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0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

Titel: 0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich
Autoren: Michael Kubiak
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Château Montagne nähern.
    Er hob den Kopf und spähte über den Wall.
    Im Schloss rührte sich nichts. Alle Fenster waren verdunkelt. Doch immer noch spürte Mordius hinter einem Fenster einen starken, nie versiegenden Gedankenstrom, der sich mit ihm beschäftigte.
    Ja, das war der Professor. Mordius erkannte es an der Qualität seines Denkens.
    Analytisch, ohne sich durch den Augenschein zu falschen Schlüssen verleiten zu lassen, ließ Zamorra sich die ganze Angelegenheit durch den Kopf gehen.
    Mordius begriff, dass er auch den Professor unterschätzt hatte.
    Deutlich bekam er mit, dass Zamorra längst sicher war, ihn, Mordius, in der allernächsten Zukunft in der Nähe des Schlosses anzutreffen. Und Mordius konnte auch erfahren, dass der Professor sich nicht kampflos ergeben würde.
    So etwas wie Vorfreude stieg in dem lebenden Toten auf. Er liebte es, einem ebenbürtigen Gegner gegenüberzustehen. Und noch mehr liebte er es, zu wissen, dass er Sieger bleiben würde.
    Mordius hatte es auf einmal eilig. Er musste endlich einen Weg in das Schloss finden, um mit der Abrechnung zu beginnen.
    Er huschte über den Erdwall und rannte auf die Außenmauern der Burg zu, bis er sie berührte, dann tastete er sich daran entlang. Er umrundete das Château einmal. Danach wusste er, wie er hineingelangen konnte.
    Die Zugbrücke war zwar hochgezogen, doch würde er schon dafür sorgen, dass man sie hinunterließ – und zwar eigens für ihn, nur würde derjenige, der die Kurbel bediente, keine Ahnung davon haben.
    Wieder schickte Mordius seine Fühler aus, um das geeignete Opfer für seinen teuflischen Plan zu finden.
    Er traf auf eine große Leere, die nur von vereinzelten kurzen Bildern, extrem kurzen Streiflichtern gleich, erfüllt wurde.
    An der Ausgeglichenheit des Stromes erkannte Mordius, dass es sich um den Diener handeln musste, zumindest um einen älteren Mann.
    Dann suchte Mordius weiter. Er hatte es auf diese hübsche Assistentin des Professors abgesehen. Sie wäre ihm gerade recht. Mit ihr würde es am einfachsten sein und den meisten Erfolg versprechen.
    Denn sie schätzte der Professor, und sie würde er nicht in irgendeiner Gefahr belassen.
    Mordius schloss die stumpf glänzenden Augen, konzentrierte sich und begann seine Arbeit. Seine Gedanken kannten kein Hindernis, keine Sperre, nichts Störendes. Sie überwanden alle Grenzen und Barrieren.
    Und Mordius fand, wonach er gespürt hatte.
    Die Gedanken und Träume des Mädchens waren nicht völlig frei.
    Ihre Traumbilder hatten alle etwas gemeinsam – eine Person.
    Mordius kannte sie, es war der Professor.
    Sollte die Kleine etwa so etwas wie verliebt sein? , schoss es dem lebenden Toten durch den Kopf.
    Ja, so musste es sein. Die Bilder und Wunschvorstellungen waren eindeutig.
    Mordius grinste leise.
    Dann würde er seine Pläne ändern, nicht grundsätzlich sondern nur geringfügig, doch diese Änderung würde den Endkampf und die Rache für ihn nur noch angenehmer, befriedigender machen.
    Mordius konzentrierte sich erneut. Und wieder drangen seine Gedanken in das Château ein, und der, dem sie galten, ahnte es nicht einmal…
    ***
    Nicole Duval war schon ziemlich früh zu Bett gegangen. Das Telegramm, das ihr Chef erhalten hatte, war für sie ein großer Schreck gewesen.
    Sie sah die schrecklichen Szenen in Dublin noch deutlich vor sich.
    Mit ihrem Chef zusammen hatte sie die aus den Flammen geretteten Aufzeichnungen des wahnsinnigen Genies gelesen, und selbst dabei war es ihr kalt den Rücken hinuntergelaufen. Nie hätte sie geglaubt, dass ein Mensch sich solche Dinge ausdenken konnte.
    Und doch musste es so gewesen sein, wie sonst hätte man das Verschwinden der Toten erklären können, und wie sonst wären dann all die Leichen ohne Schädeldecke in das Haus dieses Verrückten gekommen.
    Mordius nannte er sich, hatte Zamorra gesagt.
    Der Name ging Nicole nicht aus dem Kopf, und selbst im Schlaf wollte sie das Bild des Halbverbrannten, so wie sie es in Erinnerung hatte, nicht loslassen. Immer wieder geisterte er durch ihre Träume, und immer wieder empfand sie panische Angst vor ihm. Eine permanente Drohung ging von ihm aus. Nicole wusste, dass entgegen aller Naturgesetze diese Drohung die Wirklichkeit war, mit der sich ihr Chef und wahrscheinlich auch sie auseinanderzusetzen hatten.
    Plötzlich entstand in ihren Träumen ein neues Bild.
    Sie kannte es sehr gut, sah es jeden Tag, mochte es, und wenn sie zu sich ehrlich war, dann liebte sie es fast.
    Es war
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