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0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede
Autoren: Richard Wunderer
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durch die Luft.
    »Das verstehe ich nicht«, murmelte Bill beeindruckt.
    »Sehr einfach«, antwortete ich. »Die Straße ist noch immer vorhanden, aber dämonische Kräfte haben sie in eine andere Dimension versetzt. Die Gemme hebt durch ihre Wirkung diesen Spuk auf, aber nur für sich selbst. Würden wir weitergehen, müßten wir unweigerlich in den Sumpf stürzen.«
    »Dann kommen wir also nicht nach Ranverness«, meinte Bill bedrückt. »Dabei hat dieses Mädchen gesagt, daß dort etwas Furchtbares geschehen ist.«
    »Wir kommen hin«, sagte ich verbissen und verstaute erst einmal die Gemme in meinem Koffer. Danach holte ich meinen silbernen Dolch hervor, der nicht nur geweiht war, sondern dessen Griff auch die Form eines Kreuzes besaß und mit Symbolen der Weißen Magie versehen war.
    »Das werden wir gleich haben«, sagte ich grimmig, hob einen anderen Stein auf und ritzte mit dem Dolch die gleichen Symbole in den Stein, die sich auch auf dem Griff befanden.
    »Und das soll wirken?« fragte Bill skeptisch. »Wir müßten wissen, mit welchen Mitteln dieses Mädchen vorhin über den Abgrund gehen konnte.«
    »Für sie war das Moor überhaupt nicht vorhanden«, behauptete ich. »Wir werden schon herausfinden, warum sie vor dem Bösen geschützt ist. Und jetzt los!«
    Ich hatte meine Arbeit beendet und schleuderte den Stein mit voller Kraft über die Kante hinaus.
    Er sauste durch die Luft, senkte sich der Erde zu und fiel steil auf das Moor zu.
    Ich preßte die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. Jetzt mußte es sich entscheiden, ob mein Mittel wirkte.
    Der Stein durchstieß die unsichtbare Straße und verschwand mit lautem Platschen in dem Morast.
    Sekundenlang blieb alles ruhig.
    »Schade, es hat nichts genützt«, meinte Bill und wollte sich abwenden.
    In diesem Moment stieg eine riesige Schlammfontäne hoch. Ich entdeckte den Stein, der auf der Spitze dieser Fontäne tanzte. Das Böse wehrte sich gegen das Eindringen eines Gegenstandes, der mit Symbolen der Weißen Magie bedeckt war.
    Der Stein fiel wieder zurück und verschwand diesmal endgültig in dem Satansmoor, ohne noch einmal aufzutauchen. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann änderte sich vor uns schlagartig die gesamte Landschaft.
    Wir sahen das Moor nur mehr undeutlich in der Tiefe brodeln. Darüber entstand, vorläufig noch durchscheinend wie eine dünne Folie, das Abbild der Straße und der angrenzenden Hügel.
    So schnell, wie das Teufelsmoor gekommen war, verschwand es wieder. Nichts deutete mehr darauf hin, welche Dämonenfalle hier auf uns gelauert hatte. Ohne Unterbrechung setzte sich die düstere Landschaft fort.
    »Dann wollen wir«, sagte ich erzwungen forsch und setzte mich hinter das Steuer des Wagens, nachdem ich den Koffer eingeladen hatte. Bill schob sich auf den Nebensitz.
    Es war uns beiden nicht wohl, als ich anfuhr. Niemand garantierte uns, daß sich das Moor kein zweites Mal bildete und uns verschlang. Ich vertraute jedoch auf die Kraft meines Dolches, die sich auf den Stein übertragen hatte.
    Nichts passierte, und als ich um die nächste Kurve bog, sahen wir Ranverness vor uns liegen.
    ***
    Die seltsame Botin hatte von etwas Schrecklichem gesprochen, das sich in dem kleinen Dorf abgespielt hatte. Wir merkten nichts davon.
    Ich zählte ungefähr zwei Dutzend niedrige Natursteinbauten, die sich nahtlos in die Landschaft einfügten. Auf den letzten zwei oder drei Meilen war die Straße von niedrigen Mauern begrenzt.
    Hinter einigen Fenstern der Häuser brannte noch Licht. Die meisten Leute schienen jedoch schon zu schlafen.
    Eine schottische Sommernacht! Für viele mag das romantisch klingen. Wir sahen einander jedoch kurz an und starrten dann wieder durch die Windschutzscheibe. Zu viele Fragen waren offen. Die Bedrohung war fast mit den Händen greifbar.
    »Wir gehen zuerst zu dem Polizeiposten«, schlug ich vor. »Mein verehrter Kollege kann uns sicher auch am besten sagen, wo wir unterkommen können.«
    »Ich habe keine Lust, die Nacht im Freien zu verbringen.« Bill schüttelte sich. »Nicht in dieser unheimlichen Gegend.«
    »Du bist verweichlicht«, entgegnete ich. Es sollte ein Scherz sein, damit sich unsere verkrampften Nerven etwas lockerten, doch er verfehlte seine Wirkung.
    Äußerlich unterschied sich kein Haus vom anderen, so daß wir den Polizeiposten sicher nicht so schnell gefunden hätten, wäre uns nicht ein Zufall zu Hilfe gekommen. Unsere Ankunft war bemerkt worden. Ein paar Leute kamen aus ihren Häusern.
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