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0033 - Die Dämonengöttin

0033 - Die Dämonengöttin

Titel: 0033 - Die Dämonengöttin
Autoren: Michael Kubiak
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lautlosen Schrei. Ein Röcheln kam über ihre Lippen. Sie erhob sich. Den Stein behielt sie dabei in der Hand. Sie schwankte leicht und musste sich an der Wand stützen. Schwerfällig ging sie zur Tür und wollte ihre Mutter rufen.
    Doch ein Leuchten in ihrer Hand ließ sie diese Absicht vergessen.
    Es war der schwarze Stein, der plötzlich von einem verzehrenden Feuer umlodert wurde. Zu ihrem maßlosen Erstaunen spürte Fatme keine Schmerzen an den Fingern, zwischen denen die Flammen züngelten.
    Unverwandt starrte das Mädchen auf den Stein. Die geschliffenen Flächen wurden zu Bildflächen, auf denen sie die schrecklichsten Dinge erblickte, die ein Mensch sich vorstellen konnte. Folterungen, Vergewaltigungen und Szenen voller Blut und Grauen.
    Fatme wollte die Augen schließen, doch eine unbekannte Kraft befahl ihr, weiter hinzuschauen. Sie folgte dem Befehl, starrte weiter auf den Stein und wurde totenblass.
    Ihre Augen bekamen den Glanz, wie man ihn bei Wahnsinnigen beobachten kann. Sie sank in die Knie. Den Stein hatte sie mit den Händen fest umklammert, als wolle sie ihn nie wieder hergeben.
    Ihre Lippen bebten.
    Ein Hauch löste sich von ihnen, wurde zu einem Laut und formte sich zu Worten, die wie ein Wind durch den Raum wehten.
    »Ja, Herrin, ich komme. Ich werde dir folgen. Ja, oh Herrin des schwarzen Steins! Befiehl, und ich werde gehorchen!«
    Dann kippte sie vornüber und blieb starr auf dem Boden liegen.
    Das Feuer, dessen Ursprung der schwarze Stein war, erfasste ihren Körper, hüllte ihn ein und schien ihn gierig auffressen zu wollen.
    Doch keine Beschädigung zeigte sich. Die Flammen vermochten ihm nichts anzuhaben. Die Kleidung blieb heil, und keine Wunde zeigte sich.
    Das Feuer verzog sich nach einiger Zeit, glitt aus der Tür, als wäre es mit eigenem Leben erfüllt, und verschwand nach draußen.
    Es breitete sich aus, ergoss sich über die Gebäude, füllte die Wege zwischen ihnen aus und legte sich über die Palmen und Dünen rings um die Oase.
    Für Minuten waberte es dort, viel heller als die gleißende Sonne, dann erlosch es.
    Scheinbar unberührt lagen die Bauten nun wieder da. Die geisterhaften Flammen hatten keine Spur hinterlassen.
    Doch das schien nur so.
    Denn nun wohnte in der Oase das Grauen, das jeden verzehren und vernichten sollte, der dieser ehemaligen Zufluchtsstätte zu nahe kam.
    ***
    »Verdammt, pass doch auf«, knurrte Pierre Cousteau übel gelaunt.
    Professor Zamorra zog den Landrover im letzten Augenblick nach links und verhinderte so den Zusammenstoß mit einem unförmigen Felsbrocken.
    Nicole Duval, die auf der Rückbank saß und eingedöst war, schreckte hoch. »Was ist los? Ist was passiert?«
    Professor Pierre Cousteau, Professor für Parapsychologie und Völkerkundler aus Leidenschaft, wandte sich grinsend um.
    »Noch ist nichts passiert. Aber wenn Ihr Chef weiterhin diese Piste mit einer ausgebauten Rennstrecke verwechselt, dann wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis wir festhängen. War auch überhaupt eine Schnapsidee, diese Fahrt durch die Wüste allein zu machen. Aber so eine Idee kann ja nur dem exotischen Hirn unseres Geister-Killers von eigenen Gnaden entsprungen sein.«
    Professor Zamorra trat wie aus Protest aufs Gaspedal, und der Wagen machte einen wilden Satz nach vorn.
    »Hätten wir uns denn diesem Öltransport anschließen sollen? Stundenlang durch Staub und Hitze hinter einer Schlange Lastwagen herfahren, die sich über die ausgefahrene Piste durch die Wüste bewegen? Ihr habt doch gehört, was der Führer gesagt hat. Diese Strecke hier ist eine Abkürzung, über die wir zwei Tage eher in Tunis sein werden. Und passieren kann uns auch nicht viel, weil einige Oasen am Wege liegen. Also regt euch nicht auf. Viel schlechter als in der Ölkarawane ist es doch nicht.«
    Damit konzentrierte Zamorra sich wieder auf die Spur, die er sich zwischen den Felstrümmern erst noch suchen musste.
    Pierre Cousteau und Nicole Duval ergaben sich in ihr Schicksal.
    Mit einem leisen Seufzer lehnte Nicole sich wieder zurück und versuchte zu schlafen. Pierre Cousteau stopfte sich eine Pfeife und rauchte sie an. Zamorra verzog das Gesicht, sagte aber nichts, um seinem Freund nicht vollends die Laune zu verderben.
    Sie kamen aus dem Hoggar-Massiv, diesem imposanten Gebirgszug in der Sahara. Zamorra hatte dort seinem Freund Pierre geholfen, Felsmalereien zu vermessen und zu fotografieren. Drei Wochen hatten sie sich dort aufgehalten und eine schöne Zeit verlebt. Zuerst
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