Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0038 - Die letzte Runde ging an uns

0038 - Die letzte Runde ging an uns

Titel: 0038 - Die letzte Runde ging an uns
Autoren: Die letzte Runde ging an uns
Vom Netzwerk:
wollte, sah ich es gerade noch in diesem Busch aufblitzen, und in derselben Sekunde hatte ich auch schon meinen Treffer in der rechten Schulter weg. Als ich später wieder zu mir kam, war ich nicht mehr ganz sicher, ob es wirklich dieser Busch gewesen war, von dem aus dieser Schuss fiel. Ich nutzte eine günstige Gelegenheit und sah nach, ohne jemandem etwas davon zu erzählen. Und ich stellte ein paar interessante Dinge fest: Einmal konnte niemand von der Straße her in den Vorgarten gekommen sein. Dann hätten sich in der dichten Hecke Spuren wie abgeknickte Äste oder Ähnliches finden lassen müssen.«
    »Dann haben Sie sich eben getäuscht und der Schuss fiel aus einer anderen Richtung.«
    »Oh nein, Mister Lane. Ich bin G-man und habe eine Praxis in der Ermittlung von Schussrichtungen. Ich fand nämlich bei diesem Busch die Hülse des Geschosses, das auf mich abgefeuert worden war. Eine bemerkenswerte Hülse. Während ich sie mir betrachtete, fiel mein Blick zufällig auf das Haus. Und da sah ich etwas außerordentlich Interessantes: Wer bei diesem Busch stand, der konnte durch das Fenster hier direkt in die Bibliothek blicken. Und zwar genau auf dieses Regal!«
    »Und im selben Augenblick, als ich diese Feststellung machte, fiel mir wieder etwas aus den Polizeiakten ein. Vor diesem Regal hatte damals die sterbende Frau gelegen. Sie musste also unmittelbar vor diesem Regal gestanden haben, als sie die tödlichen Schüsse empfing. Sie war aber nicht sofort tot.«
    Ich machte eine Pause.
    »Warten Sie ab, Roller«, sagte ich, als ich sah, dass er wieder etwas sagen wolle. »Vielleicht finden Sie die ganze Geschichte doch noch sehr interessant. Hier in diesem Raum wurde nämlich vor zwölf Jahren die Frau eines Mannes ermordet. Die Frau von John McMire, der fast zwölf Jahre lang mit Ihnen in einer Zelle saß. Weil man ihm den Mord angedreht hatte. Ihm, verstehen Sie, Roller? Obgleich es in Wirklichkeit ganz andere Leute gewesen waren.«
    »Wieso Leute?«, fragte Lane. »Waren es denn mehrere?«
    »Ja«, nickte ich überzeugt.
    »Aber das hätte die Polizei doch herausfinden müssen!«
    »Ja, das hätte sie eigentlich. Aber manchmal klappt es eben auch bei der Polizei nicht. Also passen Sie auf, wie es war! Zwei Männer hatten die Sache vorbereitet. Einer von beiden musste der Frau bekannt sein. Er schrieb ihr einen Brief und bat sie um eine Unterredung, von der ihr Mann nichts wissen sollte. Die Frau ging darauf ein. An jenem Abend erschien der Schreiber des Briefes und wurde von der Frau in die Bibliothek geführt. So weit stimmt es, nicht wahr?«
    Ich sah Lane und Roller gleichzeitig an. Aber keiner sagte einen Ton.
    »Okay«, nickte ich. »Es stimmt also. Der Mann in der Bibliothek sorgte unter irgendeinem Vorwand dafür, dass das Fenster geöffnet wurde. Es wird nicht allzu schwer gewesen sein. Dann sprach er irgendetwas Erfundenes mit der Frau. Er sorgte sogar dafür, dass die Frau irgendwie in die Nähe dieses Regals kam.«
    »Aber wie will er denn so etwas fertig bringen?«, fragte Lane mit heiserer Stimme.
    »Dafür gibt es eine Reihe von Möglichkeiten. Er kann die Frau um ein Buch gebeten haben, von dem er wusste, dass es in diesem Regal stand, er kann auch einfach durch seine Stellung dafür gesorgt haben, dass die Frau an das Regal herankam. Wenn man sich unterhält, sucht man unwillkürlich nach einem Standort, der so beschaffen ist, dass man dem Gesprächspartner gegenübersteht. Kurz und gut, die Frau trat an dieses Regal heran. In diesem Augenblick fielen draußen die beiden Schüsse. Die Kugeln fanden ihren tödlichen Weg durch das offene Fenster in die Brust der Frau. Und nun spielten sich zwei Dinge gleichzeitig ab. Der Mann in der Bibliothek kletterte durch das Fenster, der Schütze vom Busch warf ihm die Mordwaffe zu, der zweite warf sie durch das Fenster in den Raum hinein. Dann verschwanden beide im Schutze der Dunkelheit, bevor sie von jemanden gesehen werden konnten. Soweit war ihr Plan ausgezeichnet geglückt. Aber dann kamen die ersten Pannen.«
    »Die erste Panne für den Täter bestand darin, dass die Frau ja noch diesen Brief hatte, den der eine geschrieben hatte. Dieser Brief musste den Mörder oder seinen Anstifter verraten. Die Frau wusste es. Sie stand tödlich getroffen neben diesem Regal hier. In ihrer Brust fühlte sie die kalten Krallen des Todes. Mit letzter. Energie wollte sie etwas tun, was den Mörder ans Messer geliefert hätte. Sie hob den Arm, wollte nach einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher