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0031 - Wir durchschauten seine Maske

0031 - Wir durchschauten seine Maske

Titel: 0031 - Wir durchschauten seine Maske
Autoren: Wir durchschauten seine Maske
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Leder, das mit Ornamenten versehen und reich mit Gold ausgelegt war. Ein goldener Riegel und ein dickes Schloß waren an der Seite angebracht. Das Ding war sicher ein kleines Vermögen wert.
    »Guten Tag, Mr. Cotton!« sagte Father Holy. »Das ist nett, daß Sie mich einmal besuchen.«
    Er schob mir einen Stuhl ans Fenster.
    Ich ließ mich nieder und warf einen kurzen Blick zum Fenster hinaus. Father Holy wohnte hier wirklich sehr schön.
    »Ich habe leider keinen Alkohol vorrätig«, sagte der Geistliche mit einem bedauernden Achselzucken. »Aber wenn Sie mich ein paar Minuten entschuldigen wollen, besorge ich rasch bei Mr. O’Brien etwas für Sie. Ich möchte Ihnen doch etwas anbieten können.«
    »Aber nein, ich bitte Sie! Bleiben Sie bitte hier, Father Holy. Ich möchte jetzt gar keinen Whisky trinken.«
    »Darf ich Ihnen vielleicht sonst etwas…?«
    Ich schüttelte lachend den Kopf.
    »Nein, vielen Dank. Ich brauche gar nichts, wirklich nicht. Sie haben es sehr hübsch hier.«
    »O ja. Ich bin sehr mit meinen beiden Zimmern zufrieden.«
    Er machte eine umfassende Handbewegung. Im hinteren Teil des Zimmers trennte ein Vorhang sein Schlafzimmer ab. Der Vorhang war nur halb zugezogen, so daß man das alte, wuchtige Bett zur Hälfte sehen konnte.
    »Ich möchte Sie um etwas bitten, Father Holy«, sagte ich.
    »Ja? Ich will Ihnen gern helfen, wenn ich es kann.«
    »Sehen Sie, da ist die Sache mit diesen beiden Morden. Ich will ehrlich zu Ihnen sein: Mein Freund und ich sind nicht von der Presse.«
    »Nein?« sagte er überrascht. Seine Augenbrauen zogen sich fragend zusammen.
    »Nein. Wir sind FBI-Agenten. Wir sind hier, um den Mord an Mr. Martens aufzuklären. Ich habe in dieser Sache nun schon einige Dinge in Erfahrung gebracht.«
    »Wissen Sie etwa schon, wer der Mörder ist?« fragte er lebhaft.
    »Nicht ganz sicher, aber so ungefähr«, bestätigte ich, aber ich wollte darauf nicht näher eingehen und fuhr fort: »Lieutenant Grynoon von der State Police hat übrigens Bird Brownie inzwischen verhaftet.«
    Er beugte sich schnell vor. »Ist das wahr? Soll das bedeuten, daß Mr. Brownie der Mörder ist? Das hätte ich nicht gedacht! Mr. Brownie war ein so freundlicher, liebenswürdiger Mensch!«
    »Das denken aber nicht alle im Dorf«, warf ich ein.
    Er lächelte das gütige, weise Lächeln des Alters.
    »Na ja«, nickte er bedächtig, »er arbeitete nicht wie alle anderen. Er lebte ein bißchen in den Tag hinein, nicht wahr? Das mögen ihm manche übelgenommen haben. Aber wie heißt es doch: Sehet die Vöglein auf dem Felde! Sie säen nicht, sie ernten nicht, und der Herr ernähret sie doch!«
    »Nun«, sagte ich, um auf mein Anliegen zurückzukommen. »Es mag sein, daß bei einigen Dorfbewohnern einfach der Neid gegen Brownie spricht. Aber ich möchte doch feststellen, ob es Brownie nun wirklich war oder nicht. Ich habe deshalb für heute abend eine Reihe von Leuten zu uns in das Waldhaus gebeten. Ich werde diesen Leuten eine Reihe von Fragen vorlegen im Beisein der anderen. Dann wird es für sie nicht mehr so einfach sein, mich anzulügen. Ich würde mich sehr freuen, Father Holy, wenn Sie an dieser kleinen Versammlung teilnehmen könnten. Sie kennen doch die Leute hier im Dorf länger als ich. Sie werden sicher besser spüren, ob einer die Wahrheit sagt oder nicht.«
    Der alte Pfarrer sah mich eine Weile nachdenklich an. Dann sagte er leise: »In gewisser Weise soll ich Ihnen also helfen, den Mörder zu überführen?«
    »So könnte man es nennen.«
    »Hm. Das ist eine peinliche Frage für mein Gewissen. Der Mensch soll sich nicht zum Richter über seine Mitmenschen aufschwingen. Andererseits soll ein Blutvergießen seine Sühne finden. Ja, ich weiß nicht…«
    »Bitte, Father Holy«, sagte ich.
    »Na gut. Ich werde kommen. Aber ich hoffe, daß Sie meine psychologischen Fähigkeiten nicht überschätzen. Ich habe in diesen Dingen keine Erfahrung.«
    Ich machte eine abwinkende Handbewegung. »Es wird mir genügen, wenn Sie mir hin und wieder sagen würden: Mr. Cotton, ich glaube jetzt nicht, daß dieser oder jener die Wahrheit gesagt hat. Natürlich sollen Sie das den Leuten nicht direkt ins Gesicht sagen. Es genügt, wenn Sie mir ein unauffälliges Zeichen geben.«
    Er machte ein zweifelndes Gesicht. »Ich will es versuchen. Aber ich fürchte, ich werde sie enttäuschen, Mr. Cotton.«
    »Ich bin vom Gegenteil überzeugt.«
    Well, wir sprachen noch gut eine Stunde miteinander. Er war ein sehr sympathischer
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