Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0050 - Der Einsame der Zeit

Titel: 0050 - Der Einsame der Zeit
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Körperorgane bedächtig zu tanzen begann. „Hallo, kleiner Freund!" rief ich ihm zu.
    Ich lauschte meinen Worten nach und bildete mir dabei ein, der schlanke, kleine Bursche hätte geantwortet. Schließlich mußte ich ihn mit einigen Handbewegungen verscheuchen, da er sonst meinem hochgespannten Energieschirm zu nahe gekommen wäre. Ich wollte nicht töten; auch nicht einen Fisch. Auf einem verwüsteten Planeten ist nichts heiliger und wertvoller als der letzte Rest des Lebens.
    Dieser Gedanke rüttelte mich aus meiner Versunkenheit. Die Kontrolle meiner Instrumente brachte nur positive Ergebnisse. Von einer Kernstrahlung zeigten die Meßgeräte nichts an. Wahrscheinlich waren nur die Feintaster der Kuppel zur Ortung der Radioaktivität geeignet.
    Ich schaltete das Wirbelfeld ein, ging um zwei Prozent mit dem Gravitationswert nach oben und gewann somit einigen Auftrieb. Leicht glitt ich über die breite Schlucht hinweg. Ich wußte, daß ich einer kugeligen Leuchterscheinung von hoher Intensität glich. Immer mehr Fische kamen auf mich zu. Ich schwebte um einige Meilen nach Norden, bis das steil nach oben ansteigende Felsfundament der Azoren auftauchte. Von da an begann ich, mit 5 Meter pro Sekunde zu steigen. Andere Fische erschienen. Hier und da erfaßten meine I-Scheinwerfer einen Felsvorsprung. Die ersten Tiefseepflanzen tauchten auf. Es waren Arten, die der Wissenschaft niemals bekannt geworden waren.
    Die Menschen waren in den Weltraum vorgestoßen, ohne die Geheimnisse ihres eigenen Planeten völlig ergründet zu haben. Ich lächelte still vor mich hin, bis mich wieder die Vorstellung an die atomare Katastrophe überfiel und das Lächeln von meinen Lippen wegwischte. In diesem Moment begann die kleine Warnanlage meines eingebauten Ortungstasters zu summen.
    Impulse trafen auf meinen Schutzschirm, der sie infolge seiner strukturellen Stabilität getreulich reflektierte. Während der ersten Momente lauschte ich verblüfft auf das stärker werdende Summen des Warngerätes. Dann dachte ich an Tiefseemonster, die die Fähigkeit besaßen, ihre Opfer mit breitstreuenden Ultraschallwellen anzupeilen. Es war typisch für jene Räuber, die in dieser finsteren Wasserwüste keine andere Möglichkeit besaßen, ihr zumeist beachtliches Nahrungsbedürfnis zu befriedigen.
    Ich stellte mich auf die Abwehr ein, bis ich plötzlich bemerkte, daß diese harten Wellen niemals von einem Fisch herrühren konnten. Nach einigen Augenblicken benötigte ich die Warnautomatik nicht mehr. Die auftreffenden Impulse eines hochfrequenten Unterwasserortungsgerätes verursachten Geräusche, die wie ein helles Piiiiing - Piiiiing klangen. Genau das vernahm ich.
    Sekundenlang hing ich wie erstarrt in meinem Kugelfeld. Etwas Unglaubliches geschah; etwas, was es überhaupt nicht mehr geben durfte! Der Erinnerungssektor meines Extrasinnes meldete sich. Geschöpfe von meiner Art vergessen niemals etwas. In schockierender Klarheit wurde mir eine Tatsache bewußt, die ich bisher kaum beachtet hatte. „Atom-U-Boot, Überlebende, Vorsicht!" gab mein Extrasinn durch.
    Völlig unsinnigerweise begann ich mit Armen und Beinen zu rudern. Mein schwaches Unterwasserwirbelfeld erlaubte eine Schwebefahrt von bestenfalls zehn Knoten. Das genügte für eine gemächliche Fortbewegung, niemals aber für eine Flucht vor einem Unterwasserschiff mit atomaren Hochleistungstriebwerken!
    Salziges Augensekret rann über meine Wangen, ein Zeichen dafür, daß meine Sinne alarmiert worden waren. Die auftreffenden Impulse wurden noch härter. Ehe ich die nächste Schlucht erreichen konnte, wurde ich von aufblendenden Scheinwerfern erfaßt. Das dunkle Rumoren eines starken Triebwerks wurde vernehmbar. Von da an gab es keinen Zweifel mehr, daß meine Ausrüstung doch nicht ausreichend war! Ich stellte meine Schwimmbewegungen ein und blinzelte in die grelle Lichtflut.
    Wahrscheinlich hielt man mich für ein Meerestier. Eigentlich konnte es gar nicht anders sein, denn außer mir gab es wohl auf der ganzen Erde niemand, der einen solchen Strahlenschutzanzug besaß. Mein Gehirn arbeitete logisch und nüchtern. Kämpfen war sinnlos, zumal ich nichts besaß, womit ich diesen stählernen Fisch hätte angreifen können. Es lag auch nicht in meinem Interesse, Überlebende des Atomkrieges in irgendeiner Form zu schädigen. Eigentlich kam es nur noch darauf an, heil ins Innere des Bootes zu gelangen.
    Ich reduzierte meine Geschwindigkeit, wohlwissend, daß mein Körper bestenfalls als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher