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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London
Autoren: Edgar Wallace
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brachte in einem ihrer Stücke ein Lied, in dem King Kerrys geschäftliche Erfolge besungen wurden.
    Es war ein harmloser Witz; aber das große Haus brüllte vor Vergnügen über diesen neuesten Schlager der lustigsten aller Revuen.
    Keiner lachte herzlicher als King Kerry selbst im Schatten seiner Loge, in der er in Gesellschaft Else Marions, Vera Zeberlieffs und Gordon Brays saß.
    »Dies ist die letzte Perle in Ihrem Ruhmeskranz«, sagte Gordon Bray, der sich zu King Kerry vorlehnte und sich köstlich amüsierte.
    »Wann reisen Sie ab?« erkundigte sich Vera gleich darauf.
    »Ende der Woche«, antwortete Kerry. »Es ist ja für Marienbad ziemlich spät, aber ich fürchte, ich werde trotzdem vierzehn Tage wegbleiben.«
    »Sie fürchten?« lächelte Bray.
    Der Millionär nickte und fügte ernst hinzu: »Ja … Eigentlich möchte ich überhaupt nicht weg. Es gibt nichts Besseres für die Gesundheit als Interesse an der eigenen Arbeit - und ich bin noch nicht abgestumpft.«
    Sie sahen sich die Revue bis zu Ende an und gingen dann zum Abendessen.
    Vera gehörte dem »Klub der Sechshundert« an, und in dieses exklusive Hotel begab sich die Gesellschaft. King Kerry benutzte die erste sich bietende Gelegenheit, um ein paar Worte mit Vera allein zu sprechen.
    »Ich möchte Sie morgen besuchen; ich habe etwas sehr Wichtiges mit Ihnen zu besprechen, etwas, das Sie meines Erachtens wissen müssen.«
    Sein Ton war so ernst, daß die junge Dame ihn etwas beunruhigt ansah.
    »Es handelt sich wohl wieder um Hermann?«
    Er nickte. Sie hatte das Gefühl, daß King Kerry Bescheid wußte.
    »Es hat mit Hermann zu tun. Ich fürchte, es steht Ihnen noch eine kleine Unannehmlichkeit bevor… Ich hätte Ihnen das gerne erspart, aber …«
    Sie zuckte resigniert die Schultern. »Ich kann noch mehr vertragen«, erwiderte sie. »Ich glaube nicht, daß Sie sich wirklich vorstellen können, was das für ein Leben mit Hermann gewesen ist.«
    »Ich kann es mir denken«, lautete die grimmige Antwort.
    Bei Tisch fand sie ihre gute Laune wieder und spielte die liebenswürdige Wirtin. Else, für die dies eine neue, schöne Welt war, erlebte eine blendende Stunde.
    Die »Sechshundert« sind der feinste Nachtklub. Herzoginnen bestellten Tische voraus, und die bekanntesten Schauspielerinnen der Welt sind Mitglieder. Man kann sie jeden Abend in ihren kostbaren Toiletten an den kleinen Tischen des Speisesaals sitzen sehen. Hier war Lachen, Musik, Gesang, der ganze Zauber des Lebens - des Lebens der Vornehmen und der Künstler.
    Else trank die ungewohnten Szenen in sich hinein, erregt durch das Licht und das Gefunkel. Es war in nichts mit dem zu vergleichen, was sie bisher gesehen hatte. Niemand starrte sie an; Berühmtheiten gingen im Klub ein und aus, und die geflüsterte Bemerkung, der »König von London« sei zugegen, erregte nur vorübergehendes Interesse.
    Vera saß neben Kerry, und nach dem ersten Gang flüsterte sie ihm zu: »Hermann ist hier; er sitzt ein klein wenig links hinter Ihnen.«
    Er nickte. »Ich sah ihn hereinkommen; ich befürchte hier nichts von ihm.«
    Er sah nach der Uhr.
    »Oh, bitte, denken Sie noch nicht an Aufbruch«, bat Vera.
    »Ich will auch noch nicht gehen. Aber, wie Sie wissen, pflege ich abends, ehe ich heimgehe, noch einmal in meinem Büro vorzusprechen, und ich wollte eben nur einmal sehen, wieviel Uhr es ist.«
    Hermann Zeberlieff, dem diese Bewegung nicht entgangen war, stand plötzlich auf, ließ den eleganten Martin Hubbard, den er eingeladen hatte, ohne ein Wort der Entschuldigung sitzen und ging zu Kerrys Tisch hinüber.
    Eisiges Schweigen empfing ihn. Er ließ sich dadurch aber in keiner Weise in Verlegenheit bringen.
    Von dem Platz, wo er stand, konnte er auf King Kerry und seine Schwester hinuntersehen; sein hübsches Gesicht strahlte vor guter Laune.
    »Hat jemand Lust«, fragte er langsam, »das Kriegsbeil ein wenig zu begraben?«
    Er wandte sich mit seiner Frage an die ganze Gesellschaft. Nicht ein einziger war darunter, den er nicht schon beleidigt hatte. Else wußte vielleicht nicht, welche Rolle er gespielt hatte, aber sie sah ängstlich zu ihm auf.
    Gordon Bray, der an den ihm kredenzten Likör und an das Erwachen in einem gewissen dunklen Keller dachte, wurde dunkelrot. Aus King Kerrys Gesicht war nichts zu lesen. Nur Vera lächelte heiter dem Menschen zu, der keine Mühe gescheut und alles versucht hatte, sie aus der Welt zu schaffen.
    »Wenn Sie in diesem ausnehmend lustigen Augenblick gestatten,
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