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003 - Rom sehen und sterben

003 - Rom sehen und sterben

Titel: 003 - Rom sehen und sterben
Autoren: Timothy Stahl
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schön, sie war klug und mutig und stark.
    In einer anderen Zeit und Welt wäre Aruula ein Mädchen zum Heiraten gewesen…
    Matt Drax verzog das Gesicht und konzentrierte sich wieder aufs Fahren. Er hatte eine gescheiterte Ehe hinter sich…
    Andererseits, seine Scheidung war ein paar hundert Jahre her. Womöglich war er in der Zwischenzeit ja reif für eine neue Beziehung…
    Er grinste jungenhaft und, fast ohne es zu merken, streckte er die rechte Hand nach Aruula aus und berührte ihre nackte Haut.
    Samten und weich war sie, trotz des rauen Lebens, das Aruula führte.
    Ganz kurz hatte Matt den Eindruck, sie würde blinzeln. Aber als er genauer hinsah, bewegten sich ihre Lider nicht. Einzig Aruulas Atem schien ein klein wenig schneller zu gehen als noch vorhin, und um ihren Mund hatte sich die Andeutung eines Lächelns gelegt. Der Gedanke, dass sie sich nur schlafend stellte und die Berührung seiner Hand auf ihrer bloßen Haut still genoss, verursachte Matt ein Kribbeln, wie er es lange nicht mehr verspürt hatte.
    Viel zu lange nicht…
    Aruula brachte ihm mehr als nur freundschaftliche Gefühle entgegen. Als sie ihn noch für einen Gott gehalten hatte, war sie sogar ohne zu zögern willens gewesen, sich ihm hinzugeben, um ein Kind von ihm zu empfangen. Matt hatte das Angebot abgelehnt.
    Aber auch jetzt, da Aruula wusste, dass der Mann, den sie Maddrax nannte, kein Gott war sondern nur ein Mensch (wenn auch kein gewöhnlicher in ihrem Sinne), fühlte sie sich dennoch zu ihm hingezogen. Immerhin hatte sie seinetwegen die Horde, die ihre Familie gewesen war, verlassen.
    Und Matt konnte seinerseits nicht leugnen, dass er die Gefühle der jungen Barbarin erwiderte. Mehr noch, er fühlte sich ihr verbunden wie noch nie jemandem zuvor. Was nicht zuletzt daran lag, dass Aruula ihn gewissermaßen in- und auswendig kannte.
    Obwohl seit ihrer ersten Begegnung erst ein paar Wochen vergangen waren.
    Aruula verfügte über ein besonderes Talent. Sie vermochte hinter die Dinge zu sehen, Menschen zu durchschauen. Sie empfing Stimmungen und Gedanken. Lauschen nannte Aruula diese Gabe. In der Zeit, aus der Matt kam, hieß sie Telepathie.
    Dieser Fähigkeit wegen machte Aruula auch geradezu rasante Fortschritte im Erlernen der englischen Sprache. Schon als sie noch bei der Horde gewesen waren, hatte Aruula sich in gebrochenem Englisch mitteilen können. Und in der kurzen Zeit, da sie nun zu zweit unterwegs waren, hatte das Mädchen erstaunlich viel dazugelernt.
    Matt zweifelte nicht daran, dass sie ihre Sprachkenntnisse mittels ihrer Gabe direkt aus ihm bezog. Er hatte sich nie sonderlich mit PSI-Talenten befasst, allerdings auch nicht daran gezweifelt, dass es sie gab. Und Aruula war ihm nun der lebende Beweis dafür.
    Er selbst war sprachlich keineswegs unbegabt. Neben seiner Muttersprache konnte er sich ganz gut auf Deutsch verständigen, schließlich war er die letzten Jahre auf einer Militärbasis in der Nähe von Berlin stationiert gewesen. Außerdem sprach er leidlich Französisch.
    Trotzdem - und obwohl es sich zumindest teilweise aus eben diesen drei Sprachen zusammensetzte - hatte er bislang nicht gelernt, sich im Idiom der Menschen dieser Zeit fließend zu verständigen. Er kannte zwar eine ganze Reihe von Begriffen, war aber immer noch auf Gesten angewiesen, um sich verständlich zu machen.
    Aruula wurde jedoch nicht müde, ihn zu unterrichten. Und so lange sie nicht auf eine Spur des zweiten »Feuervogels« stießen, hatten sie ja auch wenig anderes zu tun, als sich gegenseitig Sprachunterricht zu erteilen.
    Matts Gedanken kamen ins Stocken, als er schräg voraus plötzlich einen sanften Lichtschimmer zwischen den Bäumen entdeckte. Was war das - ein Lagerfeuer?
    Was sonst? Matt hatte einsehen müssen, dass es alltägliche Dinge wie Glühbirnen oder Taschenlampen in dieser Welt nicht mehr gab. Eines blieb sich trotzdem gleich: Wo die Nacht durch ein Licht erhellt wurde, hielten sich meist auch Menschen auf!
    Matt korrigierte die Fahrtrichtung und tastete gleichzeitig zu Aruula hinüber, rüttelte sie sanft. Die junge Barbarin fuhr aus dem Schlummer hoch - und war sofort hellwach. Sie hatte früh gelernt, dass jede Störung des Schlafs mit einer akuten Gefahr zusammenhängen konnte.
    Matthew behielt seine Hand auf ihrer Schulter. »Alles in Ordnung«, beruhigte er sie.
    »Siehst du das Feuer?« Er wies nach vorn.
    »Schauen wir nach, was es damit.«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu vollenden. Denn im selben Moment
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