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0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

Titel: 0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich
Autoren: Michael Kubiak
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verließ die Bibliothek und ging in die Vorhalle. Die Tür zum Burghof war geschlossen. Die Halle lag wie ausgestorben, und sein sechster Sinn sagte ihm, dass hier soweit alles in Ordnung war.
    Blieb noch das obere Stockwerk.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend eilte er die Treppe hinauf.
    Vor dem Zimmer von Raffael Bois, seinem alten Diener blieb er kurz stehen. Deutlich konnte er das Schnarchen des guten Hausgeistes vernehmen.
    Der Professor huschte weiter, bis er vor der Tür zum Zimmer seiner Assistentin stand.
    Er presste sein Ohr gegen die Holzbohlen, konnte aber nichts hören. Etwa eine Minute blieb er so stehen.
    Eine Ahnung stieg in ihm hoch, ein Verdacht, etwas Unerklärliches. Leise öffnete er die Tür.
    Mondlicht fiel in das Zimmer. Die Vorhänge waren offen. Und im fahlen Schein erkannte Zamorra, dass das Bett seiner Assistentin leer war.
    Ein eisiger Schreck durchzuckte ihn. Hatte diese Tür geknallt? Er glaubte es fast. Einen Moment dachte er nach, dann ging er ans Fenster. Er schaute hinunter in den Burghof.
    Und was er sah, ließ fast sein Herz stehen bleiben.
    Eine weiße Gestalt huschte über die Pflastersteine des Hofes. Es war seine Assistentin Nicole Duval, sie musste es sein. Wer sonst trug ein solches Nachthemd?
    Zamorra reagierte sofort. Er rannte aus dem Zimmer und stürzte die Treppe hinunter. In wenigen Sekunden stand er vor dem Wohntrakt auf dem Burghof.
    »Nicole!«, gellte sein Ruf über die freie Fläche. Die Wände des Schlosses warfen den Ruf als vielfaches Echo zurück.
    Die Frau rannte weiter auf die Zugbrücke zu.
    »Nicole! Bleiben Sie stehen! Was machen Sie da?« Zamorra wollte seinen Augen nicht trauen. Das wirkte fast so, als würde sie einem geheimen Befehl folgen. Aber wessen Befehl?
    Und dann fiel ihm sein Erlebnis in Dublin ein.
    Hatte dieser unheimliche Mordius Gedanken lesen können?
    Vielleicht konnte er nicht nur das! Vielleicht konnte er sogar seine Opfer auf weite Entfernung hypnotisieren!
    Ja, so musste es sein. Und er hatte Nicole Duval als sein Opfer ausgewählt. Doch was wollte sie am Burgtor?
    Zamorra konnte beobachten, wie sie sich an der Winde der Zugbrücke zu schaffen machte.
    Wartete dieser Satan vielleicht draußen vor dem Schloss?
    Zamorra startete. Mit langen Sätzen jagte er über den Hof auf seine Assistentin zu. Diese schien nicht zu bemerken, dass sie beobachtet wurde. Erst als Zamorra ihr eine Hand auf die Schulter legte, fuhr sie herum.
    Zamorra zuckte unwillkürlich zurück.
    Er starrte in das Gesicht einer Furie. Nicole hatte die Zähne gefletscht wie ein wildes Raubtier.
    Mit übernatürlicher Kraft holte sie aus und stieß Zamorra die Faust vor die Brust. Der Professor meinte, ihn hätte ein Pferd getreten. Die Wucht des Schlages trieb ihn zurück und ließ ihn rücklings zu Boden stürzen.
    Er raffte sich wieder hoch, doch es war zu spät.
    Nicole hatte den Sperrriegel der Brückenwinde gefunden und ihn gelöst.
    Mit lautem Getöse rasselte die Zugbrücke herunter. Das freie Ende prallte am anderen Ende des Burggrabens auf die Grabenumrandung.
    Ein heiseres Lachen drang von dort herüber. Zamorra gefror das Blut in den Adern. Eine Aura leuchtete am anderen Ende der Brücke auf.
    Und in dieser Aura erkannte Zamorra seinen großen Gegner, den Unhold von Dublin, den er längst unter der Erde gewähnt hatte.
    Mordius, das Genie des Satans, ein Wahnsinniger, der Macht hatte über Leben und Tod.
    Dort drüben stand er und wartete auf seine Chance.
    Als hätte sie alle Kraft verlassen, war Nicole Duval neben der Winde zusammengesunken. Sie war ohnmächtig geworden. Doch Zamorra konnte sich im Augenblick nicht um sie kümmern. Er hatte andere Sorgen.
    Denn das Ungeheuer setzte sich gerade in Bewegung und schickte sich an, die Brücke zu überqueren.
    Zamorras Blick irrte hin und her und suchte nach einer geeigneten Waffe. Er stand hier auf verlorenem Posten. Er wusste genau, dass er Mordius allenfalls würde abwehren können. Ein endgültiger Sieg lag nicht im Bereich des Möglichen. Da musste Zamorra mit anderen Mitteln kämpfen.
    Sein Blick fiel auf eine Eisenstange, die an der Wand lehnte. In Gedanken bedankte Zamorra sich für den, der sie dort hatte stehen lassen.
    Er packte sie und ging dem lebenden Toten entgegen.
    Mordius lacht wieder auf.
    »Meinst du, du könntest mich damit schrecken?«, dröhnte seine Stimme. »In Dublin hast du mich besiegen können, doch nur für kurze Zeit, denn wie du siehst, bin ich wieder unter den Lebenden. Und so wird
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