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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin
Autoren: Franc Helgath
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zwar schon länger, unter anderem über die Holographien, experimentiert, doch St. Laurent hatte es geschafft, mit einfacheren Hilfsmitteln denselben Zweck zu erreichen.
    »Monsieur St. Laurent«, rief Zamorra aus den Kulissen heraus. Der Regisseur fuhr herum.
    »Ach, Professor. Sie schickt der Himmel. Ich habe Sie schon überall suchen lassen.«
    »Danach scheint Ihnen inzwischen aufgegangen zu sein, was Sie hier angerichtet haben. Man treibt keinen Scherz mit den Riten des Suukaatan.«
    »Ich verstehe nur Bahnhof«, blaffte Clermont dazwischen. »Könnte einer der Herren so gütig sein und mir unwissendem armem Tropf erklären, was das Ganze soll? Habe ich Sie richtig verstanden, Professor, dass dieser Wicht am ganzen Schlamassel hier schuld ist?«
    Yves St. Laurent senkte die Augen wie ein verschüchtertes Mädchen, das sich in der Hochzeitsnacht zum ersten Mal nackt ihrem Geliebten zeigt. Er war tatsächlich rot bis zurück ins Bindegewebe.
    Sein Kopf leuchtete beinahe wie eine Birne in einer schummerigen Nachtbar.
    »Ich fürchte, so einfach ist das nicht«, sagte Zamorra. »Ich glaube nicht einmal, dass sich der Tatbestand einer fahrlässigen Tötung konstruieren lässt, obwohl Monsieur Laurent, Regisseur und vor allem Autor dieser makabren Show, zweifellos eine Mitschuld an diesem Massaker trägt. Er weiß das auch. Sie sehen ja, wie er sich schämt. Nur: kein Gericht dieser Welt wird diese Schuld anerkennen. Das ist etwas, mit dem Monsieur St. Laurent selbst fertig werden muss. Sprechen wir besser von einer Naturkatastrophe. Sie können dem guten Petrus auch keinen Strafbefehl schicken, wenn er die Schleusen des Himmels einmal soweit öffnet, dass das Rhônedelta unter Wasser steht.«
    »Macht es Ihnen sehr viel aus, wenn ich immer noch nichts verstehe?«, fragte Kommissar Clermont bissig.
    »Der Sachverhalt ist auch nicht ganz einfach«, antwortete Zamorra ungerührt. »Schon gar nicht für einen Mann, der sonst nur etwas mit Fakten, Beweisstücken und allenfalls noch etwas mit Indizien zu tun hat. Ich kann Ihnen lediglich Indizien bieten. Indizien, die Sie höchstwahrscheinlich nicht annehmen werden, weil sie sich mit der Schulweisheit nicht vereinbaren lassen. Deshalb ein Wort zum Anfang: Es dauert keine zwanzig Jahre mehr, dann werden Dämonologie und Parapsychologie an allen Universitäten dieser Welt gelehrt. Galileo Galilei hatte auch seine Schwierigkeiten, als er sein neues Weltbild entdeckte. Er konnte sich deshalb sogar knapp vor dem Scheiterhaufen retten, nur weil er sagte, nicht die Sonne würde sich um die Erde drehen, sondern die Erde um die Sonne. Mit dem Forschungsgebiet der Parapsychologie verhält es sich ähnlich. Machen Sie sich also auf einige vermeintliche Ungereimtheiten gefasst. Am besten, Monsieur St. Laurent teilt sich Ihnen in eigenen Worten mit. Ich bin nicht sein Anwalt. Ich verurteile sein Vorgehen sogar aufs schärfste.«
    St. Laurent schluckte. Erst jetzt sah Zamorra, dass er einen überdimensionierten Adamsapfel hatte, den der Vollbart nur unvollkommen verbarg.
    Kommissar Clermont stellte sich sofort auf die neue Situation ein und bewies einem Psychologen wie Zamorra damit seine Klasse. Er zeigte so etwas Ähnliches wie ein Lächeln, ein kleines Zeichen der Dankbarkeit dafür, dass Zamorra ihm jetzt das Gesetz des Handelns überließ. Es musste ein sehr weicher Kern unter dieser rauen Schale stecken. Clermont war ein sensibler Mensch und ein großartiger Schauspieler. Nur Männer wie Zamorra vermochten ihn zu durchschauen, und von dieser Sorte gibt es nur verschwindend wenige.
    »Bon«, brummte Clermont und fixierte St. Laurent, der immer mehr den Karnickelblick bekam. »Beginnen Sie, Monsieur. Sie werden einen aufmerksamen Zuhörer in mir finden.«
    St. Laurent räusperte sich. Die Röte wollte nicht aus seinem Gesicht weichen. Stockend begann er: »Zuerst sage ich Ihnen, was sich ereignet hat. Oder wissen Sie’s schon?«
    Unsicher blickte er auf.
    Clermont schüttelte seinen massigen Schädel mit dem amerikanischen Bürstenhaarschnitt. Er sagte nichts, um St. Laurent nicht noch mehr einzuschüchtern. St. Laurent war nicht der Typ, auf den man Druck ausüben musste, damit er sprach. Er würde es als Erlösung empfinden, wenn er überhaupt reden durfte. Man konnte es ihm ansehen, dass er sich innerlich mit Selbstvorwürfen zerfleischte. St. Laurent war ein Künstler. Einer von der weichen Art.
    »Es begann alles damit, dass ich einige Jahre im Orient lebte. Mehr oder weniger
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