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0033 - Die Dämonengöttin

0033 - Die Dämonengöttin

Titel: 0033 - Die Dämonengöttin
Autoren: Michael Kubiak
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stehenden Palmblättern…
    ***
    Die Sonne stand im Zenit.
    Erbarmungslos brannte sie auf die flachen Gebäude herab, die sich durch ihre Existenz gegen die Dünen und Sandmassen zur Wehr setzten.
    Früher einmal, zur Zeit der großen Kamelkarawanen, hatte diese Oase zu den reichsten in der ganzen näheren und ferneren Umgebung gehört. Heute jedoch, wo die Kamele durch PS- starke Lastwagen und andere Fahrzeuge ersetzt worden waren, stand sie am Rande ihres Zerfalls.
    Nur vereinzelt kamen noch Menschen und fanden in den Mauern der Häuser Zuflucht vor dem Fegefeuer Sahara. Zumeist waren es umherziehende Beduinen, die auch die angenehmen Seiten der Zivilisation und des modernen Alltagslebens nicht an einen festen Ort fesseln konnten.
    Und dann geschah es auch von Zeit zu Zeit, dass einer der Tankwagen, die für eine große Ölgesellschaft das schwarze Gold beförderten, vom Wege abkam und hierher fand.
    Sonst waren die Bewohner dieser Siedlung in der Einöde auf die Einkünfte aus der Dattelernte angewiesen. Und die war meist kärglich genug.
    Es war immer weniger Wasser da, und in einem immerwährenden Kampf trotzten die hier Lebenden der Wüste Wassertropfen um Wassertropfen ab.
    Die Quellschüssel wurde zum Glück von einem artesischen Brunnen gespeist und gab immer noch genügend Wasser, um die Menschen am Leben zu erhalten.
    Ganz selten kamen hier sogar Touristen vorbei, die das Wagnis auf sich nahmen, um die Sahara zu durchqueren. Doch das geschah alle Jubeljahre einmal, und man war froh, wenn diese Verrückten sehr schnell weiterzogen.
    Sie versuchten das Schicksal, forderten es heraus und spielten mit ihrem Leben. Wer die Wüste kannte, dem kam solcher Wahnsinn nicht in den Kopf, und Leute, die eine Reise durch dieses Sandmeer auf die leichte Schulter nahmen, waren schon so gut wie tot – zumindest in den Augen der Oasenbewohner.
    Stille lag zwischen den Häusern, die die gleiche Farbe hatten wie der Sand. Sie warfen keinen Schatten, und die Oase lag da wie tot.
    Man hatte sich in die Kühle der Behausungen zurückgezogen und ruhte sich aus.
    Nur auf der Sandstraße, die man als Hauptstraße der Oase bezeichnen konnte, bewegte sich eine Gestalt.
    Sie war tief verschleiert, und nur die Augen mit ihrem charakteristischen Schnitt verrieten, dass es sich um eine Frau handeln musste.
    Auch war der Gang nicht der eines Mannes. Gingen die Männer schon in stolzer Haltung aufrecht dahin, so glich das Schreiten dieser Frau eher einem Schweben.
    Leichtfüßig eilte sie den Randbezirken der Oase zu, dahin, wo der Ring der Dattelpalmen sich ausfasert und allmählich in die Einöde überging.
    Es war Fatme, die Enkelin des Oasenältesten.
    Ihr Großvater war schon seit Stunden draußen bei den Palmen, um die er sich kümmerte, als wären es seine Kinder. Fatme dachte daran und schüttelte in einem leisen Lächeln den Kopf.
    Es war schon ein verrückter, aber lieber alter Mann. Er sprach sogar mit den Bäumen und erzählte ihnen die kärglichen Neuigkeiten des Tages. Immer wenn er den Sand um die Stämme wegschaufelte, sprach er zu ihnen und schimpfte auf den ewigen Wind, der immer neue Sandmassen heranschleppte und nach und nach die Oase zudeckte.
    Doch der Alte Abd El Naftali ahnte immer schon im Voraus, welches der Häuser durch eine Wanderdüne bedroht wurde, und leitete rechtzeitige Vorsichtsmaßnahmen ein.
    Fatme war stolz, dass dieser Mann ihr Großvater war. Auch genoss sie hohes Ansehen bei den anderen Mitbewohnern, war sie doch mit dem Ältesten der Oase verwandt.
    Suchend ließ das Mädchen am Rande der Ansiedlung den Blick in die Runde schweifen. Sie wusste, dass Rufen keinen Zweck hatte.
    Zu laut pfiff und heulte der stetige Wind. Und in den Gruben um die Palmenstämme hörte man sowieso kein Geräusch von oben. Alles wurde von diesem verfluchten Sand verschluckt, jeder Laut, jedes ungewöhnliche Geräusch. Nur der Wind begleitete die Arbeit der Fleißigen und der um ihr Überleben kämpfenden.
    Fatme musste einfach ihr Glück versuchen und konnte nur hoffen, dass sie auf Anhieb die richtige Grube fand.
    Besonders die verdorrte Palme ganz am Rand des Palmenhains zog ihre Blicke mit sonderbarer Kraft an. Unwillkürlich lenkte das Mädchen in dem hellbeigen Burnus seine Schritte darauf zu. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie ihren Großvater dort finden würde.
    Bald schon stand sie am Rand des Sandwulstes und schaute hinauf. Eigentlich hätte sie aus dieser Nähe ihren Großvater hören müssen. Doch kein
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