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0035 - Wir brachen den Terror

0035 - Wir brachen den Terror

Titel: 0035 - Wir brachen den Terror
Autoren: Delfried Kaufmann
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anderen Mann als dem Bürgermeister, und ich glaubte, dass ich der Stelle und dem Mann am nächsten sein würde, wenn es mir gelang, einen Job bei der Tyrontown News zu finden.
    Und den hatte ich jetzt.
    ***
    Am nächsten Morgen um acht Uhr stand ich mit fünf anderen Burschen auf dem großen Innenhof des Zeitungsgebäudes. Rings um uns wimmelte es von Männern, die mit irgendetwas beschäftigt waren. McFish, ein rothaariger Ire, der alle Hilfsarbeiten beaufsichtigte, hetzte uns fünf zu einem schweren Toro-Lastwagen, von dem wir Zeitungspapier abladen sollten.
    Das Papier für die morgige Ausgabe, Rollen von fast zehn Fuß Durchmesser und von einem Gewicht von Hunderten von Kilos, wurde über eine schräge Gleitbahn vom Laster gerollt, kam dann in Fahrt, brauste wie eine Lawine auf uns zu, und es war unsere Aufgabe, die wild gewordene Rolle auf einer Strecke von nur zehn Yards zu stoppen.
    Vielleicht gibt es gefährlichere Beschäftigungen, aber keiner von den Fünf, alles neu eingestellte Leute, war diesen Job gewohnt. Außerdem waren es nicht gerade Goldjungs. Einmal rissen zwei von ihnen aus, als eine Rolle uns gegen die Mauer zu quetschen drohte, und die anderen drei brachten das Ding nur mit Mühe zum Stehen.
    McFish, der gerade vorbeikam, als es passierte, grinste mit gelben Zähnen.
    »Stellt euch nicht so dämlich an!«, rief er, und er wandte sich ausgerechnet uns zu, die wir auf unserem Platz geblieben waren.
    »Blasen Sie lieber diesen Feiglingen dort den Marsch!«, schrie ich zurück.
    Er klapperte ein paar Mal erstaunt mit seinen Kiefern, und ich dachte schon, er würde mir einen Höllentanz machen, aber dann brummte er nur: »Wenn du frech wirst, fliegst du!« Und trollte sich.
    Die Woche darauf wurde ich im Nachtdienst eingesetzt. Ich sah, wie die mächtige Rotationsmaschine in Betrieb gesetzt wurde. Der ganze Gebäudekomplex war erfüllt von einem mächtigen, unterirdischen Wummern, als Hunderte von Rädern und Walzen sich zu drehen begannen.
    Mich missbrauchte man als Hilfsarbeiter, als einen dieser Burschen, der von jedem anderen geschurigelt werden darf. Im Wesentlichen war ich damit beschäftigt, irgendwohin zu sausen und irgendetwas zu holen oder hinzubringen.
    Ich glaube, bei jeder Zeitung der Welt herrscht eine gereizte Stimmung. Es kommt von dem ständigen Zeitdruck, unter dem jede Verrichtung steht, denn die Zeitung muss zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig sein, koste es, was es wolle.
    »Less!«, brüllte der Setzermeister. »Renn in die Redaktion und frage diese verdammte Schlafmütze von Nachrichtenredakteur, wann endlich ich den Text über das Flugzeugunglück bekomme. Ich kann wegen seiner paar Toten nicht die ganze Zeitung aufhalten.«
    Ich lief zum Frontgebäude. In den Redaktionsräumen in der dritten Etage brannten noch alle Lichter, klapperten Schreibmaschinen, rasselten die Telefone, Männer in Hemdsärmeln rannten durch die Gänge.
    Ich suchte die Nachrichtenredaktion, fand einen Mann, der telefonierte, während er gleichzeitig auf seiner Schreibmaschine klapperte.
    »Die Setzerei braucht den Text über das Flugzeugunglück!«, funkte ich ihm in sein Telefongespräch.
    Er nahm ein Gespräch mit mir als dritte Tätigkeit auf.
    »Zur Hölle, ich weiß die Zahl der Opfer noch nicht!«, fuhr er mich an und sprach gleich darauf ins Telefon: »Nein, Selley, ich habe nicht Sie gemeint. Diktieren Sie weiter! Stören Sie sich nicht an das, was ich sage!«
    »Der Setzermeister sagt, er braucht den Text sofort!«, beharrte ich.
    Der Nachrichtenredakteur verfluchte den Setzermeister in wundervollen Wendungen. Dann beruhigte er sich plötzlich, ließ seine Schreibmaschine sausen, wühlte aus dem Papierwust auf seinem Schreibtisch ein Blatt hervor, knurrte, während er mit der Hand schrieb: »Na gut, setzen wir ein: Vermutlich alle Passagiere umgekommen.«
    Er gab mir den Wisch, während er ins Telefon brüllte: »Wiederholen Sie den letzten Abschnitt, Selley. Ein Tölpel störte mich beim Mitschreiben.«
    Ich flitzte in die Setzerei zurück, um gleich darauf woanders hingeschickt zu werden.
    Nachts um vier Uhr wird es im Zeitungsgebäude ruhiger. Die Setzer und die Redakteure sind bis auf den Notdienst nach Hause gegangen. Die Rotationsmaschine wummert und wirft die letzten hunderttausend Exemplare der Ausgabe heraus. Die Packabteilung arbeitet auf Hochtouren.
    Zu dieser Stunde sah es so aus, als würde ich Gelegenheit finden, ein Stündchen bezahlten Schlafes zu genießen. Niemand bedurfte
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