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0050 - Der Einsame der Zeit

Titel: 0050 - Der Einsame der Zeit
Autoren: Unbekannt
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dagegen die Explosionen in sicherer Meerestiefe verschlafen. Nun stand ich vor dem Schirm des Betrachters und war dabei bemüht, mein instinktives Zögern logisch zu begründen. Ich schob meinen Ausflug nach oben hinaus, obwohl mir mein Gefühl sagte, daß ich schließlich doch nachschauen müsse. Hinter mir läutete die Glocke. Ich konnte gehen. Ein letzter Blick galt einer Teleobjektivaufnahme. Wahrscheinlich war das Bild von einer Raumstation aufgenommen worden. Mitten im glutenden Sandmeer von Gobi lag ein blitzender Körper, der von einem fluoreszierenden Leuchten überdeckt war. Dieses Bild hatte ich oft betrachtet. Es war irgendwie rätselhaft. Wenigstens war es für meine Begriffe unvorstellbar, eine derart primitive Flüssigkeitsrakete unter einem hochwertigen Energieschirm liegen zu sehen. Ich schaltete in Gedanken ab. Es war sinnlos, über längst vergangene Dinge nachzugrübeln. Die Menschheit hatte sich selbst ihr Grab gegraben. Auch Major Perry Rhodan, der wahrscheinlich völlig unwissend den Stein des Anstoßes ins Rollen gebracht hatte, mußte längst verstorben sein. Er war damals etwas über 30 Jahre alt gewesen. Der Betrachter lief aus. Ich gab noch einige Anweisungen an die Programmierungsschaltung durch und schritt dann schwerfällig zum aufgleitenden Schleusentor hinüber.
    Rico sprach keinen Ton mehr. Ich war allein in der unterseeischen Festung. Wahrscheinlich würde ich auch oben allein sein. Hinter mir glitt das stabile Schott zu. Ich schaltete mein Anzugschirmfeld ein, wartete ab, bis die Synchronschaltung der Druckausgleichsautomatik Grünwert zeigte und zog dann den Schalter der Flutventile und Schnellentlüfter nach unten.
    Schäumend schoß das unter hohem Druck stehende Wasser aus den Bodenschlitzen der Flutkammer. Es dauerte nur Sekunden, bis die Schleuse völlig gefüllt war. Das helle Pfeifen der verdrängten Luft mäßigte sich. Schließlich vergingen auch die Wirbel und Strudel, die mich trotz aller Anstrengungen, meinen festen Stand zu behalten, in der Kammer umhergeworfen hatten. Eigentlich war dieser Raum ja nur als Notausstieg gedacht gewesen.
    Mein Schutzschirm arbeitete einwandfrei. Ich bewegte mich ruhig und sicher innerhalb der kugelförmigen Hülle, deren Luftvorrat bequem ausreichen mußte, um mich gemächlich nach oben gleiten zu lassen. Ich war gezwungen, meinen Schwerkraftregulator auf höhere Gravowerte einzustellen, da ich infolge des natürlichen Auftriebs hilflos an der Schleusendecke klebte.
    Erst nach einigen Minuten vorsichtiger Justierungsschaltungen hing ich in der Waage. Lautlos glitt das Außentor zurück. Vor mir lag die finstere Tiefsee mit ihren rätselhaften Lebewesen. Ich ging bedächtig hinaus. Da mein Schutzschirm starr und nicht flexibel war, wären Schwimmbewegungen sinnlos gewesen. Ich schritt praktisch über den an dieser Stelle flachen Meeresboden, wobei ich lediglich den Wasserwiderstand zu überwinden hatte.
    Die Infrarotstrahler auf meinem wuchtigen Helm leuchteten auf. Mittels der Spezialbrille gewann ich auf einige hundert Meter einen so guten Überblick, als hätte auch hier unten die Sonne gescheint.
    Langsam, auf die automatische Fortbewegung noch verzichtend, betrat ich das Felsplateau. Hinter mir ragte die Halbrundung meiner Stahlkuppel in die unergründliche Schwärze. Alles war still - nervenzermürbend still. Wahrscheinlich hatte es nicht viele Menschen gegeben, die jemals so allein gewesen waren wie ich. Ich verzichtete darauf, die widerstandsfähige Halbkugel näher zu begutachten. Ich hatte 69 Jahre lang in ihr geruht, das reichte!
    Knapp 200 Meter von der Flutkammer entfernt begann die große Unterseeschlucht. Ich trat bis zu ihrem Rande vor, beugte den Kopf nach vorn und ließ die vorderen Helmscheinwerfer nach unten strahlen. Ein selbstleuchtender Tiefseefisch kam neugierig näher. Ich wußte längst, daß viele Wasserbewohner infrarotes Licht als Stimulans empfanden. Man konnte seine Freude daran haben, wenn die zumeist bizarr geformten Lebewesen wie im Rausch zu tanzen begannen. Alles geschah in völliger Lautlosigkeit. Kein Geräusch unterbrach die Stille, die man nach einiger Gewöhnung nicht mehr als unheimlich, sondern nur noch als feierlich empfinden konnte. Vielleicht lag es aber in meiner Art, auf solche Sinneseindrücke anders zu reagieren als die meisten Menschen.
    Ein erstes Lächeln entstand auf meinen Lippen. Der Fisch kam noch näher, begann sich zu wiegen, bis er unter dem hellen Aufleuchten seiner blauroten
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