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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London
Autoren: Edgar Wallace
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fuhr zu seinem Büro. Die Front war in Dunkelheit gehüllt. Er schaute durch das Fenster, konnte aber den Safe nicht sehen. Wenn einmal das Licht aus war, was seit Eröffnung des Juwelenschreins nicht der Fall gewesen war, stand der Safe im Schatten.
    Er schloß die Haustür auf, trat ein und drückte auf den Schalter an der linken Seite der Tür. Das Licht brannte nicht. Er trat wieder auf die Straße und rief den nächsten Schutzmann.
    »Hier ist eingebrochen worden«, sagte er.
    »Eingebrochen? Nanu, ich dachte, Sie wären heute nacht umgezogen.«
    »Wer hat diese Plakate angebracht?« King Kerry deutete auf die großen, gedruckten Plakate an den Fenstern.
    »Ich weiß es nicht. Als ich meinen Dienst antrat, war das Büro dunkel und die Plakate bereits angeklebt. Als ich hier kein Licht sah, habe ich selbstverständlich gemäß den Polizeiinstruktionen gehandelt und bin hinübergegangen; aber als ich die Plakate sah, glaubte ich, daß alles in Ordnung sei.«
    Er pfiff zwei seiner Kameraden herbei, und die vier betraten das Gebäude - die Polizisten ließen ihre Lampen aufblitzen. In der Loge des Verwalters fanden sie den unglücklichen Wächter, dessen Pflicht es war, die Schätze des Safes zu bewachen. Er war bewußtlos; man hatte ihn niedergeschlagen, geknebelt und gebunden. Die Hilfe kam gerade zur rechten Zeit, um ihm das Leben zu retten.
    Der Verwalter war nirgends zu sehen. Sie fanden ihn später in dem kleinen Büro; man hatte ihn ebenso wie seinen Gehilfen behandelt. Das einzige, was er aussagen konnte, war, daß plötzlich, während er in seinem Stuhl saß, irgend etwas in sein Gesicht ge spritzt worden war, das ihm den Atem genommen hatte. »Ich glaube, es war Salmiakgeist«, keuchte er. Ehe er sich habe wehren oder schreien können, sei er niedergeschlagen worden und gefesselt und geknebelt in dem kleinen Büro wieder zu sich gekommen.
    Die Untersuchung ergab, daß alle Leitungsdrähte durchgeschnitten waren. Wahrscheinlich war der Einbruch im Augenblick der Polizeiablösung geschehen.
    Es war nicht nötig, die Stahltür aufzuschließen, die von dem hinteren Büro in das Vorderzimmer führte; das Schloß war herausgebrannt. Der Safe stand weit offen und war anscheinend unbeschädigt.
    King Kerry stieß einen unterdrückten Schrei aus.
    »Borgen Sie mir Ihre Lampe«, sagte er und durchsuchte hastig den Inhalt des Safes. Die Geschäftspapiere waren nicht in Unordnung gebracht oder doch wieder so hingelegt worden, wie sie gelegen hatten. Ein kleines Päckchen aber, das für Kerry wichtigste, war verschwunden.
    »Sie täten am besten, ein Protokoll hierüber aufzunehmen«, sagte er nach langem Schweigen. »Ich will jemand holen, der die Leitung wieder in Ordnung bringt.«
    Er saß bei dem schwachen Licht einer Kerze in seinem Büro; so fand ihn Else, die, durch Kerrys Aussehen beunruhigt, ihm gefolgt war.
    »Ist etwas gestohlen worden?« fragte sie.
    »Ein Paket, das mir gehört«, antwortete er ruhig, »aber glücklicherweise ist nichts, was das Geschäft betrifft, angerührt worden.«
    »Sind Sie sicher, daß das Paket weg ist?« fragte sie.
    Das war so eine richtige Frauenfrage, der unvermeidliche Ausdruck des Mißtrauens in die Fähigkeit des Mannes. Er lächelte schwach. »Sehen Sie selbst nach; da steht eine Lampe.«
    Sie ging in das vordere Zimmer. Der Safe stand noch immer offen. Sie war eifrig mit dem Durchsuchen des Inhalts beschäftigt, als ihr einfiel, daß sie gar nicht wisse, was sie suchen müsse.
    Sie ging zu Kerry zurück.
    »Es ist ein Bündel langer Umschläge mit der Aufschrift Angelegenheiten King Kerrys. Privat ‹ .«
    Sie nickte und ging wieder. Jeder Umschlag im Safe wurde umgedreht, aber nichts war zu finden. Dann ließ sie den Lichtstrahl über den Boden wandern, und hier fand sie etwas: einen langen, sorgfältig versiegelten dünnen Umschlag, der an der Seite des Safes lag.
    Sie hob ihn auf und las beim Schein der Lampe: »Trauschein King Kerrys und Henriette Zeberlieffs.«
    Das junge Mädchen starrte auf den Umschlag.
    Zeberlieff! Hermanns Schwester!

Kapitel 28
    »Voila!« sagte Micheloff.
    Er stand in der Haltung vollkommenster Zufriedenheit da. Das verschnürte Bündel Umschläge auf dem Schreibtisch war ein stummer Zeuge von der Geschicklichkeit des Mannes.
    Auf Hermanns Wangen zeigten sich zwei rote Flecken, und seine Augen blitzten triumphierend. »Endlich! Sie sind ein wunderbarer Mensch!« sagte er ironisch.
    Micheloff zuckte mit den Schultern. »Es war nichts. Der
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