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004 - Geister im Moor

004 - Geister im Moor

Titel: 004 - Geister im Moor
Autoren: B.R. Bruss
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eine Waffe in der Hand hielt. Im Hintergrund nahm ich außerdem schattenhaft die Gestalt einer Frau wahr, vermutlich Mira, die kleine Hexe.
    All das, wie ich schon sagte, erfasste ich im Bruchteil einer Sekunde. Dann schoss ich auf Guatl. Ich traf jedoch Donoulos, der direkt neben ihm stand und nun zu Boden sank. Etwas zischte an meinem Ohr vorbei – ein Messer vermutlich – und bohrte sich in die Holztäfelung hinter mir. Ich machte meine Taschenlampe aus. Jetzt fielen zwei Schüsse – sie hatten also auch Pistolen. Dann herrschte völlige Dunkelheit und Stille. Auf einmal sprang in der Mitte des Saales eine große bläuliche Flamme empor und verbreitete einen beißenden Rauch, der mir den Atem nahm.
    Ich musste fort. Sie waren immer noch drei gegen mich. Außerdem drohte ich zu ersticken. Ich feuerte aufs Geratewohl in den Raum hinein und stürzte auf die Tür zur Linken zu, die mir am nächsten war. Ich lief durch einen etwas größeren Raum, stieß mehrmals gegen Möbel, fand eine weitere offene Tür und rannte einen Korridor entlang. Nur ab und zu ließ ich flüchtig meine Taschenlampe aufleuchten. Wie in einem Alptraum durchquerte ich drei weitere, leere Säle, wandte mich mal nach rechts, dann wieder nach links, um jene abzuhängen, die mich bestimmt verfolgten. Ich war überzeugt, aus diesem Labyrinth nicht mehr lebend herauszukommen, aber ich war auch fest entschlossen, mein Leben teuer zu verkaufen. Oft drehte ich mich um, ob hinter mir ein Lichtschein zu sehen war. Endlich blieb ich keuchend stehen und horchte. Nicht das leiseste Geräusch – außer meinem wilden Herzklopfen. Wahrscheinlich hatten sie meine Spur verloren. Ich dachte an Peter und hoffte, dass er die Schüsse gehört hatte und zu unserem normalen Ausgang geflüchtet war. Ich musste sehen, dass ich jetzt einen Ausgang fand – ohne zu wissen, wo ich war.
    Ich befand mich in einem Gang, der kein Ende zu nehmen schien. Die Taschenlampe benutzte ich nur ab und zu, um mich nicht an den Mauern zu stoßen. Nirgendwo ging ein Seitengang ab. Schließlich begriff ich trotz meiner Verwirrung und Angst, das ich mich nicht mehr unter den Ruinen von Ludmar befand, sondern in einem unterirdischen Gang, der jenem glich, den ich von Roaldmor zu Peter Gilcross’ Haus benutzte. Ich hatte keine Ahnung, wohin er führte, und der Ausgang war vermutlich verschlossen oder verschüttet. Aber es blieb mir nichts anderes übrig, als weiterzulaufen. Ich fiel ein paar Mal hin und schlug mir Knie und Ellenbogen auf.
    Ich hatte schon eine ganz stattliche Strecke zurückgelegt, als der Gang plötzlich scharf abwärts führte, und wenige Minuten später – ich hatte meine Taschenlampe angemacht – stellte ich fest, das ich am Ende meines Weges angekommen war: Vor einer soliden Mauer. Ich war gefangen. Sie würden mich finden und töten. Ich leuchtete verzweifelt die Mauer ab und betastete sie. Sie war aus großen Backsteinen. Glücklicherweise hatte ich noch eine kleine Hacke bei mir, am Gürtel befestigt. Es blieb mir nichts anderes übrig als zu versuchen, eine Öffnung in diese Mauer zu schlagen. Mit aller Kraft machte ich mich an die Arbeit. Die Mauer war weniger solide, als sie aussah, und in kurzer Zeit hatte ich etwa zehn Backsteine herausgeschlagen. Ich klopfte gegen die dahinter liegenden Steine. Hoffnung erfüllte mich – sie klangen hohl. Ich arbeitete fieberhaft weiter und hielt nur ab und zu inne, um zu horchen.
    Fünf Minuten später hatte ich eine Öffnung geschaffen, die groß genug war, um durchzukriechen. Ich befand mich in einem Keller. An den Wänden standen Bierfässer, und auf Regalen waren Weinflaschen auf gereiht. Zweifellos war ich in Guilclan. Aber wo?
    Während ich mir diese Frage stellte, flammte über mir plötzlich eine elektrische Birne auf, und jemand kam in den Keller. Ich drehte mich um. Es war Mrs. Gull. In der Hand hielt sie einen Revolver. Sie starrte mich erschrocken an.
    »Sie!«
    Dann betrachtete sie das Loch in der Mauer. »Ich verstehe«, murmelte sie. »Daher kommen Sie also. Ich wusste gar nicht, dass es hinter dieser Mauer einen unterirdischen Gang gibt. Sie sind dort gewesen, wo die Geheimnisse verborgen sind. Es tut mir leid, aber Sie müssen sterben.« Sie hob die Waffe, und ich glaube fast, sie hätte mich wahrhaftig erschossen, wäre nicht in diesem Augenblick ein Mann herbeigestürzt und hätte ihr den Revolver aus der Hand geschlagen. Ein Schuss löste sich und zerschmetterte eine Flasche Whisky. Dr. Arnold hatte
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