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0048 - Die Dämonen aus dem Eis

0048 - Die Dämonen aus dem Eis

Titel: 0048 - Die Dämonen aus dem Eis
Autoren: Traute Maahn
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Zamorra hastig. »Da Mr. Davis zu schlafen scheint, muß ich Mrs. Davis holen.«
    »Das will sie wahrscheinlich auch«, sagte Nicole spitz. »Ein Rendezvous bei dieser Temperatur hat vielleicht auch seinen Reiz. Sie versucht es doch mit allen Mitteln!«
    Verständnislos sah Zamorra sie an, dann schlug er die Kapuze hoch, zog sich die Fellhandschuhe an und sagte: »So long. Bis gleich Nicole.«
    Nicole drückte hinter ihm die Tür ins Schloß, blieb für einige Sekunden untätig stehen, drängte die heiße Wut auf die rothaarige Mineralogin gewaltsam zurück und begab sich dann in die Funkzentrale.
    Hinter den Schreibtisch gekauert stemmte sie ihre Fäuste in die Taschen ihres Morgenmantels.
    »In einer halben Stunde«, murmelte sie, »geh’ ich zurück in mein Bett. Wenn die beiden bis dahin nicht zurück sind, wecke ich Mr. Davis auf. Schließlich verdanke ich es seiner Frau, daß ich mitten aus dem Schlaf geweckt wurde.«
    ***
    Zamorra hätte schon zweimal beinahe die Balance verloren und wäre auf dem gefrorenen Schnee ausgerutscht, doch in beiden Fällen hatte er sich noch halten können.
    Immer wieder rief er nach Harriet Davis, und immer wieder hörte er die Antwort in der gleichen Entfernung. Harriet schien sich ebenso schnell, wie er ihr nachlief, fortzubewegen.
    Zamorra war von Zorn erfüllt, doch gleichzeitig spürte er auch, daß die Nacht der Überraschungen erst anfing.
    Mit Harriet Davis war etwas nicht in Ordnung. Das war kein Spaziergang zur Erholung, sondern eine geheimnisvolle Kraft, die sie forttrieb.
    Zum erstenmal stieg in Zamorra ein Verdacht gegen die schöne rothaarige Gelehrte auf.
    Er kannte sie kaum, doch sie hatte sich danach gedrängt, auf dieser verlassenen Station zu wohnen. Ihr Mann schien in dieser Ehe nicht viel zu sagen zu haben.
    Wieder blieb er stehen. Der Atem dampfte vor seinem Mund und gefror augenblicklich, als er rief »Mrs. Davis? Wo sind Sie? Bleiben Sie stehen…«
    Jetzt kam Harriets Stimme von links. »Zamorra… Zamorra … hier…«
    Das »hier« wurde von dreifachem Echo zurückgeworfen.
    Es sah ganz so aus, als ob sie ihn narren wollte. Er mußte an die Möglichkeit denken, daß ein Dämon in Harriet Davis gefahren und sich ihren Geist Untertan gemacht haben könnte.
    »Zamorra…«
    Wie Sphärenmusik klang ihre Stimme. Noch immer kam sie von links.
    »Bleiben Sie stehen, oder ich gehe zurück…« warnte Zamorra.
    Wie zum Hohn wiederholte das Echo: »zurück… zurück … zurück …«
    Es mußten sich in einiger Entfernung Eisberge oder Schelfeismassen befinden, sonst wäre dieses Echo nicht möglich.
    »Hier bin ich… Zamorra, wo sind Sie?«
    Und wirklich, Harriet Davis’ Stimme klang jetzt ganz nah.
    Professor Zamorra blieb stehen. »Kommen Sie zu mir«, befahl er.
    Er hatte sich an die gleichbleibende Dunkelheit inzwischen gewöhnt und die Taschenlampe, die in dem Pelz steckte, nicht benützen müssen.
    Durch den dunkelblauen Dunst sah er dann das helle Weiß des Fellmantels der Wissenschaftlerin auf sich zutaumeln.
    »Gottlob…« murmelte Harriet. »Ich habe mich verirrt. Ich bin, scheint es mir, dauernd im Kreis herumgeirrt.«
    »Warum sind Sie ständig von mir weggelaufen, anstatt stehenzubleiben?« knurrte Zamorra.
    Harriet lachte leise. »Böse, Zamorra?«
    Zamorra gab keine Antwort. Wenn sie hier bei dieser klirrenden Kälte einen kleinen Flirt beginnen wollte, bitte, aber ohne ihn.
    »Kommen Sie. Gehen wir zurück!« forderte er sie auf. »Ich muß Nicole ablösen. Sie hält das Funkgerät besetzt.«
    Er hörte Harriet leise lachen. »Nicole… eine entzückende, kleine Person, Zamorra. Was ist sie noch für Sie? Sie können mir nicht weismachen, daß sie bloß Briefe für Sie tippt.«
    »Los jetzt…«
    Brummend drehte sich Zamorra um. Sie mußten zurück. Aber wo war ihre Station? In welche Richtung mußten sie gehen?
    Zum Teufel… dachte Zamorra.
    Diese endlose, weiße Weite wurde durch nichts unterbrochen.
    Dort hinten erhob sich ein Hügel. Es konnte auch ein Schneeberg sein. Hatte Zamorra ihn passiert?
    Er bemerkte, wie sich Harriet Davis an ihn drängte. »Ich hätte nie Frank Davis heiraten sollen«, raunte sie. »Als ich seinen Ring nahm, wußte ich nicht, daß es Männer wie Sie gibt, Zamorra!«
    »Überlegen Sie, wie Sie vorhin gelaufen sind, Mrs. Davis«, fuhr Zamorra sie an. »Ich habe die Orientierung verloren.«
    Sie sah ihn an. Trotz der Dunkelheit konnte er gut die Züge ihres ebenmäßigen Gesichtes erkennen. Ihre grünen Augen
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