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0053 - Die Geisterhand

0053 - Die Geisterhand

Titel: 0053 - Die Geisterhand
Autoren: Jason Dark
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nicht zu verachten.
    Er erreichte die erste Etage.
    Der Lampenschein huschte für einen Moment an der Wand entlang, und Kronos sah einen Pfeil, der in Richtung Bühne wies. Er schlug den entgegengesetzten Weg ein.
    Dorthin, wo die Garderoben lagen.
    Die Mauer des Ganges war nicht mehr neu verputzt worden. Das alte Zeug war abgeblättert und lag auf dem Boden herum. Es knirschte, wenn Kronos darüber schritt.
    Er war sicher, daß man ihn nicht hörte. Der Stumme bestimmt nicht, und Personal gab es nicht, soviel er wußte. Überhaupt war Scaramangas Auftritt ziemlich rätselhaft, und Ted Kronos fragte sich, was er damit bezweckte.
    Bestimmt nichts Gutes. Doch das war Kronos im Prinzip egal. Er kümmerte sich auch nicht um bestehende Gesetze. Hauptsache, die Mücken stimmten.
    Es standen mehrere Garderobenräume zur Verfügung. Die meisten waren abgeschlossen. Der Eindringling fand nur zwei offene Türen.
    Er schaute in den ersten Raum und sah im Strahl seiner Minilampe nur verstaubte Requisiten. Dort hielt sich sein ›Opfer‹ bestimmt nicht auf.
    Der zweite Raum war interessanter und auch größer. Er umfaßte zwei Zimmer, durch eine Schiebetür getrennt.
    Über einem Schminkspiegel brannte eine einsame Lampe. Ihr Licht reichte kaum aus, um die Ecken auszuleuchten. Es roch nach einem herben Männerparfüm. Kronos bewegte witternd die Nasenflügel.
    Er wurde plötzlich übervorsichtig und zog seinen Ruger Colt. Fest umspannte die Hand den Kolben.
    Ted Kronos witterte förmlich die Gefahr. Etwas lag in der Luft. Aber was?
    Was stimmte hier nicht?
    War es der alte Holzschrank, der ihn so nervös machte? Oder lauerte die Gefahr hinter der Schiebetür?
    Kronos dachte an die zweite Möglichkeit und bewegte sich auf Zehenspitzen vor. Sein Körper hatte sich in eine Maschine verwandelt. Ted Kronos war bereit, schon bei der geringsten Bewegung oder beim kleinsten verdächtigen Geräusch sofort zu schießen.
    Die Schiebetür stand soweit offen, daß er bequem hindurchschreiten konnte.
    Dicht davor blieb er stehen.
    Seine Augen hatten sich zu schmalen Sicheln verengt. Licht und Schatten bildeten einen verwirrenden Kontrast. Kronos spürte plötzlich etwas von der unheimlichen Aura, die dieser Raum ausströmte, und zum erstenmal seit langem bekam er das Gefühl der Angst. Bisher war er bei all seinen Jobs eiskalt gewesen, doch nun sträubten sich ihm die Nackenhärchen.
    Umkehren?
    Vielleicht war dies sogar richtig, aber da lockten noch fünfzigtausend Dollar, und diese Summe gab schließlich den Ausschlag. Ted Kronos, der eisenharte Bursche, schüttelte das Gefühl ab wie ein nasser Hund die Wassertropfen.
    Er wuchtete sich förmlich durch den Spalt und kreiselte mit angeschlagener Waffe sofort herum.
    Da stand er.
    Antonio Scaramanga!
    Die Augen des Eindringlings weiteten sich. Ein Schauer jagte über seinen Körper.
    Das durfte nicht sein. Das war unmöglich.
    Antonio Scaramanga befand sich im Theater und spielte Klavier. Er hatte es doch gehört.
    Scaramanga lachte. Es war ein widerliches, leises, aber auch gefährliches Lachen. Obwohl Kronos seine Waffe in der Hand hielt, fühlte er sich klein und schwach. Dieser unbewaffnete Scaramanga schien ihm haushoch überlegen zu sein.
    Aber wieso? Er hatte doch die Waffe, und der Künstler stand waffenlos vor ihm. Deutlich sah er die Hände mit den weißen Handschuhen.
    Antonio Scaramanga sprach ihn an. »Du wolltest mich töten?« fragte er.
    Kronos schluckte. Was sollte er darauf antworten? Hastig schüttelte er den Kopf. »Nein, ich…«
    »Ja bitte?«
    Die Frage klang überheblich. Scaramanga war sich seiner Lage und Situation sehr wohl bewußt, als könnte ihn nichts mehr auf dieser Welt erschüttern.
    Und das ließ in Kronos die Galle hochsteigen. »Piano-Hengst!« flüsterte er, »du mieser Caféhaus-Klimperer. Ich werde es dir zeigen. Ich weiß nicht, wer an deiner Stelle vor dem Flügel sitzt und spielt, aber ich weiß, daß du jetzt mit mir kommen wirst, und wenn du dich weigerst, dann pumpe ich dich voll Blei.«
    »Narr«, erwiderte Scaramanga. »Hirnloser, überheblicher Narr. Ich bin stärker als du.« Er lachte wieder. »Denn wer den Teufel zum Freund hat, fürchtet keine Menschen mehr.«
    Die Sprache verstand Kronos. »Dann sind wir uns einig«, sagte er. »Auch ich habe den Schwarzen Bruder zum Freund. Ich verlasse mich immer auf ihn.«
    Scaramanga hob die Hände.
    Kronos war beruhigt. »Endlich wirst du vernünftig«, sagte er.
    »Moment!« Scaramangas Stimme klang
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