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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits
Autoren: Walter Appel
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Sie haben sich selber zurückgeschmettert, statt die übernatürlichen Kräfte.«
    »Du hast Recht. Oh, mein Kopf! Zum Glück war es nur ein geringer Fehler, sonst wäre ich an der Wand zerquetscht worden.«
    Unter anderen Umständen hätte ich gelacht. Da hatte ich einen Verbündeten gefunden! Ich wünschte, Suko, mein chinesischer Freund und Kampfgenosse, wäre bei mir gewesen. Doch das war nicht möglich, Suko lag im Krankenhaus.
    Es gab nichts mehr zu retten. Im Haus regte sich nichts, obwohl man den Lärm und das Getöse gehört haben musste. Per Telefon rief ich das nächste Polizeirevier an und versuchte dann, den Superintendenten Powell zu erreichen. Er hielt sich in seinem Klub auf, wie mir seine Haushälterin sagte.
    Dort holte man ihn ans Telefon. Er meldete sich militärisch knapp, und ich instruierte ihn.
    »Eine böse Sache, das gibt Verwicklungen«, sagte er. »Aber damit werden wir schon fertig. Sie wissen also, wer dahinter steckt, John?«
    »Ziemlich genau, Sir. Wir müssen dieses Reisebüro in London finden, von dem Madame Melisandra gesprochen hat, und herausbringen, was es mit der Fahrt nach Schottland und dem großen Opfer auf sich hat. Damit steht und fällt alles.«
    »Das müsste festzustellen sein. Wir setzen alle Hebel in Bewegung, John. Ich spreche mit dem zuständigen Polizeirevier und mit dem Leiter der Mordkommission. Falls Sie mich noch einmal brauchen sollten, ich bin bis 24 Uhr im Club.«
    »Verrenken Sie sich nicht beim Billard den Arm, Sir.«
    »Seien Sie nicht unverschämt«, brummte Powell und legte auf.
    Jetzt traf auch schon die von mir verständigte Polizei ein. Ich wies mich als New-Scotland-Yard-Beamter aus. Der bullige Sergeant salutierte vor mir.
    »Ich habe verstanden, Oberinspektor Sinclair. Wir riegeln den Tatort ab und überlassen das weitere Ihnen und der Mordkommission.«
    »Das Männchenbauen können Sie sich schenken, Sergeant.«
    Das Eintreffen der Mordkommission mussten der Professor, sein Gehilfe Fitz Fitzgerald und ich abwarten. Professor Melibocus stöhnte immer noch, er war aber nicht ernsthaft verletzt. Keine Knochenbrüche, nur Beulen und Prellungen.
    Wir warteten im Wohnzimmer der toten Hellseherin. Der schwarze Kater saß jämmerlich miauend bei der Leiche nebenan. Die große Standuhr tickte. Sie ging fünf Minuten vor, wie ich feststellte.
    »Passiert Ihnen das öfter, dass Sie eine Beschwörung durcheinander bringen, Professor Melibocus?« fragte ich.
    »Ich bin ein wenig zerstreut«, antwortete er in seinem eigenartigen Englisch. »Da kann so was schon mal geschehen.«
    »Wissen Sie noch, wie Sie in Pardubitz einen Golem ins Leben riefen, Professor?« fragte Fitz Fitzgerald. »Und wie er Ihnen hinterher die ganze Wohnung kurz und klein schlug, weil Sie den Zettel mit dem Wort nicht finden konnten, das ihn wieder in tote Materie verwandelte? Der Zettel steckte oben hinter Ihrem Hutband, ich kam im letzten Augenblick hinzu, nahm ihn und rief das erlösende Wort. Sonst hätte der Golem Sie zerschmettert.«
    Professor Melibocus winkte ab, das war ihm peinlich.
    »Und wie Sie den magischen Kreis bei der Beschwörung eines Feuerdämons mal nicht richtig schlossen. Wie er ihnen den Kittel in Brand setzte und es fast übel ausgegangen wäre für Sie. Ich konnte den Feuerdämon gerade noch mit einem Kübel Weihwasser löschen.«
    »Wir wollen diese dummen alten Geschichten nicht wieder aufwärmen«, sagte der lange Professor. »Ein großer Geist wie der meine kann eben nicht auf jede Kleinigkeit achten.«
    Damit war alles gesagt. Die Mordkommission kam an, und ich instruierte den Inspektor, der sie leitete. Die Protokollformalitäten würden wir am nächsten Tag im New-Scotland-Yard-Gebäude regeln.
    Falls Reporter erschienen, sollten der Inspektor und die Beamten auf strikter Geheimhaltung bestehen. Unser Pressereferent sollte sich später mit den Neuigkeitenfritzen herumschlagen, dafür wurde er bezahlt.
    Wir drei durften gehen. Ich fuhr zurück in mein Stadtviertel und brachte den Professor, und sein Faktotum zu einem Hotel in der Nähe meiner Wohnung. Professor Melibocus beschwor mich, ihn ja auf dem laufenden zu halten.
    Ich half den beiden noch, ihr Gepäck ins Hotel zu transportieren, denn um diese Zeit war kein Helfer mehr aufzutreiben.
    »Was für ein Landsmann sind Sie eigentlich, Professor?« fragte ich Melibocus, als wir uns in der Hotelhalle verabschiedeten. »Melibocus ist doch kein tschechischer Name?«
    »Ich bin deutschtschechischer Abstammung.
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