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0030 - Der Höllenlord

0030 - Der Höllenlord

Titel: 0030 - Der Höllenlord
Autoren: Franc Helgath
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werden noch handschriftliche Aufzeichnungen von Isaac Newton und James Watt aufbewahrt.
    Nach knapp zwanzig Minuten waren sie am Ziel. Der schnauzbärtige Fahrer hielt sein kaum weniger altes Gefährt vor einem prachtvollen schmiedeeisernen Gatter an. Bill bezahlte.
    Zamorras Freund brauchte nur einmal kurz auf den Klingelknopf zu drücken, als das Tor auch schon, von einem Elektromotor getrieben, zurückschwang. Von der Villa herüber kam ein uniformierter Lakai mit einem riesigen Regenschirm gelaufen, obwohl es gar nicht mehr regnete. Er führte die beiden Freunde ins Haus.
    »Mister Lughton erwartet Sie schon«, sagte er.
    Mariot Lughton war trotz der frühen Stunde komplett angekleidet.
    Der Exportkaufmann empfing sie an der Pforte, deren Vorbau von klassizistischen Säulen getragen war. Auf dem Kapitell war in einem Relief der Raub der Sabinerinnen dargestellt.
    Lughton war ein Mann in den 50er Jahren. Wenn Bill ihm das nicht vorher gesagt hätte, hätte Professor Zamorra ihn für siebzig gehalten. Eingefallen und grau waren die einst wohl rosigen Wangen, tief lagen die grauen Augen in ihren Höhlen unter dunklen, buschigen Brauen. Scharf wie ein Geierschnabel stach die Nase aus dem Gesicht. Das Entsetzen, das der letzte Traum ihm bereitet hatte, stand immer noch in den greisenhaften Zügen.
    »Das ist Professor Zamorra«, stellte Bill ihn vor. Der Druck der Hand des Mannes war vage und kraftlos. Seine Hand fühlte sich an wie welkes Laub.
    »Kommen Sie bitte mit, meine Herren«, sagte Lughton. »Sicher werden Sie noch nicht gefrühstückt haben. Ich habe im Salon anrichten lassen.«
    Mariot Lughton ging voraus. Er schlurfte über den Marmorboden.
    Sein Gang war ohne Kraft. Er mußte Fürchterliches durchgestanden haben.
    Auf dem ovalen Tisch war ein englisches Frühstück aufgebaut.
    Dort, wo Mariot Lughton sich setzte, war nichts.
    »Ich habe schon gegessen«, sagte er und jeder im Raum wußte, daß er log.
    Auch Zamorra ließ die frischen Brötchen, die Käseplatte und die Wurst unberührt. Er ließ sich von dem Diener nur eine Tasse starken Tee einschenken und nippte daran. Das Getränk war höllisch heiß.
    Professor Zamorra setzte die Tasse wieder ab.
    »Nachdem, was mein Freund mir erzählt hat«, begann er, »ist nicht mehr viel Zeit zu verlieren. Sie brauchen sich also nicht mehr mit der Vorgeschichte aufzuhalten. Ich kenne sie bereits. Würden Sie mir von Ihrem letzten Traum erzählen?«
    Mariot Lughton faltete seine Hände vor dem Bauch und senkte den Blick.
    »Es war schrecklich.«
    Und nach einer kleinen Pause: »Ich glaube, Sie kommen zu spät, Professor Zamorra.«
    »Erzählen Sie«, drängte Zamorra. »Ich kenne den Inhalt Ihrer frü- heren Träume. Wie war es diesmal?«
    »Sie stand auf einer Art Scheibe. Die Scheibe war durchsichtig. Etwa einen Arm dick. Aber man konnte genau erkennen, was darunter lag. In den ersten Tagen stand Elenore nur auf dieser Scheibe. Dann begann sie langsam einzusinken.«
    Mariot Lughton schlug die Hände vors Gesicht. Seine weiteren Worte kamen nur undeutlich, doch Zamorra verstand ihn trotzdem.
    »Unter der Scheibe. Dort waren gräßliche Gestalten. Wesen wie vor einer Zeit, in der es noch keine Menschen gab. Aber sie hatten menschliche Gliedmaßen. Und Köpfe wie ein Saurier. Oder Drachen. Oder Vögel mit riesigen Schnäbeln.«
    Lughton schluchzte hinter seinen Händen trocken auf.
    »Elenore sank immer tiefer durch diese Scheibe hindurch. Diese Scheusale griffen nach ihren Beinen, zogen und zerrten daran. Immer tiefer sank sie…«
    »Und heute Nacht?«
    Lughton nahm die Hände von seinem Gesicht. In seinem Blick glomm der beginnende Wahnsinn auf.
    »Heute nacht?«
    Lughton starrte in weite Fernen.
    »Heute nacht war sie bis zum Kopf in diese Scheibe eingesunken. In ihren Mund drang eine schleimige, quallige Masse, erstickte ihre Hilferufe…«
    Lughtons Kopf kippte nach vorne. Die Ellenbogen, auf die er ihn gestützt hatte, rutschten weg. Schwer schlug er mit der Stirn auf den Tisch.
    Professor Zamorra sprang auf. Er tastete nach dem Puls des Ohnmächtigen und schaute dabei auf seine Armbanduhr.
    »Schnell«, sagte er zu Bill. »Tu etwas! Der Mann muß sofort in ein Krankenhaus. Das Herz macht nicht mehr mit. Er braucht sofort eine Spritze.«
    Der Diener war aufgetaucht. Auch er war kreidebleich.
    »Haben Sie nicht gehört?« bellte Bill ihn an. »Rufen Sie sofort die Notarztstation an. Mister Lughton muß sofort in ein Krankenhaus.«
    Der Lakai setzte sich in
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