Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0038 - Die letzte Runde ging an uns

0038 - Die letzte Runde ging an uns

Titel: 0038 - Die letzte Runde ging an uns
Autoren: Die letzte Runde ging an uns
Vom Netzwerk:
hinein und warf die Tür hinter sich zu.
    »Da wären wir ja alle versammelt«, sagte er ironisch. Seine Augenbrauen hatten sich zu einem geraden, dicken Strich zusammengezogen.
    »Bleib ruhig sitzen, Percy!«, sagte er zu seinem Stiefbruder. »Aber vielleicht erklärst du mir mal, wer auf den blödsinnigen Einfall kam, den G-men zu fesseln? Doch nicht etwa du, Roller? Dafür, dass du erst knapp drei Wochen aus Cornwall heraus bist, solltest du vorsichtiger sein. Du weißt, dass sie dir den Rest deiner Strafe nur bei guter Führung erlassen! Sonst darfst du die restlichen Jahre noch nachträglich absitzen!«
    McMire zündete sich gelassen eine Zigarette an. Die Pistole, die sein Zellengenosse Roller immer noch in der Hand hielt, schien ihn nicht im Geringsten zu erschüttern. Er musste wirklich Nerven wie Drahtseile haben.
    »Was willst du hier?«, fragte Roller. Mir kam es vor, als ob er Angst hätte vor diesem Mann, der eben ins Zimmer gekommen war.
    »Och«, sagte McMire und ließ sich in einen Sessel plumpsen. »Ich kam eigentlich, weil ich mich mit meinem Stiefbruder Percy unterhalten wollte. Aber vielleicht verrätst du mir mal, mein lieber Roller, was du hier zu suchen hast?«
    »Das geht dich nichts an!«
    »Junge bleib auf dem Parkett! Dies hier ist nämlich jetzt wieder mein Haus! Nicht wahr, lieber Percy?«
    Lane nickte verdattert.
    »Ja, natürlich. - Eh, sicher. Wenn du… wenn du ordnungsgemäß entlassen bist…«
    McMire griff in die Brusttasche und warf seinem Bruder ein Stück Papier zu.
    »Der Entlassungsschein«, sagte er trocken.
    »Aber du - du warst doch zu fünfzehn Jahren…«, murmelte Lane verständnislos.
    »Den Rest haben sie mir geschenkt. Wegen guter Führung. Weißt du, im Gegensatz zu den stupiden Kerlen, die in jedem Zuchthaus sitzen, habe ich bei Abmarsch zur Arbeit nie rechts oder links verwechselt, wenn es hieß: rechts um! Du glaubst nicht, wie viel Eindruck das auf Kummer gewohnte Wärter macht, wenn einer zwölf Jahre lang alle Kommandos richtig ausführt. Tja, das hättest du dir nicht träumen lassen, was?« Ich hatte dieser Unterhaltung interessiert zugehört. Aber nun fand ich es doch an der Zeit, meine Gegenwart wieder in Erinnerung zu bringen.
    »Mister McMire«, sagte ich, »Sie könnten mal so freundlich sein und die Wäscheleine von meinem Körper entfernen. Ich fühle mich nicht sehr wohl darin.«
    »Kann ich mir vorstellen. Warten Sie, das werden wir gleich haben.«
    Er beugte sich über die Knoten hinter mir. Plötzlich sprang Roller vor und holte aus.
    »Vorsicht!«, schrie ich. »McMire!«
    Aber der ehemalige Abwehroffizier war auch ohne meine Warnung auf der Hut gewesen. Mit einem Satz sprang er an meinem Stuhl vorbei und ging den Sträfling an. Er boxte einen sauberen aber scheußlich harten Stil, und Roller duckte sich unter dem Wirbel der Schläge wie ein geprügelter Hund.
    »Zwölf Jahre lang hatte ich die Absicht, dich einmal so vorzunehmen«, knirschte McMire, »aber du warst immer zu raffiniert, um mir einen Grund zu liefern. Jetzt kommst du nicht ungeschoren davon.«
    Roller duckte sich und wollte seine Pistole heben.
    McMire donnerte ihm die Handkante aufs Armgelenk, dass Roller einen spitzen Schrei ausstieß. Er ließ zwar die Pistole nicht fallen, aber er bekam den Arm auch nicht hoch.
    »Wenn du nicht aufhörst, wird es deine Tochter büßen müssen!«, schrie er plötzlich wimmernd.
    McMire hielt mitten im Schlag inne.
    »Was war?«, fragte er verständnislos. »Was hast du gesagt? Was ist mit Eve?«
    Roller hob langsam den Kopf zwischen den schützenden Unterarmen hervor. Da er nicht gleich antwortete, schrie ihn McMire an: »Ich will wissen, wo Eve ist! Los, du Lump rede! Wo ist Eve?«
    Roller duckte sich wieder ängstlich.
    »Er hat Ihre Tochter entführt«, sagte ich langsam. »Seit gestern suchen sämtliche Polizisten New Yorks nach ihr.«
    In McMires Gesicht schien langsam etwas zu gefrieren. Wortlos trat er dicht vor Roller hin. Seine Stimme klang so, dass man ins Frieren kam, als er leise hervorstieß: »Wo ist Eve? Wenn du es nicht auf der Stelle sagst, drehe ich dir mit meinen eigenen Händen das Genick um.«
    Der ehemalige Zellengenosse von McMire schien sein Spiel aufzugeben. Er sagte kleinlaut: »Sie sitzt draußen in meinem Wagen.«
    »Ich habe keinen Wagen gesehen, als ich kam.«
    »Er steht in der nächsten Querstraße.«
    »Du willst mir doch nicht einreden, dass Eve freiwillig in deinem Schlitten sitzen bleibt?«
    »Ich - ich habe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher