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0051 - Das Schiff der toten Seelen

0051 - Das Schiff der toten Seelen

Titel: 0051 - Das Schiff der toten Seelen
Autoren: Susanne Wiemer
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die Truhe.
    Nichts wies mehr darauf hin, daß in diesem Raum jahrhundertelang ein Dämon gehaust hatte, das Höllenwesen war besiegt, war endgültig vernichtet, und Zamorra wandte sich mit einem tiefen Atemzug dem Ausgang zu.
    Minuten später schlossen sie die Tür mit dem Wappen der Montagnes hinter sich ab.
    Durch die Folterkammer und das finstere Labyrinth der Gänge erreichten sie den Teil des Gewölbes, der als normaler Keller genutzt wurde, stiegen über die Treppe in den Vorraum hinauf – und dann betätigte Zamorra zunächst einmal die Türglocke, weil er den alten Butler nicht mit ihrem unvermuteten Anblick erschrecken wollte.
    Raffael reagierte gefaßt.
    Er fragte nicht. Er stellte überhaupt selten Fragen – vielleicht, um die Dinge, die er wußte oder ahnte, so wenig wie möglich an sich herankommen zu lassen. In knappen Worten berichtete er, was auf Château Montagne geschehen war, erzählte vom Erscheinen des Dämons und von dem Mädchen, das der Unheimliche in seinen Bann gezwungen hatte, und schließlich bat er, Pierre Malice anrufen zu dürfen, damit sich der Kommissar keine Sorgen mehr machte.
    »Es hätte schlimmer kommen können«, sagte Zamorra, als sie allein waren und den ersten Schluck Cognac tranken.
    »Schlimmer?« fuhr Bill auf. »Ich danke! Wenn ich daran denke, wie knapp wir entkommen sind…«
    »Eben«, sagte der Professor trocken. »Wir sind entkommen. Wir, Alban, dieses Mädchen, Raffael – und vermutlich noch einige andere Menschen, die dem Dämon hätten zum Opfer fallen können. – Kannst du mir übrigens deinen Autoschlüssel leihen?«
    »Autoschlüssel?« echote Bill verständnislos.
    Zamorra lächelte leicht. »Wie du weißt, konnte ich euch nicht auf dem Weg durch das magische Bild in die fremde Zeit folgen, sondern mußte die Hilfe Alban de Bayards in Anspruch nehmen. Mein eigener Wagen steht noch in der Nähe der Adlerburg. Ich werde ihn später holen.«
    »Und jetzt willst du…« Bill preßte die Lippen zusammen. Er erinnerte sich wieder an das Gespräch in der Wüste, an Albans Worte – und noch waren ihm die Dinge einfach zu nah, um sie in Zweifel zu ziehen. »Ich komme mit«, sagte er. »Wir können…«
    »Du wirst hierbleiben, Bill. Helfen könntest du mir ohnehin nicht – es ist sinnlos, dich in Gefahr zu bringen.«
    »Und du? Das mindeste ist doch, daß du dich erst mal wieder erholst, verdammt nochmal! Nicole – können Sie ihn nicht von diesem Wahnsinnsunternehmen abbringen?«
    Nicole Duval strich sich das Haar aus der Stirn. Es war ein ernstes, ein wenig trauriges Lächeln, das auf ihren Lippen erschien.
    »Nein«, sagte sie leise. »Das kann ich nicht. Ich würde es gern, aber ich weiß, daß er trotzdem fahren würde. Weil er es muß…«
    Für einen kurzen Moment spürte Zamorra die Müdigkeit wie ein Schwindelgefühl, als er Bill Flemings Wagen hinter seinem eigenen ausrollen ließ.
    Wie lange hatte er nicht mehr geschlafen? Zu lange jedenfalls – aber er wußte, daß er ohnehin keinen Schlaf gefunden hätte, bevor auch dieser letzte Kampf entschieden war. Die Spannung in ihm überspielte die Erschöpfung, machte in hellwach und schärfte seine Sinne. Lag darin eine Gefahr? Konnte diese Spannung seine geistige Kraft bis über die Grenzen hinaus erschöpfen, so wie eine aufputschende Droge den Körper über die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit treibt, bis zu einem Zusammenbruch, der ganz plötzlich erfolgt?
    Mit einem tiefen Atemzug stieg Zamorra aus, schloß den Wagen ab und machte sich an den Aufstieg zu der Burgruine auf der Bergkuppe.
    Es war sinnlos, zu grübeln.
    Er hatte keine Wahl. Er dürfte nicht zögern, denn er wußte nicht, welche Gefahren Alban de Bayard in der Zwischenzeit drohten. Er war vertrieben von seiner Zufluchtsstätte, das Schwert des Feuers diente ihm nicht mehr – er war schutzlos dem Bösen ausgeliefert.
    Die Dämonen, die seine ewige Ruhe bewachen sollten, hatten sich gegen ihn gewandt. Zamorra erinnerte sich: Als er zum ersten Mal auf die Burg der Adler kam, ein Fremder, der in die Gruft unter der Kapelle eindrang, da waren ihm diese Dämonen begegnet. Feuerwesen. Gefährliche Bestien ähnlich denen, die Leonardo einstmals hinter die Tür mit dem Wappen der Montagnes verbannt hatte. Aber damals waren die Höllenwesen Diener gewesen, dazu verurteilt, Albans Befehlen zu gehorchen – und heute hatten sie sich zu Herren aufgeschwungen und würden alles tun, um nicht wieder in den alten Zustand zu verfallen.
    Zamorra blieb
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