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0035 - Wir brachen den Terror

0035 - Wir brachen den Terror

Titel: 0035 - Wir brachen den Terror
Autoren: Delfried Kaufmann
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hinein!«
    Auf Broddericks Platz saß ein noch junger Polizeilieutenant in Uniform. Am Tisch der Sekretärin hatte ein zweiter Beamter mit einer Stenografiermaschine Platz genommen.
    Ich nannte meinen Namen, und der Lieutenant lud mich mit einer Handbewegung ein, mich zu setzen.
    Er fragte mich meine Daten ab. Ich antwortete und sah mir dabei sein Gesicht an. Er sah müde aus, und ich entdeckte in seinen Zügen so etwas wie Resignation.
    »Sie haben Mr. Brodderick in der vergangenen Nacht ungefähr gegen Mitternacht gesehen?«
    »Ja, hier im Büro.«
    »Haben Sie etwas Besonderes bemerkt?«
    »Er war nervös. Er schrieb auf der Maschine mit, was ihm ein Mann namens Selley per Telefon diktierte, und ich funkte mit meiner Nachrichtenforderung dazwischen. Klar, dass ihn das nervös machte.«
    Der Lieutenant winkte ab. »Selley ist Reporter. Sonst noch etwas?«
    »Nein, ich war keine fünf Minuten hier im Raum.«
    Der Lieutenant studierte eine Tabelle.
    »Danach haben Sie ihn nirgendwo mehr gesehen?«
    Ich überlegte noch einmal, aber dann blieb ich bei meinem Entschluss.
    »Nein«, sagte ich laut.
    »Brodderick verließ das Gebäude nach Aussagen des Nachtportiers um fünf Uhr zehn Minuten. Er verließ aber sein Büro bereits um vier Uhr dreißig. Kein Mensch will ihn in der Zwischenzeit innerhalb des Gebäudes gesehen haben. Von seinem Büro bis zum Tor braucht er aber höchstens fünf Minuten. Bleiben fünfunddreißig Minuten, die er doch irgendwo gesteckt haben muss.«
    Ich zuckte die Achsel. »Tut mir leid, Lieutenant. Da kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »In Ordnung«, sagte er. »Kommen Sie bitte morgen oder übermorgen auf der Station vorbei, um das Protokoll zu unterschreiben. Ich danke Ihnen, Mr. Corner.«
    Ich konnte gehen.
    Zwei Stunden später wurde ich erneut zu Mr. Fryler gerufen. Er saß wie bei meinem ersten Besuch hinter seinem Schreibtisch, aber dieses Mal bot er mir einen Stuhl an.
    »Sie sind zu intelligent, Less, um Papierrollen zu wuchten und als Laufbursche missbraucht zu werden. Wollen Sie Karteiführer werden?«
    »Was habe ich dabei zu tun?«
    Er lächelte flüchtig.
    »Karteien zu führen. Das sagt doch schon das Wort.«
    »Ich bin nicht sehr geschickt in Büroarbeiten, Mr. Fryler«, gab ich zu bedenken.
    Er winkte ab. »Sie können nicht viel dabei verderben. Jedenfalls wird der Job viel besser bezahlt als Ihre bisherige Tätigkeit.«
    So wurde ich Karteiführer bei der Tyrontown News, weil ich der Polizei verschwiegen hatte, dass ich Brodderick und McFish in den fraglichen fünfunddreißig Minuten zusammen gesehen hatte.
    ***
    Was es mit dieser Karteiführerei auf sich hatte, das bekam ich rasch heraus. Ich brauchte mir dazu nur die sechs Burschen anzusehen, die gleich mir in den Gehaltslisten der Zeitung als Karteiführer erschienen. Sie verstanden alle sechs viel mehr von Pistolen als von Federhaltern.
    Es war nicht schwer, das System zu durchschauen, nach dem hier die Arbeit, eine Zeitung herzustellen, mit anderen Interessen verknüpft worden war. Jeder der Männer hatte einen offiziellen Job, und es gab so etwas wie eine innere und eine äußere Garde. Die Männer der inneren Garde wurden für alle Aufgaben herangezogen, die jenseits der Gesetze lagen. Dafür bekamen sie ein ungewöhnlich hohes Gehalt und einen Job, der ihnen keine Kräfte abforderte. Die äußere Garde rekrutierte sich aus den Arbeitern der Druckerei und des Hofes. Fryler suchte sich seine Leute mit einem sicheren Blick für die Skrupellosigkeit aus, über die sie verfügten. Sie mussten normal arbeiten, aber wenn es galt, sie im Interesse der Zeitungen, oder richtiger im Interesse der Leute, die die Zeitung beherrschten, einzusetzen, dann wurde ihnen eine Sonderprämie gezahlt, und für diese Sonderprämie taten sie, was von ihnen verlangt wurde, zum Beispiel, sich an einer Demonstration beteiligen, irgendwo in eine Schlägerei einsteigen, oder sonst etwas, bei dem es auf die Masse und die Lautstärke einer Gruppe ankam. Für die Organisierung solcher Dinge war McFish zuständig, und McFish war auch der Unteranführer der sechs Karteiführer, zu denen ich als siebenter kam.
    Ich sah McFish am zweiten Tag wieder, als ich gemütlich mit den anderen in unserem gemeinsamen Büro saß und vergnügt in einer Kartei herumschmierte, die der Notierung von Lieferantenanschriften diente und nie benutzt wurde.
    Der Ire maß mich mit einem finsteren Blick, wandte sich dann an einen Jungen, namens Toloni, und sagte: »Der Seifenladen
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