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0030 - Der Höllenlord

0030 - Der Höllenlord

Titel: 0030 - Der Höllenlord
Autoren: Franc Helgath
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auf Elenore Lughton, hüllte sie ein, wie modriges Sumpfgras.
    Die Beine des Mädchens versagten ihren Dienst. Der nächste Schrei erstickte auf ihren Lippen. Der monströse Koloß hatte mit seiner einen Pranke ihren Mund verschlossen. Mit dem anderen Arm umfing er die Taille des Mädchens und hob es hoch, als würde er einen Sack mit Daunen aufnehmen.
    Elenore Lughton zappelte, strampelte mit den Beinen, trommelte mit ihren zierlichen Fäusten auf den breiten Rücken des Riesen, doch Bonzo schleppte seine Beute in die Burg hinein, durchquerte die drei Wehrhöfe nach dem Tor und stapfte dann auf das Hauptgebäude zu.
    Dort stand die Tür offen.
    In dem erhellten Rechteck stand schwarz wie ein Scherenschnitt eine hochgewachsene Gestalt. Sie trug einen durchscheinenden, mitternachtsblauen, fledermausartigen Umhang, der vom Wind aufgebauscht die Gestalt wie eine schwarze Flamme umflackerte.
    »Gut gemacht, Bonzo«, sagte eine sonore, sympathische Stimme.
    »Bringe das Mädchen hinunter. Du wirst noch eine freie Zelle finden. Im Augenblick brauche ich das Kind noch nicht.«
    Der Hüne beugte seinen haarlosen Schädel wie vor einem Gott.
    »Jawohl, Lord«, flüsterte er untertänig. »Es geschehe, wie du befohlen hast.«
    Die Beute in der Hand des Riesen zappelte nicht mehr.
    Eine gnädige Ohnmacht hatte Elenore Lughton erlöst.
    ***
    Der Perpendikel des alten Regulators in der Wirtsstube rückte auf die dreiundzwanzigste Stunde zu. Dreimal tönte der melodische Gong durch den verräucherten Nebenraum, in dem Buchenscheite im offenen Kamin prasselten. Mit winzigen Explosionen zerknallte das Harz.
    Ein Außenstehender hätte annehmen können, die drei jungen Leute, die in bequemen Ledersesseln lagen, würden sich wohl fühlen.
    Erst bei näherem Hinsehen hätte er bemerkt, daß die Stimmung bedrückt war. Äußerst bedrückt.
    Ludewig Hightower, Student der Rechte an der Edinburgh University, schaute zum x-ten Mal auf die Uhr.
    »Verdammt«, entfuhr es ihm. »Wo sie nur bleibt.«
    Die anderen beiden, die übers Wochenende mit heraus nach Skye gekommen waren, schwiegen betreten. Mary Green, die Blondine mit dem Puppengesicht und dem herzförmigen Mund, schaute auf ihre violett lackierten Fingernägel hinunter. Gilbert Warner, ihr etwas dicklicher Freund mit der Nickelbrille auf der zu klein geratenen Nase und dem fettigen, schulterlangen Haar starrte mit Hingabe auf die Spitzen seiner Schuhe.
    »Sie wird schon wieder aufkreuzen«, meinte er ohne jede Überzeugungskraft in der Stimme und so leise, daß die anderen ihn kaum verstehen konnten.
    Ludewig Hightower sprang abrupt auf.
    »Tut meinetwegen, was ihr wollt«, sagte er. »Ich halte es hier jedenfalls nicht mehr aus. Diese Warterei macht mich noch rasend.«
    Gilbert Warner verharrte noch einige Augenblicke in seiner apathischen Haltung. »Ich komme mit«, raffte er sich schließlich auf.
    »Sehen wir mal nach ihr. Ich sag’s dir aber schon vorher, daß es unsinnig ist, Elenore bei diesem Wetter draußen zu suchen. Skye ist eine Insel mit einer Ausdehnung von 1665 Quadratkilometern und…«
    »Ich weiß, daß du früher einmal Primus deiner Klasse warst«, unterbrach Ludewig Hightower den feisten Jüngling. »Ich weiß auch, daß es nicht einfach sein wird, Elenore zu finden. Sicher hat sie sich in der Dämmerung verirrt.«
    »Nun mach dir keine Sorgen«, sagte Gilbert Warner. Er schien nicht beleidigt zu sein. »Es gibt genügend Schafhirten hier. Bestimmt ist Elenore bei einem von ihnen untergekommen und wartet nur das Ende des Regens ab.«
    Er schaute zum Fenster hinüber. Die karierten Gardinen waren vorgezogen, doch das Klatschen der Tropfen gegen die Scheibe war deutlich zu vernehmen.
    »Hast du eine Ahnung, welche Richtung sie genommen haben könnte?« fragte Gilbert Warner.
    Ludewig Hightower zuckte ratlos mit den Schultern.
    »Viele Möglichkeiten hatte sie nicht. Links und rechts des Dorfes sind Steilküsten, und ich glaube nicht, daß sie sich bei diesem Sturm zu den Klippen hinaufgewagt hat. Sie wird ins Landesinnere gegangen sein.«
    »Ins Tal von Glencoe? Dort ist es doch sumpfig. Kein vernünftiger Mensch würde nachts dorthin gehen.«
    »Seit wann ist Elenore schon vernünftig«, brummte Ludewig Hightower, der das quirlige Mädchen schon lange genug kannte.
    »Wir können sogar ziemlich sicher sein, daß sie in das Tal von Glencoe gegangen ist.«
    »Dann können wir lange suchen«, schniefte Gilbert Warner mißmutig, »das Tal zieht sich bis hinüber auf
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