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0030 - Der Höllenlord

0030 - Der Höllenlord

Titel: 0030 - Der Höllenlord
Autoren: Franc Helgath
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den Kopf gestellt. Mariot Lughton hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit das Mädchen wieder gefunden wird. Aber nichts. Außer einem Schal und einem abgetretenen Absatz hat man nichts mehr von ihr gefunden.«
    »Ist sie vielleicht beim Baden verunglückt?«
    »Es ist Oktober. Der Atlantik hat jetzt vielleicht noch elf Grad. Au- ßerdem hat Elenore Lughton einige Titel bei Schwimmeisterschaften gewonnen. Das scheidet aus.«
    »Entführung?«
    »Kommt auch nicht in Frage. Dann hätten sich die Kidnapper doch inzwischen gemeldet. Auch Sittlichkeitsdelikt oder ähnliches fällt aus. Die Insel hat nur elftausend Einwohner. Schon seit Jahren ist dort, abgesehen von einigen kleineren Diebstählen, nichts mehr passiert. Es scheidet überhaupt alles aus. Die Polizei hat ihren Offenbarungseid schon geleistet. Selbst der Einfluß von Lughton konnte es nicht verhindern, daß die Suche vor drei Tagen ergebnislos abgebrochen wurde. Aber das ist noch nicht der Grund, warum ich mich in dieser Angelegenheit an dich wende.«
    Professor Zamorra ließ den Freund weitersprechen. Er unterbrach ihn mit keinem Wort.
    »Der Grund ist, daß Mariot Lughton seit der Nacht ihres Verschwindens von furchtbaren Träumen heimgesucht wird. Er sagte mir, die Träume wären so real und plastisch, als würde er im Kino vor einer riesigen Leinwand in der ersten Reihe sitzen. Und jede Nacht ist es derselbe Traum. Nur eine einzige Kleinigkeit ist jedesmal anders. Er träumt, daß seine Tochter in sumpfigem Gelände steht, die Arme nach ihm ausstreckt und dabei laut um Hilfe ruft. Doch jede Nacht steckt sie tiefer in diesem Sumpf. Jede Nacht ist sie ein Stückchen weiter im Morast versunken. Lughton glaubt, daß seine Tochter noch lebt, und daß sie erst dann tot ist, wenn sie ganz in diesem Sumpf versunken ist.«
    »Ein Phänomen, das öfter zu beobachten ist«, sagte Professor Zamorra. »Zwischen Vater und Tochter müssen starke Verbindungen bestehen. Lughton empfängt vermutlich verschlüsselte telepathische Signale.«
    Professor Zamorra hörte Bill am anderen Ende der Leitung aufatmen.
    »Ich wußte, daß du eine Erklärung parat haben würdest«, sagte er erleichtert.
    »Aber das bringt uns keinesfalls dem Ziel näher. Elenore Lughton ist nach wie vor verschwunden.«
    »Eben. Könntest du nicht nach Edinburgh kommen und dich mal umsehen? Du hast doch in solch haarigen Fallen schon öfter Erfolg gehabt. Ich habe Mariot von dir erzählt. Er hat noch einmal einen Funken Hoffnung geschöpft. Ich spüre es förmlich: Das ist ein Fall, bei dem man mit Suchaktionen und Polizeigewalt nicht mehr weiterkommt. Kann ich Mariot sagen, daß du dich damit beschäftigen wirst?«
    Professor Zamorra brauchte nicht zu überlegen.
    »Natürlich kannst du das«, sagte er spontan. »Aber versprich Mariot Lughton nichts. Ich bin kein Hellseher. Aber ich werde alles in meinen Kräften stehende tun. Erwarte mich morgen. Ich werde über London fliegen.«
    Professor Zamorra legte auf. Er war nachdenklich geworden.
    Schon beim Namen der Insel war eine Saite in seinem Unterbewußtsein angeklungen.
    Skye…
    Irgendwann hatte er schon einmal von dieser Insel im Westen Schottlands gehört.
    Und es war nichts Gutes gewesen…
    ***
    Die Maschine der British European Airways landete um 6 Uhr 30 auf dem Flugplatz von Edinburgh. Über Mittelengland hatten Unwetter getobt, und Zamorra und Nicole Duval waren ganz schön durchgerüttelt, als sie über die Gangway auf den Betonboden hinunterstiegen. Es war kein angenehmer Flug gewesen.
    Ein Tankwagen rollte heran, und Männer in gelben Overalls fuhren den langen Schlauch aus, über den die Tanks der kleinen Vickers Viscount neu gefüllt werden sollten. Die Maschine hatte nur eine halbe Stunde Aufenthalt, bis sie wieder in Richtung London mit einer Zwischenlandung in Birmingham startete. Die nächsten Fluggäste warteten schon hinter dem B-Gate. Trist starrten sie durch die verregneten Scheiben auf das Rollfeld heraus.
    »Ob Mister Fleming uns abholt?« meinte Nicole unschlüssig.
    Zamorra hatte nicht zugehört. Er dachte an das silberne Amulett, das an einer silbernen Kette an seiner Brust hing. Das Amulett seines Urahns Leonardo de Montagne, das er im Château gefunden hatte und das ihm Kraft über Geister und Dämonen verlieh. Würde das Amulett auch diesmal seine Wirkung entfalten können?
    Zamorra zweifelte fast daran. Wie alle hypersensiblen Menschen konnte er seinen Ahnungen vertrauen, und die Ahnungen verhießen diesmal
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