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0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

Titel: 0036 - Wir spielten hinter den Kulissen
Autoren: Wir spielten hinter den Kulissen
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meinen Gästen eine Erfrischung anbiete, auf diese aufregenden Enthüllungen? Sie werden sicher auch eine Kleinigkeit vertragen können. Wir haben noch eisgekühlten Sekt im Hause. Bitte, George!«
    Der Diener verschwand sofort. Sekunden später marschierten gleich drei von seiner Sorte herein mit Sektflaschen. Gorry hatte die untersuchten Gläser am Nachmittag zurück in die Villa geschickt, sodass es an Trinkgefäßen nicht mangelte. Ich stand auf und schlenderte zu dem Platz, wo die Hausherrin saß. Während die Diener den Sekt kredenzten, unterbrach Gorry seine Ausführungen. Mrs. Barris hatte sich erhoben, um das Eingießen besser überwachen zu können. Sie hatte ungefähr die gleiche Größe wie Miss Mara und reichte mir knapp bis an die Schulter.
    »Mrs. Barris«, fragte ich vorsichtig.
    »Ja, Agent Cotton?«, kam ihre Stimme freundlich hinter dem Schleier hervor.
    »Ich hörte, Sie seien Sizilianerin, stimmt das?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Vielen Dank für ihre Auskunft. Mein Freund behauptet nämlich, Ihr leichter Akzent sei französischen Ursprungs. Ich habe gleich auf Sizilien getippt. Ich war nämlich während des Krieges da.«
    Mit einer Verbeugung entfernte ich mich wieder von der Gastgeberin. Nicht ein Wort von dem, was ich ihr gesagt hatte, stimmte. Alles war gelogen.
    Ich stellte mich hinter eine große Stehlampe, deren Schirm mich fast völlig verbarg. Jetzt musste es kommen… Jetzt musste der Mörder in unsere Falle tappen!
    ***
    Und er tat es. Oder besser sie. Mrs. Barris hatte zwei gefüllte Sektgläser von einem Tablett genommen. Niemand achtete auf sie. Außer mir. Alle waren mit sich oder mit den erwarteten Enthüllungen beschäftigt, die sie von Gorry erhofften.
    Die Gastgeberin öffnete ihr kleines Täschchen, das ihr am linken Arm hing. Ein winziges Fläschchen kam zum Vorschein, mit einer farblosen Flüssigkeit noch knapp bis zur Hälfte gefüllt. Im Nu hatte sie es entkorkt. In Bruchteilen einer Sekunde war eines der Sektgläser zu einem tödlichen Becher geworden.
    Schon war das Fläschchen wieder in der Handtasche verschwunden. Ich ließ einen Augenblick das Glas aus den Augen, in dem sich jetzt das Gift befand.
    Wie unter einer Großaufnahme sahen meine Augen, wie sich die ringgeschmückten Finger der Gastgeberin um die beiden Kelche legten.
    »Mister Gorry«, sagte sie sanft, »darf ich Ihnen das Glas anbieten?«
    Sie hielt ihm das Glas mit dem Gift hin.
    »Gern«, nickte Gorry.
    Und nahm es.
    Ich hob den linken Arm. Phil, der mich genau beobachtet hatte, nickte kaum merklich. In der Sekunde, als Gorry sein Glas an die Lippen führte, gab es bei Phil ein lautes Klirren.
    Er hatte sein Glas fallen lassen. Genau, wie es verabredet worden war. Sofort wandten sich alle Blicke in seine Richtung. Selbst die Hausherrin drehte sich zu ihm um.
    Diese winzige Zeitspanne nutzte Gorry blitzschnell. Er sah zu mir herber. Ich trat hinter die Lampe hervor und nickte. Er kniff ein Auge zusammen. Also hatte er verstanden.
    Während sich sofort ein Diener um Phils feuchten Anzug kümmerte, beruhigten sich alle anderen wieder.
    »Zum Wohl, Mister Gorry!«, sagte die Gastgeberin und stieß mit ihm an. Er hatte sein Glas in der Sekunde vertauscht, als sie zu Phil geblickt hatte. Jetzt nahm er ein absolut harmloses Sektglas und stieß mit ihr an.
    »Und ich?«, rief da die Schauspielerin. »Warum kriege ich nichts?«
    Gorry schaltete schneller als irgendein Diener.
    »Bitte sehr, Gnädigste«, sagte er und reichte ihr sein Glas.
    Die Hausherrin machte eine entsetzte Geste. Aber bevor sie es hatte verhindern können, war Miss Mara wie ein Verdurstender über das Getränk hergefallen. In einem Zuge hatte sie das Glas bis auf den Grund geleert.
    In mir wurde etwas eiskalt. Mrs. Barris rührte sich nicht. So kaltblütig habe ich noch nie einen Mörder dreinschauen gesehen. Zwei Minuten höchstens vergingen mit ein paar harmlosen Redensarten, da schrie Miss Mara plötzlich gellend auf.
    Ihre Hand fuhr an die Kehle, presste sich aber gleich darauf auf den Magen. Ihre Augen traten aus den Höhlen, das Blut wich ihr aus dem Gesicht. Mit einem kleinen Aufschrei stürzte sie auf den Teppich.
    Die Aufregung war unbeschreiblich. Wir hatten zu tun, die Gäste einigermaßen zu beruhigen.
    Gorry schickte alle nach Hause. Nur den Doktor bat er, zu bleiben. Als die anderen gegangen waren, trat Gorry auf die Hausherrin zu und sagte den altbekannten Vers.
    »Mrs. Barris, ich verhafte Sie wegen Mordes, wegen zweimal
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