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0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede
Autoren: Richard Wunderer
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mit Bill auf den Weg. Auf der Fahrt zum Flughafen machte er noch einen Besuch bei seiner Frau. Erst als ich zehn Minuten später ungeduldig hupte, kam er wieder aus dem Haus.
    »Das war aber ein stürmischer Abschied«, stellte ich fest.
    Bill antwortete nicht. Es fiel ihm doch schwer, seine Frau und seinen Sohn allein zu lassen und ein ungewisses Abenteuer anzutreten. Ich kannte Bill. Auf der anderen Seite würde bald der Reiz des Neuen kommen und ihn ablenken.
    Der Reiz kam sehr bald. Schon auf dem Flug nach Edinburgh sprach er von nichts anderem als von dem bevorstehenden Einsatz. Er stellte die wildesten Vermutungen an, so daß ich keine Sekunde zum Schlafen kam.
    »Halt endlich die Klappe«, sagte ich freundschaftlich. »Und versuche auch, ein wenig zu schlafen.«
    »Schlafen?« Er sah mich groß an. »Bist du noch zu retten, John? Ich kann doch jetzt nicht schlafen!«
    »Ich schon«, erwiderte ich trocken. »Ich habe nämlich das Gefühl, daß wir in der nächsten Zeit kein Auge zutun werden.«
    Damit drehte ich mich zur Seite und schloß die Augen.
    Ausgeruht kam ich in Edinburgh an. Bill dagegen hatte tatsächlich kein Auge zugemacht.
    Auf dem Flughafen erwartete uns ein Empfangskomitee, bestehend aus einem Inspektor und einem Sergeanten.
    »Superintendent Powell hat uns von Ihrer Ankunft verständigt, Oberinspektor«, sagte der Ranghöhere. »Wir stellen Ihnen einen Wagen zur Verfügung. Sergeant Lellan hier wird Ihr Fahrer sein.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Was wir brauchen, ist ein Hubschrauber, der uns schnellstens nach Inverness bringt, verehrter Kollege. Superintendent Powell hat sich wahrscheinlich am Telefon etwas undeutlich ausgedrückt.«
    Zehn Minuten später hatten wir unseren Hubschrauber.
    Jetzt im August waren die Tage in Schottland lang. Um zehn Uhr abends setzte erst die Dämmerung ein. Um diese Zeit waren wir aber schon längst in Inverness.
    Der Polizeihubschrauber flog zurück, und wir machten uns auf den Weg zu einer Autovermietung.
    »John!« Bill rüttelte mich begeistert am Arm. »Sieh dir das an! Fast wie meiner!«
    Er deutete auf einen silbermetallicfarbenen Porsche. Ich seufzte.
    »Mich erinnert er an meinen Bentley. Aber schlag ihn dir aus dem Kopf. Der Yard zahlt die Spesen. Zuviel kann ich dem Superintendenten nicht zumuten.«
    Wir wählten schließlich einen Mittelklassewagen aus. Ich überließ Bill das Steuer.
    »Wir werden ungefähr um zehn Uhr in Ranverness sein«, sagte Bill. Er saß entspannt hinter dem Lenkrad und hielt nach einem Hinweisschild Ausschau. »Falls nichts dazwischenkommt.«
    »Eben«, murmelte ich. »Die ganze Zeit habe ich schon so ein Kribbeln im Nacken.«
    »Vorahnungen?« Bill lachte herzhaft. »Ich würde eher sagen, du hast im Flugzeug zu lange geschlafen.«
    Darauf erwiderte ich nichts. Wie sollte ich Bill erklären, daß ich ein sehr mulmiges Gefühl hatte?
    Wir fanden die Abzweigung nach Ranverness. Schon nach ein paar Meilen fuhren wir auf einer einspurigen Straße. Die Landschaft veränderte sich schlagartig. Die Wiesen wurden dunkler und waren an manchen Stellen braun gefärbt.
    Ich kannte das Moore.
    Die Straße schlängelte sich wie eine betrunkene Viper durch die abweisende Landschaft. Die Sonne versank hinter dem Horizont, aber noch blieb es hell.
    Die Straße stieg an. Bill fuhr rasch und konzentriert. Es kam uns kein einziges Fahrzeug entgegen, so daß wir nicht anhalten mußten.
    Ich vertraute auf Bills Fahrkünste. Wenn er einen Fehler machte, konnte es für uns tödlich ausgehen. Dann schoß der Wagen nämlich über das schmale Asphaltband hinaus ins Moor. Und weit und breit gab es keinen Menschen, der uns dann geholfen hätte.
    Wir schwiegen. Einerseits mußte sich Bill auf die Fahrt konzentrieren, und ich dachte an die Probleme, die uns in Ranverness erwarteten. Andererseits war es eine Landschaft, die nicht gerade gesprächig machte.
    Schwermut lag über den dunklen Hügeln. Obwohl wir August hatten, wurde es im Wagen empfindlich kalt. Ich kurbelte das Fenster hoch.
    Die Straße vor uns schimmerte schwarz, als wäre sie für einen Leichenzug präpariert worden. Je weiter wir kamen, desto düsterer wurde das Land zu beiden Seiten, daß wir die Straße kaum noch von der Umgebung unterscheiden konnten.
    »Ist es schon so spät?« fragte Bill mit zusammengebissenen Zähnen und schaltete die Scheinwerfer ein. Es änderte sich nichts.
    »Eigentlich müßte es noch viel heller sein«, antwortete ich und sah mich nach allen Seiten um. Der
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