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0054 - Der Zweikampf

Titel: 0054 - Der Zweikampf
Autoren: Unbekannt
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konnte es einfach nicht glauben. Ich mußte nach Hause, koste es, was es wolle!
     
    3.
     
    Meine Vorlesung über arkonidische Kolonialpolitik und Fremdrassen-Psychologie hatte zwei Stunden beansprucht.
    Anschließend hatten sich die Studenten vieler Fachgebiete zur Diskussion gemeldet.
    Marlis Gentner ein hochgewachsenes, dunkelhaariges Mädchen mit eigenwilligen Lippen, hatte sich diesmal nicht in das Wortgefecht eingeschaltet. Ihre auffallende Zurückhaltung hatte ich für mich positiv gewertet, was natürlich auch verkehrt gedacht sein konnte.
    Ich hatte ihr Gesicht gelegentlich als blassen Fleck zwischen vielen anderen Gesichtern auftauchen sehen. Dann war mir gewesen, als hätte sie mich mit den kritischen Blicken eines Seelenarztes gemustert.
    Wenn ich an sie dachte, empfand ich ein herzliches Gefühl der Zuneigung. Fast schämte ich mich, sie zum Verrat an ihrem Volk verleitet zu haben.
    Sie litt fraglos an der Kinderkrankheit aller Pioniere. Es war nicht recht von mir, sie nicht aufzuklären.
    Dazu kam noch die Tatsache, daß an eine Verbindung zwischen ihr und mir überhaupt nicht zu denken war.
    Sie war jung, schön und intelligent. Gegen sie war ich ein uralter Mann, der nicht das Recht hatte, die eben erst ins Leben getretene Venusierin an sich und an sein fragwürdiges Schicksal zu ketten.
    Während ich die Zurufe der Akademieschüler beantwortete, sagte mir mein grundsätzlich logisch arbeitender Extrasinn, daß ja noch nichts geschehen sei. Außerdem hätte ich nicht die Absicht, Marlis eventuelle Hilfeleistung zum Schaden der Menschheit zu benutzen. Ich wollte nach Hause; ich wollte der schmachvollen Gefangenschaft entgehen das war alles.
    Zehn Minuten nach zwölf Uhr brach Leutnant Gmuna die endlos werdende Diskussion ab. Ich stand mitten zwischen den teils erregten, teils schweigend zuhörenden Studenten, die sich soeben über die Frage stritten, ob eine wissenschaftlich und technisch überlegene Spezies überhaupt das Recht hätte, die Bewohner primitiver Welten gegen deren Willen in ein Kolonisationsschema einzuordnen.
    Das Für und Wider erhitzte die jungen Gemüter. Es war amüsant zu sehen, wie sehr sich die jungen Menschen in ein Thema hineinknieten, das bereits die führenden Köpfe des alten Arkonidenreiches beschäftigt hatte. Meine aufsteigende Unruhe machte mich nervös und fahrig. Ich mußte mir alle Mühe geben, sachlich und klar zu antworten. Gmuna wäre andernfalls sofort argwöhnisch geworden.
    Es dauerte noch einige Minuten, bis ich Marlis an meiner Seite entdeckte. Natürlich konnte Gmuna nicht verhindern, daß ich während der heftigen Unterhaltung immer wieder leicht angerempelt wurde. So war es jeden Tag gewesen. Sie wollten mich, den Fremden, aus den Tiefen der Milchstraße, möglichst einmal aus nächster Nähe sehen.
    Plötzlich bemerkte ich Marlis Augen. Sie waren groß und dunkel wie ein Bergsee, auf dessen Grund ein unlöschbares Feuer brennt. Diese Augen fragten und forschten immer noch. Ich wußte, daß sie mit sich kämpfte, was mir andererseits bewies, daß sie die von mir benötigten Gegenstände bei sich hatte.
    Ich durfte sie nur ganz kurz anblicken. Gmuna war soeben wieder dabei, die Studenten zurückzudrängen. Diese Gelegenheit benutzte das Mädchen.
    Ich hörte ihre Stimme. Sie klang leise und gepreßt. „Werden Sie sich melden?" Ich nickte kaum merklich. Fast zerriß mich die innere Spannung. Mercant hatte versprochen, mich nachmittags nochmals zu verhören. Es konnte zu unangenehmen Szenen kommen.
    „Treten Sie bitte zurück, oder Sie haben heute die letzte Vorlesung gehört", brüllte Gmuna mit voller Stimmkraft. „Ich melde mich", sagte ich hastig „Sie werden nicht gegen meine Leute kämpfen?"
    „Mein Wort, Marlis. Ich muß nach Hause, verstehen Sie doch!"
    „Wir treffen uns in Port Venus. Ich breche mein Studium ab. Einverstanden?"
    Ein Kloß würgte in meiner Kehle. Plötzlich war alle Spannung von ihr abgefallen. Sie lächelte mich frei und offen an. Unter ihrer Mappe erschien ein flacher, etwa 20 Zentimeter langer Behälter. Ich griff fast zu hastig zu, aber niemand bemerkte mein Tun.
    Eine kurze Handbewegung brachte das flache Etui unter meine lose hängende Bluse. Ich fühlte, wie sich die beiden Saugnäpfe durch das Hemd hindurch mit meiner Haut verbanden.
    Schon stand ich wieder wie unbeteiligt zwischen den Diskutierenden, die nun endlich das Feld räumten.
    Leutnant Gmuna kam wütend heran. Ich lächelte ihm in aller Ruhe entgegen. Marlis
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