Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
003 - Rom sehen und sterben

003 - Rom sehen und sterben

Titel: 003 - Rom sehen und sterben
Autoren: Timothy Stahl
Vom Netzwerk:
getroffen.
    Matt erinnerte sich kaum an den Einschlag. Irgendetwas war geschehen. Mit ihm, mit seinem Jet. Die Druckwelle, sicher. Aber da war noch etwas anderes gewesen. Nur - was?
    Als er aus einer scheints kurzen Ohnmacht erwacht war, hatte sich der Jet über den südlichen Alpen befunden. Und während sich sein wissenschaftlicher Copilot Prof. Dr. Jacob Smythe mit dem Schleudersitz rettete, hatte Matt eine Notlandung hingelegt.
    Damit hatten endlos lange Tage begonnen, bestimmt und erfüllt von Alpträumen und Schmerzen. Bis sie ihn gefunden und gerettet hatten. Menschen.
    Menschen allerdings, wie Matt Drax sie im Leben noch nicht gesehen hatte. Weil sie einer prähistorischen Zeit zu entstammen schienen. Gewandet in Felle, bewaffnet mit schlichten Schwertern und Speeren und eine ganz eigene Sprache sprechend, die er nie zuvor gehört hatte.
    Die Barbaren hatten ihn aufgenommen und gepflegt. Nicht, wie Matt Drax bald feststellte, aus purer Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, sondern weil sie ihn für einen Gott hielten. Oder einen Sendboten ihrer Götter wenigstens, der auf einem »Feuervogel« reitend zu ihnen geschickt worden war.
    »Maddrax« nannte ihn die Horde, die vom Norden gen Süden zog, weil man dort offenbar so etwas wie das Gelobte Land zu finden hoffte; Südland nannten sie dieses Ziel ihrer Träume. Und eine Zeitlang war Matt Drax mit diesen Menschen gezogen.
    Vor zwei Tagen hatte er sich von ihnen getrennt, nachdem der Stamm bei Bologna von schrecklichen, vier Meter langen Erdschlangen angegriffen worden war. Der frühere Schamane des Stammes hatte sie ihnen, von Neid auf den Gott Maddrax zerfressen, auf den Hals gehetzt. Die Horde hatte einen hohen Preis an Leben zahlen müssen. Aber auch Baloor selbst war dabei umgekommen.
    Sorban, der Häuptling hatte entschieden, dass dieses Land von den Göttern verlassen war, und die Umkehr nach Norden befohlen. Matt Drax aber wollte seine Kameraden und die beiden Wissenschaftler finden - und sein Weg wies nach Süden.
    Den Jeep hatte Matt auf dem Gelände einer früheren Kaserne in Bologna entdeckt. In einer ölgefüllten Werkstattgrube hatte das Vehikel die Zeit erstaunlich gut überstanden, und so hatte er den Jeep geborgen und flottgemacht. Zwar stank die Mühle immer noch erbärmlich nach altem Öl, aber der Motor lief, wenn auch nicht rund. Die Sitzgestelle hatte Matt provisorisch mit Fellen aufgepolstert. Und auf der Ladefläche waren acht Benzinkanister fest verzurrt.
    Jetzt also fuhr er gen Süden. In die Richtung, in die angeblich ein weiterer
    »Feuervogel« geflogen war! Diese Information hatte Matt in Bologna erhalten, und sie war Öl auf das Feuer jener Hoffnung, die er seit Wochen hegte: dass es die beiden anderen Jets seiner Staffel ebenfalls in diese Zeit verschlagen hatte.
    Matt gestand sich ein, dass diese Hoffnung im Grunde egoistisch war. In den Wochen seit seinem Absturz hatte er sich mehr als nur einmal gefragt, ob der Tod nicht die bessere Alternative gewesen wäre. Er war gefangen in einer Welt, die nicht mehr die seine war. Und seine Zukunft… nun, seine Zukunft war bestenfalls ungewiss. Durfte er also jemand anderem wünschen, dieses Schicksal zu teilen?
    »Jedes Leben ist besser als der Tod«, flüsterte Matt Drax in die Nacht. Aber es klang selbst in seinen Ohren nur nach dem, was es war: schal und nach dem faden Versuch, sich selbst mit aller Gewalt Mut zu machen.
    Noch ein Geständnis musste Drax vor sich ablegen. Er suchte nicht nur aus Kameradschaft nach den anderen. Natürlich waren Freundschaft und daraus resultierendes Pflichtgefühl der maßgeblichste Grund seiner Suche.
    Aber es gab noch einen weiteren: Wenn er die anderen fand, würde er nicht mehr der einzige Fremde sein in dieser Welt und Zeit. Nicht mehr allein.
    Auch dieser Gedanke war unfair, erkannte Matt. Denn er war nicht allein. Er wandte den Kopf und sah zum Beifahrersitz. Zu Aruula.
    Aruula, das Barbarenmädchen. Das sich Maddrax zuliebe von seiner Horde getrennt hatte, um ihn zu begleiten.
    Aruula schlief, obwohl der Jeep ständig über Unebenheiten des Waldbodens rumpelte und Matt das Fahrzeug im Zickzack zwischen den Bäumen hindurchlenkte. Ein klein wenig beneidete er seine Gefährtin um diesen Schlaf. Und zugleich bedauerte er es, sie nicht länger im Mondlicht betrachten zu können, weil er sein Augenmerk wieder nach vorne richten musste.
    Denn Aruula war schön. Trotz ihres verfilzten Haares und des Schurzes aus Taratzenfell, den sie trug. Sie war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher