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0053 - Die Geisterhand

0053 - Die Geisterhand

Titel: 0053 - Die Geisterhand
Autoren: Jason Dark
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das war nicht möglich, der Meister stand ja neben ihr.
    Oder war es nur eine Halluzination?
    »Nein!« schrie Lydia. Sie wollte sich herumwerfen, doch da war die Hand in ihrem Rücken.
    Ein harter Stoß – ein Schrei…
    Der nächste Schritt – ins Leere.
    Lydia Linkerton fiel. Der Schrei verstummte. Der Aufschlag – aus…
    Antonio Scaramanga hatte gesiegt. Und wieder löste sich seine Gestalt auf wie ein Nebelstreif.
    Leer und verlassen lag das Dach im fahlen Mondlicht. Und von irgendwoher drang die fantastische Interpretation eines Chopin-Stückes durch die Nacht…
    ***
    Der Türke hieß Achmed Yürosch!
    Kalt schaute er auf den Toten zu seinen Füßen. Es hatte ihm nichts ausgemacht, den Mann umzubringen. Ein Gewissen besaß der Mann schon lange nicht mehr. Vielleicht hatte er auch nie eines besessen. Wer wollte das wissen?
    Yürosch war ein gedrungener Typ. Er reichte seinem Meister gerade bis zu den Schultern. Seine braune Gesichtshaut, die dunklen Augen und die buschigen Brauen unterstrichen noch den exotischen Ausdruck dieses Menschen.
    Muskeln hatte er wie ein Ringkämpfer. Diese jedoch verschwanden wie auch die übrige Haut unter einem dichten Haarpelz, der direkt unter dem Hals begann und sich über den gesamten Körper ausbreitete. Selbst auf den Fingern sprossen die feinen Härchen, und sie wuchsen sogar aus den breiten Nasenlöchern.
    Der Türke trat an den Schrank, öffnete die Türen und kramte einen alten Jutesack hervor. Er war so groß, daß die Leiche bequem hineinpaßte.
    Achmed Yürosch mußte sich beeilen. Er wußte warum, denn es gab etwas, das sich nicht aufhalten ließ…
    Er hob den Toten an, brachte ihn in die sitzende Stellung und zog dann den Sack über dessen Kopf.
    Wenig später war die Leiche des Killers völlig verschwunden. Yürosch band den Sack zu, lächelte und rieb sich die Hände. Dann schaute er nach, ob die Luft rein war.
    Keine Gefahr.
    Auch Yürosch hatte das Spiel entzückt. Obwohl er nie etwas hörte, so ahnte er doch, daß dieses Spiel mehr als nur Musik war. Er sah es an den Gesichtern und Bewegungen der Zuhörer, wenn sie die Vorstellungen verließen.
    Yürosch ließ die Tür offen, als er die Leiche packte und sich den Sack über die linke Schulter schleuderte. Das geschah kraftvoll, ohne die geringste Anstrengung. Leise schloß er die Tür hinter sich, als er die Garderobe verließ und auf den Gang hinaustrat.
    Das alte Theater besaß zahlreiche Schlupfwinkel und Gänge. Dazu kamen Nischen, verborgene Kammern, versteckte Türen und zugemauerte Zimmer. Die wechselvolle Geschichte dieses Hauses spielte sich auch in seiner räumlichen Aufteilung wider.
    Es sah leichtfüßig aus, als der Türke mit seiner Last die Stufen einer brüchigen Steintreppe hinunterschritt und mit dem Fuß eine alte Holztür aufkickte, um ins Freie zu gelangen.
    Er lief über den Hof und stand dann auf der Straße.
    Als zwei Betrunkene an der Mauer entlangtorkelten und schmutzige Lieder sangen, zog er sich zurück.
    Er ließ die Männer vorbei und riskierte es dann, auf den kleinen Lieferwagen zuzulaufen, der einsam am Straßenrand parkte.
    Auf der anderen Straßenseite standen zum Teil leere, abbruchreife Häuser. Hin und wieder dienten sie Pennern und Fixern als Unterschlupf. In diesem Teil von Soho konnte man höchstens ahnen, daß nur ein paar Straßenzüge weiter das perfekte Vergnügen angeboten wurde. Hin und wieder zuckte der Schimmer einer Leuchtreklame über den Himmel, aber er war nicht in der Lage, das Licht des Vollmonds zu überdecken.
    Und gerade der Mond war es, der heute fahl am Himmel stand. Dessen Licht sich auf die Erde ergoß und als reiche, nie versiegende Quelle dämonische Wesen aller Arten diente.
    Auch für Achmed Yürosch.
    Denn er war ein Geschöpf der Nacht.
    Ein Werwolf!
    Immer wenn der Vollmond hoch am Himmel stand, drang das andere, das Böse durch. Dann verwandelte er sich in diese schaurige Bestie, die auf der Suche nach Opfern durch Straßen und Gassen schlich.
    Der Meister wußte das, denn er hatte ihn vor einer Meute wilder Dorfbewohner gerettet.
    Vor Jahren, im Hochland von Anatolien. Fast hätten ihm die Menschen ein Ende bereitet, aber da war Antonio Scaramanga. Im letzten Augenblick hatte er dem Bürgermeister das silberne Schwert aus der Hand geschlagen, mit dem dieser den Unhold köpfen wollte.
    Seit dieser Zeit diente Yürosch nur seinem Meister. Er war ihm dankbar, daß er ihm das dämonische Leben erhalten hatte. Deshalb führte er jeden Auftrag
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