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0059 - Der Dämon aus der Tiefe

0059 - Der Dämon aus der Tiefe

Titel: 0059 - Der Dämon aus der Tiefe
Autoren: A.F. Morland
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hatte bestimmt genauso viel Angst wie er. Aber dies war eine Kraftprobe auf geistiger Ebene. Eine Mutprobe. Wer würde früher kneifen? Phil hoffte inständigst, dass Mick es sein würde. Und Mick hoffte genauso inständig, dass Phil als erster abspringen würde.
    »Nun?«, sagte Casa mit brüchiger Stimme. Er nahm nervös die Brille ab und putzte das Glas mit seinem Hemdzipfel. »Jetzt wird sich ja herausstellen, wer von uns beiden der größere Angsthase ist«, sagte Phil, während er sich die Brille mit einer unsicheren Handbewegung wieder aufsetzte.
    Kovacs erwiderte nichts. Gebannt stand er da. Sein glasiger Blick war auf das unheimliche Haus gerichtet. Allein bei dem Gedanken, das große, verwahrloste Grundstück zu betreten, jagte ihm eine Gänsehaut über den ganzen Körper.
    Er schluckte trocken. Verflucht noch mal, es wäre so leicht gewesen, zu sagen: »Komm, lassen wir das Theater. Wir haben doch alle beide die gleiche Angst vor diesem Spukhaus.«
    Aber darauf wartete Phil ja nur. Er hätte über ihn, Mick, triumphiert, hätte ihn ausgelacht, hätte nie im Leben zugegeben, ebensolche Angst gehabt zu haben wie er.
    In diesem Alter zählen solche Dinge noch sehr viel. Deshalb würde der Rückzieher auf gar keinen Fall von Kovacs’ Seite kommen.
    Mochte geschehen, was wollte.
    Und wenn sich die Erde auftut und der Teufel persönlich erscheint , dachte Mick Kovacs mit feuchten Händen. Über meine Lippen wird das Geständnis nicht kommen, dass ich eine ganz hundsgemeine Angst verspüre.
    »Wie gehen wir vor?«, fragte Mick. Er ärgerte sich darüber, dass seine Stimme nicht so unbefangen und furchtlos klang, wie er es haben wollte.
    »Erst mal betreten wir gemeinsam das Grundstück«, sagte Casa mit bebenden Lippen. Seine Augen suchten furchtsam und beunruhigt die Umgebung ab. »Dann nähern wir uns gemeinsam dem Haus…«
    »Und dann?«, fragte Kovacs heiser. Ein kleiner Schweißfilm legte sich auf seine Stirn. Er wischte ihn nicht fort, hoffte, dass Phil ihn nicht sehen würde.
    »Dann betreten wir gemeinsam das Haus«, sagte Casa.
    »Durch die Tür?«, fragte Kovacs erregt.
    »Welchen Weg sollten wir sonst wählen? Betritt man ein Haus denn nicht durch die Tür?«
    Kovacs’ Zunge huschte über seine Lippen. »Angenommen«, sagte er hastig, »angenommen, die Tür lässt sich nicht öffnen. Blasen wir das Ganze dann ab?«
    Es blitzte erfreut in Casas Augen. Ja, er hatte Mick anscheinend schon geschafft.
    »Das könnt dir so passen!«, entgegnete Casa schnell. »Du bastelst anscheinend bereits an deinem Rückzieher, wie?«
    Kovacs straffte ärgerlich seinen Rücken. »Mir scheint, du hast sie nicht alle. Soll ich dir verraten, was passieren wird?«
    »Was denn?«
    »Du wirst so schnell davonrennen, dass dir die Absätze von den Schuhen fliegen!«
    »Das erlebst du in hundert Jahren nicht!«, behauptete Casa wütend. »Wenn die Tür nicht aufgeht, werden wir durch eines der Fenster ins Haus steigen, ist das klar?«
    »Aber ja.« Kovacs kniff die Augen zusammen. Er musterte den sommersprossigen Freund misstrauisch »Eigentlich machst du’s dir ziemlich leicht, Phil.«
    »Wieso?«, fragte Casa gereizt.
    »Du möchtest, dass wir alles gemeinsam machen. Gemeinsam das Grundstück betreten, gemeinsam auf das Haus zugehen, gemeinsam das Haus betreten… Womöglich soll ich auch dein kühles Händchen halten, wie? Hängst dich einfach an meinen Mut und behauptest hinterher, du wärst genauso unerschrocken gewesen wie ich. Haha, mein Junge, ich durchschaue dich doch immer wieder.«
    Casa blies seinen schmalen Brustkorb zornig auf. »Wie willst du’s denn sonst machen? Soll ich etwa allein in dieses Haus gehen, während du hier draußen auf mich wartest, he. Ist das deine Vorstellung von Tapferkeit? Hier draußen zu warten? Ich frag’ mich bloß, wer hier wen durchschaut. Ich sage dir, du hast Schiss. Ganz einfach Schiss, mit mir in dieses Haus zu gehen. Aber ein Kerl wie du gibt das doch niemals zu. Deshalb versuchst du, mir den Feigling in die Schuhe zu schieben. Aber daraus wird nichts. Ich weiß jetzt, wie ich mit dir dran bin. Du versuchst zu kneifen. Damit ist für mich der Fall erledigt.«
    Kovacs winkte grinsend ab. »O nein, so billig kommst du mir nicht davon, Phil. Wer hat denn vom Haus des Henkers gesprochen? Du hast den Vorschlag gemacht…«
    »Hör mal, was soll das verdammte Gerede!«, sagte Casa grimmig.
    »Gehen wir nun in dieses Haus oder lassen wir es bleiben?«
    »Wir gehen hinein!«, entschied
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