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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London
Autoren: Edgar Wallace
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daß ich mich zu Ihnen setze, würde ich Ihnen sehr, sehr dankbar sein.«
    Die Lage war heikel und peinlich. Vera ließ sich durch seine Fröhlichkeit täuschen und sah Kerry bittend an.
    »Gewiß«, erwiderte dieser. »Wollen Sie den Kellner bitten, einen Stuhl für Ihren Bruder zu bringen?«
    »Was wird aus deinem Gast?« fragte Vera.
    Hermann zuckte die Schultern. »Er erwartet jemand; er wird übrigens sehr froh sein, daß er mich los ist.«
    Zufällig hatte er wenigstens teilweise die Wahrheit gesprochen, denn Hubbard erwartete Leete, der sich denn auch ein paar Minuten später zu ihm gesellte. Aber da die beiden hier zusammengekommen waren, um mit dem Manne, der sie so seelenruhig im Stich gelassen hatte, einiges zu besprechen, fanden sie nur wenig Trost in ihrer eigenen Gesellschaft.
    Hermann war bezaubernd. Noch nie hatte ihn King Kerry so heiter, so lustig, so voll sprudelnden Witzes, so zu harmlosen Scherzen aufgelegt gesehen.
    Das war ein neuer Hermann, ein angenehmer, feingebildeter Mann, der mit dem Ton und dem Humor der Welt durchaus vertraut war. Er erzählte neue Geschichten und Anekdoten, die merkwürdigerweise noch keiner von ihnen gehört hatte. Aber nicht einmal richtete er das Wort an Kerry; dagegen zog er Bray bei jeder Gelegenheit freundlich ins Gespräch. So ärgerlich die ser auch bei dem Gedanken an die unangenehme Erfahrung, die hinter ihm lag, war, so sah er sich doch bald mit dem Mann, der ihn so schlecht behandelt hatte, in angeregter Unterhaltung.
    Der Kaffee war schon lange gereicht. King Kerry wurde unruhig. Er hatte noch etwas im Büro zu tun; außerdem liebte er es nicht, so lange aufzubleiben, weil dadurch die Arbeit des folgenden Tages ungünstig beeinflußt wurde. Er brauchte mindestens sieben Stunden Schlaf.
    Hermann plauderte immer noch weiter, und sie mußten gegen ihren Willen zuhören und lustig sein.
    Hubbard und Leete waren längst gegangen, und Hermann hatte ihre finsteren Blicke mit seinem liebenswürdigsten Lächeln erwidert. Die existierten für ihn jetzt nicht.
    Allmählich leerten sich die Tische.
    Veras Tisch gehörte zu den vier letzten, die noch besetzt waren.
    »Ich glaube, wir müssen jetzt aber wirklich gehen«, sagte Kerry, »es ist gleich drei.«
    Sie standen auf; Hermann entschuldigte sich: »Ich fürchte, ich habe Sie zu lange aufgehalten.«
    Während Vera die Rechnung beglich, kam der junge Lord Fallingham, den King Kerry oberflächlich kannte, mit einer ausgelassenen Gesellschaft herein.
    Er wollte gerade an einem Tisch Platz nehmen, als er den Millionär sah und zu ihm herüberkam.
    »Wie geht’s, Herr King Kerry?« begrüßte er ihn herzlich. »Ich beglückwünsche Sie zu dem Gelingen Ihres Planes und bedaure nur, daß der erfolgreiche Abschluß Ihres Geschäfts London um einen so malerischen Anblick ärmer macht.«
    »Meinen Sie mich?« fragte King Kerry gut gelaunt.
    »Ich meine Ihren › Juwelenschrein ‹ «, erwiderte der junge Lord.
    King Kerry schüttelte den Kopf. »Es wird noch lange dauern, bis der Juwelenschrein verschwindet. Der einzig sichtbare Beweis für das Vorhandensein des Trusts wird noch viele Jahre bestehenbleiben.«
    Der junge Mann sah ihn ein wenig verwundert an.
    »Aber Sie ziehen doch aus der Glasshouse Street fort?« beharrte er. »Ich war heute abend dort, um Sie aufzusuchen; ich komme gerade von Ihrem Büro.«
    »Sie kommen gerade von meinem Büro?« wiederholte Kerry erstaunt.
    »Ja - ich habe da jemand«, er zeigte mit dem Kopf nach seinem Tisch, »der eben aus Indien zurückgekommen ist, und ich führte ihn hin, um ihm die wunderbare Sehenswürdigkeit zu zeigen, aber leider war keine wunderbare Sehenswürdigkeit mehr zu sehen.«
    »Was meinen Sie nun eigentlich?« fragte King Kerry scharf und beinahe gebieterisch. »Ich bin aus der Glasshouse Street nicht ausgezogen.«
    »Ich verstehe Sie nicht ganz«, sagte Fallingham langsam. »Das Haus ist dunkel, und zwei große Plakate draußen an den Fenstern besagen, daß Ihr Büro nach Piccadilly Circus Nr. 106 verlegt ist.«
    Einen Augenblick begegnete ELses erschrockener Blick den Augen des Millionärs; dann wandte Kerry sich plötzlich dem lächelnden Hermann zu.
    »Ich verstehe«, sagte er, ohne seine Stimme zu erheben.
    »Wirklich, Herr King Kerry? Was verstehen Sie denn?« fragte der andere gedehnt.
    »Ich verstehe jetzt Ihr Eindringen in unseren Kreis …«
    Mit einer Entschuldigung verließ er die Gesellschaft und eilte die Treppe hinunter.
    Er rief die erste Taxe an und
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