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0031 - Wir durchschauten seine Maske

0031 - Wir durchschauten seine Maske

Titel: 0031 - Wir durchschauten seine Maske
Autoren: Wir durchschauten seine Maske
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neuen Medikamentes. Es war das übliche Frauengeschwätz. Wir achteten nicht darauf, sondern blieben in einer Ecke des Geschäftes abwartend stehen.
    Nach einiger Zeit löste sich der brummige alte Knabe, der vor den Frauen an seinem Ladentisch stand, von der Versammlung und kam zu uns. »Was wollen Sie?« fragte er.
    »Wir hörten, daß Sie ein Haus zu vermieten haben«, sagte ich. Mr. High hatte uns erzählt, daß jenes Haus, in dem Buster S. Martens ermordet worden war, eigentlich dem Händler gehörte und von ihm verpachtet wurde.
    O’Brien wurde hellhörig. Er witterte ein Geschäft.
    »Kommen Sie mit nach hinten«, knurrte er.
    »Und ihre Kunden?« wagte Phil zu fragen.
    »Die können warten.«
    Ich grinste im stillen über die Art dieses Alten. In New York wäre der Mann innerhalb von drei Wochen restlos pleite. Aber hier in diesem Dörfchen, obgleich nur fünfzig Meilen von der City entfernt, schienen Zustände zu herrschen, die für uns völlig ungewohnt waren.
    Er führte uns in einen muffigen Raum, der nicht größer als drei mal drei Meter war. Darin standen ein altmodischer Schreibtisch mit einem hohen Aufsatz, vier Lehnstühle, ein runder Tisch und ein Spucknapf.
    »Setzen Sie sich«, fuhr uns der Alte an.
    Wir nahmen Platz.
    »Ich habe ein Haus zu vermieten«, fing er an. »Das stimmt. Aber ich vermiete es nicht an jeden. Erst muß ich wissen, wer Sie sind.«
    »Ich bin Jerry Cotton, das ist Phil Decker. Wir sind Reporter, freie Reporter.«
    »In keinem festen Anstellungsverhältnis bei irgendeiner Zeitung?«
    »Nein.«
    »Wie wollen Sie dann die Miete für das Haus aufbringen können?«
    »Das kann Ihnen gleichgültig sein. Wir würden für einen Monat im voraus bezahlen, wenn uns das Haus gefällt.«
    »So. Für einen Monat im voraus. So. Na, das ließe sich einrichten.«
    Wir einigten uns nach einer Viertelstunde Handeln auf eine Miete von hundertundfünf Dollar pro Monat. Nun zählten wir ihm die Dollars auf den Schreibtisch.
    Seine Augen bekamen einen düsteren Glanz, als er das Geld sah. Mr. High hatte wirklich recht: Dieser John O’Brien mußte ein ganz und gar von Geldgier besessener Halsabschneider und Geizkragen sein.
    Er raffte mit krallenartigen Fingern die Geldscheine zusammen und zog eine Schreibtischschublade auf. Ich stand zufällig so, daß ich den größten Teil der Schublade überblicken konnte.
    Ganz vorn lag ein alter Automatic Colt, eines jener zuverlässigen, allerdings auch einen Mordslärm verursachenden Schießeisen, wie sie vor zwei bis drei Generationen im Westen üblich waren, wo jeder Mensch solche Dinger in den Kniekehlen baumeln hatte.
    Was wollte O’Brien eigentlich mit so einem schweren Indianertöter?
    O’Brien hatte inzwischen eine schmale Stahlkassette zum Vorschein gebracht und das Geld darin eingeschlossen. Und wieder sah ich etwas, was mein Staunen erregte: Ganz unten in der Kassette hatten wenigstens zwei der bei uns an sich sehr seltenen Tausenddollarnoten gelegen. Bewahrte O’Brien etwa sein ganzes Barvermögen zu Hause auf?
    »Sie könnten uns jetzt mal die Bude zeigen«, hörte ich Phil sagen.
    »Okay, tu ich«, erwiderte der Alte.
    Er griff nach einem verbeulten Filzhut mit breiter Krempe und stülpte sich das Ding auf seinen dünnbehaarten Schädel.
    Wir gingen mit ihm hinaus. Als er meinen Jaguar sah, blieb er stehen, sah mich mißtrauisch an und knurrte: »Haben Sie den gekauft und bezahlt?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Den hat man mir wegen unsterblicher Verdienste um die amerikanische Journalistik verliehen.«
    John O’Brien fragte vorläufig nichts mehr. Er beschränkte sich darauf, uns die Richtung anzuweisen.
    Es ging eine kleine Anhöhe hinauf. Dann bogen wir von der Landstraße ab in einen Feldweg, der sich von der Höhe langsam hinab zur Talsohle schlängelte. Die untere Hälfte des Tales war mit hohen Tannen und Fichten bewaldet, und der Feldweg lief ein paar hundert Meter am Rand des Waldes entlang.
    Plötzlich sagte O’Brien: »Stop!«
    Was hat er denn jetzt auf einmal? fragte ich mich, denn von einem Haus war weit und breit nichts zu sehen. Aber ich tat ihm den Gefallen und hielt an.
    »Kommen Sie mit!«
    Ich sah Phil an. Phil sah mich an. Wir schüttelten beide grinsend den Kopf. Aber wir stiegen aus und gingen hinter ihm her.
    O’Brien ging ein paar Schritte zurück und zerrte plötzlich an einer jungen Fichte, die zwischen einer Reihe von Artgenossen am Waldrand wuchs.
    »Er muß verrückt geworden sein«, raunte mir Phil zu.
    Die
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