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0034 - Dracula gibt sich die Ehre

0034 - Dracula gibt sich die Ehre

Titel: 0034 - Dracula gibt sich die Ehre
Autoren: Jason Dark
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verlöschten. Bill Conolly stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete Sheila die Tür. »Madam«, sagte er und deutete eine Verbeugung an.
    »Laß doch«, lächelte Sheila. Mit gekonntem Schwung stieg sie aus dem flachen Flitzer.
    Bill schloß den Wagen ab, reichte Sheila den Arm und schritt mit ihr auf einen der Fahrstühle zu, die die Tiefgarage mit dem Theater verbanden.
    Sie waren nicht die einzigen elegant gekleideten Besucher. Im Foyer drängten sich die Menschen. Man sah und wurde gesehen.
    Bill schaute auf die Uhr. »Bis zum Beginn der Vorstellung haben wir noch eine halbe Stunde Zeit«, sagte er zu einem befreundeten Ehepaar. »Genug, um einen kleinen Wiedersehensschluck an der Bar zu nehmen.« Die anderen waren einverstanden.
    Im Gespräch vertieft schritten sie durch das Foyer. Sheila erzählte von ihrem Sohn, während Bill über seine Reisen berichtete. Das Foyer teilte sich in zwei Gänge, die jeweils um einen Teil des Zuschauerraums herumführten.
    Beide Gänge liefen wieder an der Bar zusammen. Es gab gemütliche Sitzgruppen, und Bill ergatterte vier noch freie Sessel. Er ging zur Bar und kehrte mit einer Flasche Sekt nebst vier Gläsern zurück.
    Bill schenkte ein. »Auf unser Wiedersehen!« rief er und prostete seinen Freunden zu.
    Gläser klangen mit hellen, glockenreinen Tönen gegeneinander. Lippen verzogen sich zu einem Lächeln – die Stimmung war fröhlich und ausgelassen.
    Ein unbeschwerter Abend stand den Menschen bevor. Das dachten sie…
    »Das Stück soll ausgezeichnet sein«, sagten die Bekannten. »Ich war vor einigen Monaten in New York, da wurde es am Broadway gezeigt. Man hat die Musik aufgepeppt. Sie ist wirklich gut geworden.«
    Bill und Sheila waren jetzt wirklich gespannt auf die Aufführung.
    Der Reporter schenkte noch einmal nach. »Habt ihr nach dem Stück schon etwas vor?« wurden Sheila und Bill gefragt.
    »Irgendwo nett essen, ein wenig bummeln«, erwiderte Sheila. »Vielleicht auch noch in ein Tanzlokal…«
    »Dann schließen wir uns an.«
    »Abgemacht!« rief Bill. Er schaute auf seine Uhr. »Ich glaube, so langsam sollten wir leertrinken.«
    Sheila erhob sich. »Ihr entschuldigt mich«, sagte sie.
    Bill nickte und lachte. »Bleib nicht zu lange.«
    »Keine Angst, du bekommst den Anfang des Stuckes noch mit.« Sheila ging um eine Menschengruppe herum und steuerte die Toiletten an. Sie zog die weiß lackierte Tür auf und betrat den großzügig angelegten gekachelten Vorraum. Der Stuhl der Toilettenfrau war leer. Kaltes Leuchtstoffröhrenlicht fiel über die braunen Kacheln.
    Sheila betrat einen Gang, dessen rechte Hälfte durch einzelne Kabinen abgeteilt war.
    Niemand begegnete ihr. Sie befand sich allein in dem Toilettenraum. Irgendwo rauschte Wasser. Sonst war es still. Die Gespräche der im Foyer wartenden Besucher drangen nicht bis hierher.
    Sheila öffnete eine Kabinentür, betrat den kleinen Raum und sah auch das Fenster an der Rückseite. Spaltbreit stand es offen.
    Das Milchglas der Scheibe ließ von außen keinen Blick zu. Plötzlich verlöschte das Licht!
    Stockfinster wurde es von einem Augenblick zum anderen. Sheila Conolly blieb steif stehen. Sie glaubte an einen technischen Defekt, wollte einige Sekunden warten, bis er vielleicht behoben war, und dann erst die Kabine verlassen. Außerdem würden sich ihre Augen an die Dunkelheit bald gewöhnt haben. Lautlos wurde das Fenster hinter Sheila Conolly aufgestoßen. Eine knochige Hand tauchte auf, mit einer dünnen Haut, die sich wie Gummi über die Muskeln und Sehnen spannte. Es folgte ein Arm, ein Gesicht.
    Fahl und blutleer, mit Augen, durch die sich feine, rote Äderchen spinnennetzartig verteilten. Sheila spürte den Luftzug.
    Sie wirbelte herum, tat genau das Falsche, anstatt zur Tür zu laufen und sie aufzureißen. Da packte die Hand zu.
    Die Finger umschlossen Sheilas Hals und erstickten jeden Hilfeschrei bereits im Ansatz. Brutal wurde Sheila auf das Fenster zugezogen, ihre Beine prallten gegen die Toilette. Die Frau schlug um sich, wollte die Hand packen und von ihrer Kehle zerren, doch ihre Bemühungen waren umsonst. Der Angreifer besaß Bärenkräfte.
    Jetzt faßte auch noch eine zweite Hand zu, verstärkte den Druck von der Schulter her. Harte Finger gruben sich in den Pelz, zogen Sheila Conolly hoch, als wäre sie eine Puppe. Sheila wehrte sich noch immer. Sie strampelte, breitete die Arme aus, um zu verhindern, daß man sie durch das Fenster zerrte.
    Ohne Erfolg.
    Der oder die anderen waren
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