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0057 - Finger weg von solchen Sachen

0057 - Finger weg von solchen Sachen

Titel: 0057 - Finger weg von solchen Sachen
Autoren: Helmut Kobusch
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Straße heruntergekommen und in die Verbindungsstraße nach Yonkers eingebogen.«
    »Und?«
    »Wir haben einen Mann gesehen, auf den die Beschreibung zutreffen könnte, die uns heute abend ausgehändigt wurde.«
    Ich mußte erst mal Luft holen, bevor ich fragen konnte: »Wo haben Sie diesen Mann gesehen? Los, Mann, reden Sie doch schon! Verdammt, machen Sie doch.«
    »Jawohl, Sir«, sprach dieses Musterexemplar von Korrektheit. »Als wir in die Verbindungsstraße nach Yonkers einbogen, sahen wir vor uns einen Mann, der von hinten ungefähr der Beschreibung entsprach. Natürlich können wir uns irren und…«
    »Zum Teufel, erzählen Sie mir doch keine so idiotischen Geschichten!« fluchte ich. »Daß Sie sich so gut wie jeder andere Mensch irren können, ist mir sonnenklar, auch ohne daß Sie es sagen. Berichten Sie knapp und klar, was mit dem Mann los ist!«
    »Er ging vor uns her. Mein Kollege und ich beobachteten ihn von hinten, wobei wir so taten, als wenn wir harmlose Spaziergänger wären. Wir sind ja in Zivil und fallen deshalb nicht auf. Wir besprachen leise miteinander, ob es wohl der gesuchte Mann sein könnte oder nicht. Ich meinte, er könnte es sein, aber mein Kollege sagte, er glaube es kaum, denn in der Beschreibung hätte doch nichts davon gestanden, daß der gesuchte Mann ein Kind bei sich hat.«
    Ich glaubte für einen Augenblick, mir bliebe das Herz stehen. Phil hatte sich natürlich längst einen zweiten Hörer genommen und das Gespräch mitgehört. Jetzt war er kreidebleich.
    Ich mußte mich mit aller Gewalt zur Ruhe zwingen, um nicht in meiner Stimme zu verraten, wie erregt ich war.
    »Der Mann hatte also ein Kind bei sich?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wie alt ungefähr?«
    »Schätzungsweise sieben oder acht Jahre alt.«
    »Junge oder Mädchen?«
    »Mädchen.«
    Mir stieg der Schweiß auf die Stirn. »Wo ist der Mann jetzt?«
    »Er ist mit dem Kind in eine Scheune gegangen, die hier direkt neben der Straße steht. Das kam uns natürlich verdächtig vor, aber wir hatten ja keinen sachlichen Grund, einzugreifen.«
    Ich überlegte fieberhaft. Ein Mann, auf den die Beschreibung ungefähr paßte, war nachts gegen zehn mit einem sieben- oder achtjährigen Mädchen in eine Scheune neben der Straße nach Yonkers gegangen. Und dieses Superexemplar von einem Detective Sergeant hatte keinen sachlichen Grund zum Einschreiten gesehen. Himmel, es gibt Leute, die sollte man mit dreißig Jahren noch einmal in die Hilfsschule schicken.
    »Hallo, Sir!« drängte dieser Ochse auch noch. »Was sollen wir tun?«
    »Den Mund halten und mich einen Augenblick nachdenken lassen!«
    »Jawohl, Sir. Verzeihung, Sir.«
    Ich kniff die Augen zu und versuchte mir in meiner Phantasie ein Bild heraufzubeschwören, wie es wohl jetzt an der Straße nach Yonkers sein konnte. Dann hatte ich es.
    »Viel Verkehr auf der Straße?«
    »Auf welcher?«
    Ich hätte den Kerl umbringen können bei soviel Beschränktheit.
    »Auf der nach Yonkers!«
    »Mäßig, Sir. Ich schätze vier Wagen pro Minute.«
    »Wie weit liegt die Scheune von der Straße ab?«
    »Hundertfünfzig Meter.«
    »Ihr Kollege ist natürlich jetzt dicht an der Scheune und lauscht?«
    »Nein, er steht neben mir, Sir!«
    Ich bekam für einen Augenblick keine Luft. Dann explodierte ich: »Sofort an die Scheune! Beim geringsten Hilferuf des Kindes stürmt ihr die Bude! Wehe, wenn dem Kind etwas passiert! Ich ruiniere euch bis an euer Lebensende! Solange es still bleibt, unternehmt ihr nichts. Ich bin so schnell wie möglich draußen.«
    »Jawohl, Sir. Haben wir…?«
    »Was ihr zu tun habt, habe ich euch gesagt. Den Rest muß die Situation entscheiden.«
    Ich warf den Hörer auf die Gabel. Phil hing schon am Telefon, das in die Rundspruchanlage sämtlicher Funkstreifenwagen aller New Yorker Polizeiorgane eingeschaltet war.
    »Hier ist das FBI«, sagte er in den Hörer. »Hier ist das FBI mit dem Sondereinsatz Nummer eins. Auf der Verbindungsstraße zwischen der 48. Straße und Yonkers wurde ein Mann gesehen, der ungefähr der Beschreibung entspricht. Dieser Mann hat sich in eine Scheune begeben, die etwa hundertfünfzig Meter von der Straße abliegt. Über die Straße geht im Augenblick ein Verkehr von ungefähr vier Wagen pro Minute. Die Funkstreifenwagen, die sich nicht weiter als drei Meilen von dieser Gegend entfernt befinden, fahren bis auf sechshundert Meter an die Scheune heran. Irgend jemand soll das Kommando übernehmen, bis Einsatzleiter Cotton eingetroffen ist. Die
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