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0048 - Die Dämonen aus dem Eis

0048 - Die Dämonen aus dem Eis

Titel: 0048 - Die Dämonen aus dem Eis
Autoren: Traute Maahn
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Menschen vorstellst, die eine Lebenserwartung von siebzig oder achtzig Jahre haben – was ist das schon in einer Zeitspanne von Millionen von Jahren, Nicole?«
    »Jeder von uns ist also nur ein Sandkorn im Meer?« stieß Nicole hervor.
    »Bravo! Du hast es begriffen. Wenn du dir dagegen das Heer von Toten vorstellst, deren grobstofflicher Körper längst vermodert ist, deren Seelen aber im All noch herumschwirren, zu Millionen und Milliarden… und wenn du dir vorstellst, daß der Weltenraum viel dimensional ist, und daß es für einen Dämon überhaupt kein Problem darstellt, sich vom amerikanischen Kontinent in die Antarktis zu begeben, dann …«
    »Ich weiß. Und deine Vermutung, daß es sich um Polarforscher oder Seefahrer handelt, die einst hier umgekommen sind, könnte stimmen.«
    »Weil, wie wir ja schon mehrfach bemerkt haben, die Seelen der Verstorbenen, die zu Dämonen geworden sind, meist an dem Ort bleiben, an dem sie das Leben verloren haben!« erwiderte Zamorra mit großem Ernst. »Doch das ist kein Zwang für sie. Sie sind nicht ortsgebunden.«
    »Vielleicht sind die Dämonen aber wirklich aus Amerika oder Australien herübergekommen«, platzte Nicole hervor. »Bloß so aus Abenteuerlust. Ihre Körper können ja nicht mehr erfrieren.«
    Der Professor wollte wieder eine rein wissenschaftliche Antwort geben, da sah er den Schalk in Nicoles Augen. Fast wäre er ihr doch wieder einmal auf den Leim gegangen!
    Er mußte lachen. »Mein Magen knurrt. Ob du als brave Sekretärin mal versuchen könntest, daß dein Boß etwas in den Magen bekommt?«
    »Wetten, daß es hier nur haufenweise Büchsen mit grünen Bohnen gibt?« überlegte Nicole laut. »Wie soll ich daraus ein süperbes Mahl zaubern?«
    »Du kannst erst meutern, wenn du die Vorräte gesichtet hast, Nicole.«
    »An der Tür blieb sie noch einmal stehen. Übrigens, ich wohne direkt nebenan rechts«, teilte sie ihm mit. »Hast du übrigens dein Amulett um den Hals?«
    Zamorra antwortete nicht. Als Nicole sich noch einmal zu ihm umdrehte, bemerkte sie, wie er soeben das dünne Silberkettchen mit dem Amulett über den Kopf streifte.
    »Das hätte ich doch beinahe vergessen«, sagte er.
    Nicole wunderte sich über nichts mehr. Zamorra war heute reichlich zerstreut. Er knabberte ganz offensichtlich an einer unsichtbaren Nuß herum und versuchte sie zu knacken.
    Nicole gefiel das nicht. Sie fühlte sich höchst unbehaglich in ihrer Haut. Wie leicht konnte ein Dämon mit seinem Astralleib neben ihr stehen, ohne daß sie es wußte. Das Dumme war vor allem, daß diese Wesen absolut keine Tabus kannten und nahezu unbegrenzte Möglichkeiten besaßen, arme Sterbliche wie Nicole Duval in Angst und Schrecken zu versetzen.
    ***
    Es war dreiundzwanzig Uhr vorüber.
    In der schlichten Funkzentrale der Station hielt Professor Zamorra Wache.
    Um drei Uhr morgens sollte er von Frank Davis abgelöst werden.
    In der ersten Nacht wollte man die beiden Frauen verschonen, aber in der nächsten Nacht sollten auch sie vier Stunden als Wache eingesetzt werden.
    Für Zamorra war diese Wache mehr Abenteuer als Pflicht.
    Er saß über ein paar Druckschriften, die sich mit der Südpolarforschung befaßten.
    Er bekam bestätigt, was er sowieso schon wußte: es gab keine Tage und Tageszeiten auf dem Südpol. Jetzt im August befanden sich alle, die hier lebten, in der »Südpolarnacht«, während es bei Sonnenaufgang am 23. September für Monate – und zwar bis März – »Tag.« wurde.
    Deshalb, so fand Zamorra, war es ziemlich sinnlos, wie in den anderen Erdteilen die Tages- und Nachtzeit beizubehalten. Er mußte das am Morgen mit den drei anderen besprechen.
    Lauschend hob Zamorra den Kopf. War da nicht ein Geräusch gewesen?
    Die Handhabung des Sprechfunkgerätes war denkbar einfach. Die einzelnen Stationen der Antarktisküste waren mit einem Sprechfunknetz in der Art des Seefunkdienstes verbunden. Die Gebrauchsanweisung an der Wand besagte, daß jede Stunde zweimal für je drei Minuten Funkstille eingehalten werden müßte, um das Abhören der Notwelle zu ermöglichen.
    Anfangs hatte Zamorra die Gespräche zwischen zwei Stationen mitgehört, auch ein Rundgespräch zwischen drei chilenischen Außenposten am äußersten Zipfel von Graham-Land. Dann hatte er ausgeschaltet.
    Immer wieder grübelte er über die Möglichkeit nach, daß vor Walfischkapitän Nathaniel Brown Palmer, nach dem das Inselgebiet westlich von Graham-Land benannt war, schon andere Entdecker diesen neuen
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