Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0035 - Wir brachen den Terror

0035 - Wir brachen den Terror

Titel: 0035 - Wir brachen den Terror
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
verließ, ging ich drei Häuser weiter, überquerte die Straße, ging um ein paar Ecken herum, und dort traf ich auf Aid Tooney, der mit der linken Hand eine Platzwunde an seinem Kinn abtupfte und mit der rechten seinen Magen massierte.
    »Vielen Dank für die Hilfe, Aid«, sagte ich. »Tut mir leid, dass ich ernsthaft zuschlagen musste,, aber Fryler versteht eine Menge vom Boxen, und er hätte jeden Trick bemerkt.«
    »Schon gut«, winkte Aid ab, der zum Utah-Distrikt des FBI gehört. »Hat es wenigstens geklappt?«
    »Es hat. Das Gerücht, dass Fryler einiges für gewalttätige Burschen übrig hat, stimmt offenbar. Ich habe den Job bekommen.«
    »Habe ich also wenigstens nicht unnötig leiden müssen«, sagte Tooney grinsend. »Ich werde jetzt wieder aus Tyrontown verduften, Jerry. Hals- und Beinbruch also!«
    Wir trennten uns und gingen in verschiedene Richtungen auseinander.
    Ich ging in das Boarding-House zurück, in dem ich seit drei Wochen wohnte. Es war ein Hotel vierter Klasse, in dem es hauptsächlich Zimmer für vier Personen und mehr gab, und nur wenige Einzelzimmer, von denen ich eines bewohnte. Das Boarding-House hatte den Vorteil, dass sich niemand um niemanden kümmerte. Man erhielt einen Tür- und einen Zimmerschlüssel, bezahlte die Rechnung im Voraus und konnte kommen und gehen, wie man wollte. Und ich glaubte darauf angewiesen zu sein, zu gehen und zu kommen, wie ich wollte.
    ***
    Tyrontown hatte in den letzten zehn Jahren eine sprunghafte Entwicklung durchgemacht. Vor zehn Jahren hatte die Stadt kaum die Hälfte der jetzigen Einwohnerschaft. Es gab praktisch keine Industrie. Die Stadt lebte von den Einkäufen der Farmer der Umgebung, die rings um Tyrontown ihre Baumwollfelder kultivierten. Während der Saat- und der Erntezeit kam außerdem das Geld hinzu, das die Saisonarbeiter auf den Baumwollfeldern in der Stadt an Vergnügungen anlegten. Aus diesem Grunde hatte Tyrontown immer schon einen erstaunlich hohen Anteil an Bars vorzeigen können, aber diese Bars kamen nur zweimal im Jahre f ür je sechs Wochen zum Zug. In der Zwischenzeit schlief der ganze Amüsierbetrieb wieder ein.
    Dann fand sich das Öl unter der Baumwolle. Erst wuchsen die Bohrtürme noch zwischen den Stauden mit den weißen Wollblüten, dann kümmerte sich bald kein Mensch mehr um das Aussehen der Erdoberfläche. Nur das, was darunter war, wurde interessant. Die Baumwolle verschwand aus der Umgebung von Tyrontown, die Stahlgerüste vermehrten sich. Das Öl aber wurde nicht nur einmal im Jahr geerntet. Der zähe, schwarze Strom floss Tag für Tag, Monat für Monat. Die Arbeiter hausten in Baracken und jagten die Bohrmeißel in Rekordzeit in die Erde, und an den Wochenenden knallten sie ihre Prämien auf die Tische der Bars von Tyrontown, die nun nicht mehr ihre Pforten schlossen. Nacht für Nacht dudelte aus erleuchteten Fenstern Musik, grölten Stimmen, kam es zu Schlägereien, klapperten die Würfel. Zu den Bohrarbeitern kamen die Männer, die die zusätzliche Eisenbahnlinie bauten, kamen die Rohrleger der Pipelines, und sie alle verdienten viel Geld, mancher sicher mehr Geld, als ihm gut tat. Tyrontown wuchs.
    Wenn man dem Inhalt der Tyrontown News glaubte, dann war die Stadt ein aufblühendes Gemeinwesen, in dem alles zum besten stand, ja immer besser wurde. Und trotzdem waren im Laufe der Jahre einige Gerüchte bis zur FBI-Zentrale nach Washington durchgesickert, dass die Zeitungsberichte und die Praxis des täglichen Lebens in Tyrontown gewaltig auseinanderklafften. Gerüchte, nichts Konkretes. Nicht etwa ein Zeuge, der auf trat und klar dieses oder jenes aussagte.
    Und dann war die Sache mit den vier Morden in Tyrontown. Vier Morde in einer Stadt von vierzigtausend Einwohnern innerhalb von zwei Jahren sind nicht über dem Durchschnitt, aber dass diese vier Morde nicht aufgeklärt wurden, das lag weit unter dem Durchschnitt.
    »Gehen Sie hin und sehen Sie sich die Stadt an, Jerry«, hatte Mr. High zu mir gesagt, als die Order aus Washington vorlag.
    Ich ging hin. Ich legte mir den Stil eines Städters zu, der von irgendwoher zu viel Geld hat und nichts besseres damit anzufangen weiß, als es in den Bars und Spielläden durchzubringen. Ich rutschte im Laufe von fünf Wochen finanziell tiefer und tiefer, aber ich sah genug, um zu wissen, dass ein längerer Aufenthalt in Tyrontown sich lohnen würde. Ich merkte bald, dass Tyrontown nicht vom Rathaus aus regiert wurde, sondern von irgendeiner anderen Stelle und von einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher