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0033 - Die Dämonengöttin

0033 - Die Dämonengöttin

Titel: 0033 - Die Dämonengöttin
Autoren: Michael Kubiak
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Lächeln umspielte ihre Lippen. Ganz nebenbei erkannte sie auch, dass der Baum, der immer trocken und kurz vor dem Eingehen gewesen war, wieder Grün trug.
    Sie nahm es als selbstverständlich hin, fragte sich nicht, was der Ursprung dieses Wunders war.
    Mit langen Schritten glitt sie an der Außenseite des Walles hinunter und machte sich eiligen Schrittes auf den Weg in die Oase.
    Sie hatte es nicht weit.
    Doch ihre Ungeduld, mit dem Stein allein zu sein, kannte keine Grenzen, und sie begann zu rennen.
    Sie wusste nicht, wo dieser Lauf enden würde.
    Dass das Ziel des Laufes weit jenseits ihrer Behausung lag, konnte sie nicht ahnen.
    Und doch war es so.
    Das Grauen grinste bereits und hatte seine Faust erhoben…
    ***
    Als Fatme die Behausung ihrer Familie erreichte, war sie außer Atem. Sie keuchte, und Schweiß perlte auf ihrer Stirn.
    Immer noch brannte die Sonne vom Himmel und trieb der Wind wallende Sandschleier über die Oase hinweg. Aus den Häusern rechts und links vor ihr vernahm sie deutlich Stimmengemurmel und das Geklapper von irdenen Gefäßen.
    Kindergeschrei und das Blöken von Kamelen mischte sich in diese Klangkulisse. Die Oase war von Leben erfüllt, auch wenn es dem oberflächlichen Betrachter nie aufgefallen wäre.
    Fatme barg den schwarzen Stein wie einen kostbaren Schatz an ihrer Brust. Ihr weites Gewand hatte sie darübergeschlagen, so dass niemand sehen konnte, was sie da in den Händen hielt. Vorn übergebeugt eilte sie dahin.
    Am Eingang zu dem niedrigen Gebäude, in dem sie wohnte, zögerte sie einen Augenblick. Der Gedanke an ihren Großvater zuckte durch ihr Hirn, versank aber sofort wieder im Wirbel der Neugierde auf den geheimnisvollen Fund.
    Ohne ein Anzeichen einer Gefühlsregung betrat Fatme das Haus.
    Sie lief sofort durch den Gang und verschwand in ihrem Zimmer.
    Es war mehr als kärglich eingerichtet. Nichts von dem Prunk des Orients, von dem sich Reisende so gerne so viel erzählen. Der Boden bestand aus einer lehmartigen Masse. Darauf lag ein schmaler Berberteppich vor einer Pritsche, die dem Mädchen als Bett diente.
    Irgendein durchreisender Lastwagenfahrer hatte sie hier vergessen und ahnte sicher nicht, dass er damit den Bewohnern der Oase einen Schatz hinterlassen hatte.
    Fatme hatte das Bett bereits einem ihrer Brüder versprochen. Er sollte es erhalten, wenn sie heiraten und die Oase verlassen sollte.
    Doch noch gehörte die Lagerstatt ihr.
    Sie zog den Schleier vom Gesicht und stieg aus dem Burnus. Ihr Gesicht war von einer Schönheit, wie man sie vielleicht bei den Prinzessinnen aus Tausendundeiner Nacht hätte erwarten können. Ihr Körper war schlank und wirkte fast zerbrechlich. Doch er vermittelte auch den Eindruck von unerwarteten Kräften und Energien.
    Fatme hatte den Stein auf den Boden vor ihrem Bett gelegt.
    Jetzt ließ sie sich auf die Knie nieder, um ihn näher zu betrachten.
    Und je länger sie ihn anschaute, desto weiter versank die Wirklichkeit um sie her. Vergessen war die Oase, ihr Großvater, die Wüste und der immerwährende Sturm.
    Nur der Stein hatte Bedeutung für sie. Er war nun ihr Lebensinhalt, bestimmte ihr Dasein und übermittelte ihr Befehle, die sie instinktiv sofort ausführte.
    Sie hob den Stein vom Boden hoch.
    Wieder durchströmte sie dieses Feuer. Doch nun verursachte es ihr keine Schmerzen, sondern ließ sie ein Lustgefühl empfinden, dessen sie sich nie fähig geglaubt hätte.
    Sie legte den Stein auf ihr Bett.
    Dann bückte sie sich und holte unter der Pritsche einen Beutel hervor.
    Sie kramte darin herum und zerrte einen Lappen heraus.
    Mit diesem Lappen begann sie, den Stein auf ihrem Bett zu polieren.
    Dabei summte sie ein Lied vor sich hin.
    Doch plötzlich brach ihr Gesang abrupt ab.
    Verwirrt schaute sie sich um. In ihren Augen lag ein Ausdruck panischer Angst. Etwas Schreckliches hatte sie erblickt, so schrecklich, dass sie jetzt noch fröstelte, als sie daran dachte.
    Die Erscheinung war nur undeutlich gewesen, doch deutlich genug, um ihren Charakter zu erkennen.
    Es war ein Monstrum aus der Hölle. Es musste es gewesen sein, denn wer hätte je von einem Wesen berichtet, das so aussah und auf der Erde existierte.
    An der gegenüberliegenden Wand war es ihr erschienen, hatte sie angegrinst und war dann sofort wieder verschwunden. Fatme rieb sich die Augen. Träumte sie oder wachte sie?
    Sie nahm sich erneut den Stein vor und wischte mit dem Tuch darauf herum. Und wieder zuckte sie zusammen, öffnete den Mund zu einem
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