Aber nicht gemeinsam!«, sagte Kovacs schnell. »Wenn ich mit dir da hineingehe, dann hast du keine Angst, weil ich bei dir bin.«
    »Bilde dir bloß nicht so viel auf dich ein«, sagte Casa verächtlich.
    »Es wäre fairer, wenn jeder allein in das Haus geht«, sagte Kovacs.
    Casa atmete hastiger. Allein. Gott im Himmel, jetzt hätte er gern das Handtuch geworfen. Ganz allein in dieses Spukhaus zu gehen, war das denn nicht Selbstmord? Eine Unzahl schauriger Geschichten fielen dem Jungen ein. Geschichten, die sogar die Erwachsenen zu erschrecken vermochten, erzählte man sich von diesem unheimlichen Haus. Es wäre vernünftiger gewesen, die ganze verdammte Mutprobe abzublasen. Aber Casa wollte unter keinen Umständen sein Gesicht vor dem Freund verlieren. Mit zusammengepressten Kiefern nickte er.
    »Okay«, kam es heiser über seine Lippen. »Wir gehen also allein hinein. Jeder für sich. Und jeder bleibt fünfzehn Minuten drinnen, einverstanden?«
    Kovacs nickte aufgeregt. Sein Problem war nun die Frage: »Wer macht den Anfang?«
    »Das muss das Los entscheiden«, sagte Casa.
    Kovacs nahm zwei Grashalme auf. Er brach sie ab. Ein Halm war nun länger als der andere.
    »Wer den kürzeren zieht, muss zuerst ins Haus«, sagte Mick.
    »Gut«, sagte Casa nervös. Er warf einen scheuen Blick nach dem Haus. Inzwischen bereitete Mick die Halme vor. Schwarz lag der Abend über dem weiten Grundstück. Geduckt wie ein gefährliches Untier hockte das Gebäude darauf. Aus rabenschwarzen Fensterhöhlen, die wie die Augen in einem Totenschädel wirkten, glotzte das Haus zu den beiden Jungen herüber. Eine unheilvolle, dämonische Schwärze war das, die in diesen Fensterhöhlen lag. Kein Laut war auf dem Grundstück zu hören. Es zirpten keine Grillen. Es regte sich kein Lufthauch. Auf diesem riesigen Quadrat schien die Welt gestorben zu sein. Casa spürte es mit jeder Faser seines Körpers: Über diesem Gelände lastete der unselige Atem des Todes, des Grauens, der absoluten Vernichtung.
    »Fertig«, sagte Kovacs. Er hielt dem Freund die Hand hin, war bemüht, sie nicht zittern zu lassen. Zwei gleich lange Halme schienen aus seiner Hand zu ragen. Und doch war einer davon kürzer als der andere.
    Casa schluckte die würgende Aufregung hinunter. Er hoffte von ganzem Herzen, dass er den längeren Halm ziehen würde, während Kovacs mit derselben Intensität darum betete, dass ihm dieser längere Halm bleiben würde.
    Casa streckte den Arm aus. Unschlüssig blieb die Hand in der Luft hängen. Casa konnte sich für keinen der beiden Halme entscheiden.
    »Nun mach schon!«, sagte Kovacs ärgerlich. »Wie lange soll ich denn noch warten?« Er sagte das, weil Phils Finger über dem kürzeren Halm hingen. Und er hoffte, dass Casa daraufhin sofort zugreifen würde. Das Herz blieb ihm vor Schreck fast stehen, als er Phils Finger auf den längeren Halm nieder zucken sah. Casa berührte den Halm, zog ihn aber nicht. Kovacs hatte das Gefühl, sein Herz würde hoch oben im Hals schlagen. »Was ist jetzt?«, presste er erregt hervor. »Für welchen entscheidest du dich nun?«
    »Für den«, sagte Casa – und zog den kürzeren…
    ***
    »Darf ich jetzt noch eine Lage schmeißen?«, fragte Quentin Paris aufgeweckt.
    Zamorra lachte. »He, Sie haben doch nicht etwa vor, uns betrunken zu machen, damit wir unser Flugzeug verpassen?«
    Paris grinste. »Ich wäre ein elender Lügner, wenn ich sagte, Ihre Abreise macht mir Freude. Aber zu solchen Mitteln würde ich denn doch nicht greifen, um Sie hier behalten zu können. Also was ist? Noch einen Drink?«
    »Vielen Dank, Quentin. Für mich nicht mehr«, sagte Nicole und deckte ihr leeres Glas mit der Hand zu.
    »Dann nehmen wir beide noch einen zur Brust, einverstanden, Professor?«
    »Ehe ich mich schlagen lasse«, gab Zamorra schmunzelnd zurück.
    Paris ließ zwei Bourbon kommen.
    »Es ist mir ein Herzensbedürfnis«, sagte der Mann von der Wetterstation Tonga, »auf das Wohl des mutigsten Mädchens zu trinken, das mir jemals begegnet ist. Sie hatten recht, Nicole. Sie haben bewiesen, dass Sie tatsächlich mehr Mut haben als ich. Ich schäme mich nicht, das zuzugeben.«
    Zamorra lächelte. »Die Erlebnisse an meiner Seite haben sie hart gemacht.«
    »Dieses Mädchen ist ein wahrer Glücksfall, Professor. Sie sind darum zu beneiden.«
    »Ich weiß«, nickte Zamorra. Er hob sein Glas. Da kam ein Hotelboy. Er brachte ein Telegramm. Es lag auf einem Silbertablett. Zamorra nahm es
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