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003 - Rom sehen und sterben

003 - Rom sehen und sterben

Titel: 003 - Rom sehen und sterben
Autoren: Timothy Stahl
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reagieren, sofort. Er bewegte seine Waffe, als stehe er bereits einem Widersacher gegenüber. Die Klingen an den Stockenden schimmerten rötlich im Licht der Flammen, als hätten sie bereits Blut gekostet.
    »Was für ein Tier?« fragte Noone atemlos.
    »Das werden wir bald wissen«, meinte Larn.
    Er rechnete mit einer Rasse, die im Norden nicht anzutreffen war.
    »Es könnte auch ein Dämon sein, Larn«, fuhr Noone mit zitternder Stimme fort. »Aus Orguudoos finsterem Reich. Die Horde könnte ihn beschworen haben, damit er uns folgt und bestraft.«
    Larn nickte vage. Ja, das sähe dem Schamanen und den Ältesten ähnlich… Trotzdem glaubte er nicht recht daran. Zum einen, weil sein Glaube an Götter und Dämonen ohnedies auf tönernen Beinen stand - und zum anderen witterte er das Ding im Dunkeln jetzt! Und was da um sie herumschlich, roch eindeutig wie ein Tier, scharf und beißend, nach Kot und Urin, nach Blut und Aas. Es hielt sich verborgen, suchte nach dem wunden Punkt seiner Beute, wartete auf den Moment, da sein Opfer einen Fehler beging oder nachließ in seiner Aufmerksamkeit.
    Larn sprang zurück, landete neben der Feuerstelle und stieß eine der Klingen seines Stockschwertes in die Glut. Dann rührte er darin wie in einem Kessel. Brennende Holzstücke verteilten sich im näheren Umkreis. Die Nacht wich ein Stück zurück, die Lichtinsel wuchs.
    Larns Blick reichte fünf, sechs Ellen weiter als eben noch. Weit genug. Denn er sah - das Ding. Das, was er vor zwei, drei Herzschlägen noch für ein Tier gehalten hatte. Es stand genau dort, wo der Widerschein des Feuers und das Dunkel der Nacht ineinander übergingen. Und es war kein Tier, daran konnte es nicht den mindesten Zweifel geben.
    Larn wusste nicht, was es war…aber in jedem Falle war es eine Kreatur, die es auf dieser Welt nicht geben durfte!
    ***
    Matts Fäuste schlossen sich fester um das Lenkrad des Jeeps, und er versuchte seine gesamte Aufmerksamkeit auf das Fahren zu konzentrieren.
    Es gelang ihm nicht.
    Weil er an die Menschen denken musste.
    Die Menschheit hatte die vielleicht größte Veränderung ihrer Geschichte durchgemacht. Sie hatte durch die Kometenkatastrophe ihre Rolle als Krone der Schöpfung eingebüßt. Sie beherrschte die Erde nicht mehr. Ihr Dasein war zu einem täglichen Kampf ums Überleben in einer feindlich gesonnenen Welt geworden. Und sie führte diesen Kampf mit primitivsten Mitteln.
    Genau das war der Punkt, der Matthew Drax am meisten Kopfzerbrechen bereitete: Die Menschen hatten sich nicht weiterentwickelt. Vielmehr schien sich die Evolution umgekehrt zu haben. Die Menschen, die Matt Drax kennengelernt hatte, konnten geradewegs der Eisenzeit entsprungen sein! Sie waren… Barbaren.
    Aber genau das konnte unmöglich sein! Nicht, wenn alles andere, was er sich zusammengereimt hatte, den Tatsachen entsprach.
    Die Menschheit dieser Zeit musste sich auf die Überlebenden der Kometenkatastrophe gründen.
    Und ganz gleich, wie viel Zeit seither vergangen war, das technische Wissen und alle Erkenntnisse dieser Überlebenden konnten nicht vollkommen verloren gegangen sein.
    Das Know-how hätte weitergegeben werden müssen, von Generation zu Generation.
    Selbst in dieser neuen Welt hätte es etwas wie technische Entwicklungen und Errun- genschaften geben müssen, basierend auf dem, was die Menschheit zu Beginn des 21.
    Jahrhunderts gekannt hatte.
    Aber dem war nicht so.
    Die heutigen Menschen hatten mit Technik, wie Matt sie kannte, nichts im Sinn; im Gegenteil hielten sie alles, was auch nur ansatzweise damit zu tun hatte, für Zauberei. Es schien, als sei alles Wissen, das die Menschheit in ihrer langen Geschichte gesammelt hatte, ausgelöscht worden. Als habe eben diese Geschichte von neuem begonnen.
    Und Matt Drax war in einem ihrer ersten neuen Kapitel gelandet, oder besser gesagt: bruchgelandet.
    Als »Christopher-Floyd« - benannt nach seinen Entdeckern, zwei schottischen Hobbyastronomen - am 8. Februar 2012 auf den blauen Planeten zugerast war, hatte Commander Matthew Drax eine Staffel von Düsenjägern in der Stratosphäre über Europa befehligt. Zusammen mit den Besatzungen zweier weiterer Jets hatten sie beobachten sollen, was der Beschuss des Kometen mit Interkontinental- Raketen bewirkte.
    Nichts. Gar nichts hatte die verzweifelte Aktion zur Rettung der Welt bewirkt. Unbeeindruckt war »Christopher-Floyd« auf Vernichtungskurs geblieben. Und wie berechnet hatte er um 16:44 Uhr mitteleuropäischer Zeit die Erde
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