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0050 - Der Einsame der Zeit

Titel: 0050 - Der Einsame der Zeit
Autoren: Unbekannt
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inwieweit die schädigende Strahlung auf die Erbmasse der Überlebenden eingewirkt hatte. Vielleicht hatte es furchtbare Mutationen gegeben. Von tiefer Unruhe erfüllt, verließ ich den Kontrollsektor meiner Stahlkuppel. Eins stand fest: ich mußte so schnell wie möglich nach oben, um zu sehen, was aus den Menschen geworden war.
    „Helfen!" hämmerte es in meinem Schädel. Ich dachte an meine Freunde und Bekannten zurück. Sogar Hiob Malvers hatte zu ihnen gezählt, obwohl er mir oftmals auf die Nerven gegangen war. Wie sehr vermißte ich nun sein lautes Gelächter! Ich entschloß mich, die alte Tonbildspule nochmals ablaufen zu lassen.
     
    2.
     
    Die Zusammenstellung meiner Ausrüstung war ein einfaches Rechenexempel gewesen. In einer Einöde benötigt man weder Angriffswaffen noch spezielle Mittel zur Abwehr. Dagegen hatte ich aber für einen einwandfreien Schutz gegen radioaktive Strahlungen gesorgt und meinen Anzugreaktor voll aufgeladen. Energie würde ich wohl reichlich benötigten.
    Der Zellschwingungsaktivator mein kostbarster Besitz überhaupt, war von der positronischen Feinautomatik neu abgestimmt worden. Infolge des langen Bioschlafes hatten sich die Individualfrequenzen meiner Zellmoleküle etwas verändert. Das eiförmige Kleingerät hing auf meiner nackten Brust. Darüber trug ich den schweren, unbequemen Strahlenschutzanzug, mit dem ich die über mir lastende Wassermauer gut zu überwinden hoffte.
    Mein einziges Verteidigungsgerät bestand aus einem harmlosen Psychostrahler, dessen hypnosuggestive Wirkung völlig ausreichen würde, um jeden eventuellen Gegner zur Aufgabe seines Angriffs zu bewegen. Mehr brauchte ich nicht.
    Im Rückentornister des Hochdruckfeldanzuges hatte ich konzentrierte Nahrungsmittel und strahlungsabsorbierende Medikamente verstaut. Notfalls würde ich leidende Überlebende des verrückten Krieges in meine kostbare Unterseekuppel bringen müssen, da ich Kranke auf der Oberfläche wahrscheinlich nicht mehr erfolgreich behandeln konnte. Nun ja - was konnte es schon schaden, harmlose und wahrscheinlich etwas stumpfsinnig gewordene Kriegsnachkommen in meine Behausung einzulassen? Sie konnten mir bestimmt nicht mehr gefährlich werden.
    Vor fünf Tagen war ich durch die Roboteinrichtungen aufgeweckt worden. Nun war ich wieder so gekräftigt, daß ich den Aufstieg wagen konnte. Ich überprüfte die Flugfähigkeit meiner Ausrüstung. Die Antigravitationsschaltung funktionierte einwandfrei. Spielerisch leicht hob ich mich vom festen Boden der Kuppel ab.
    Rico beobachtete mein Tun aus kühl glänzenden Mechanoaugen. Auf dem Bildschirm leuchteten noch immer die schriftlich und bildlich festgehaltenen Nachrichten, die vor runden 69 Jahren aktuell gewesen waren. Ehe ich die Kuppel verließ, schritt ich nochmals zum Betrachter hinüber. Mit bitteren Gefühlen las ich die Nachrichten einer amerikanischen Zeitung, wonach die erste bemannte Rakete der Menschheit heil auf dem Mond gelandet war. Kommandant des Schiffes war ein gewisser Perry Rhodan gewesen, Major und Risikopilot der US. Space Force. Ehe dieser Mann gestartet war, hatte ich ihn persönlich getestet. Mein Eindruck war der allerbeste gewesen, nur hatte ich damals - es war am 15. Juli 1971 gewesen! - nicht ahnen können, daß eben dieser Space-Force-Major indirekt den längst befürchteten Atomkrieg verursachen könnte. Ich wußte nur noch, daß er auf dem Mond etwas gefunden hatte, was für alle irdischen Machtgruppen ungeheuer wertvoll war. Rhodan hatte sich geweigert, die Entdeckung auszuliefern. Er war mit seinem Mondschiff in der menschenleeren Wüste Gobi gelandet, und da war es losgegangen.
    Letzte Berichte hatten von energetischen Schutzschirmen gesprochen, die Major Rhodan über seinem Mondschiff errichtet hätte. Ich hatte durch den überstürzten Ablauf der Ereignisse keine Gelegenheit mehr, die teils kuriosen Zeitungs - und Fernsehberichte nachzuprüfen. Ehe ich nach einer raschen Flucht aus meinem damaligen Entwicklungslabor für atomare Raumschiffsantriebe unter der Meeresoberfläche verschwand, waren in Asien bereits die ersten Kampfraketen gestartet. Man hatte die Nerven verloren und übereilt auf die Knöpfe gedrückt. Jede Partei war dabei der Meinung gewesen, dieser Rhodan würde eine entscheidende Rolle auf dem Weg der wissenschaftlichen Erkenntnisse spielen. Man hatte sich benachteiligt gefühlt und dem Nachbar mißtraut.
    So war es zu einem Krieg gekommen, den niemand hatte verhindern können. Ich hatte
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